Im Münchner Stadtgebiet sind die Schilder und Bodenmarkierungen mit weißem Fahrrad auf blauem Hintergrund bereits vielerorts zu sehen. Sie weisen sogenannte Fahrradstraßen aus, auf denen den Bikern der Vorrang im Straßenverkehr gewährt wird. Nachdem München das Radfahren in der Stadt attraktiver machen will, sollen u.a. die Fahrradstraßen Rad-Vorteile gegenüber dem Kraftfahrzeugverkehr schaffen. Die Grünen im Bezirksausschuss Laim (BA 25) brachten jüngst den Vorschlag ein, auch in Laim eine Fahrradstraße zu etablieren. Eine Teilstrecke der Camerloherstraße, zwischen Willibald- und Fürstenrieder Straße, halten sie für geeignet. So bald wird hier jedoch keine Fahrradstraße markiert, denn das Mobilitätsreferat wurde gar nicht erst mit einer Prüfung beauftragt. Der Grund: Die Fraktionen der SPD, CSU und FDP im Laimer BA schlossen sich zusammen und überstimmten so die Grünen. Damit ist der Vorstoß für eine erste Fahrradstraße in Laim blockiert.
Auf Fahrradstraßen sollen Radler sicher und ohne den verkehrlichen Druck durch den motorisierten Verkehr fahren können. Auf diesen ausgewiesenen Wegen dürfen Radfahrer z.B. nebeneinander fahren. Autos, sofern ihnen die Fahrt durch eine entsprechende Beschilderung erlaubt wird, müssen auf den Radverkehr besondere Rücksicht nehmen und gegebenenfalls langsamer als 30 Kilometer pro Stunde fahren. Nicht alle Straßen in München eignen sich als Fahrradstraße. Bei zu kleinen und zu engen Straßen etwa macht die Ausweisung wenig Sinn. Ebenso erscheint die Fahrradstraße für besonders viel befahrene Hauptverkehrsadern als ungeeignet. Ob die Camerloherstraße als Fahrradstraße tauglich wäre? Im BA herrscht dazu geteilte Meinung. Die Grünen glauben ja: „ Für die Entlastung der Hauptverkehrsrouten in Ost-West-Richtung ist die Camerloherstraße aufgrund ihrer Durchgängigkeit, des geringen Verkehrsaufkommens beim motorisierten Verkehr (≤ 400 KFZ/h) und der bereits jetzt starken Nutzung als Fahrradroute sehr geeignet“, heißt es im Antrag. Und auch für die dort ansässige Schule brächte die Trasse Vorteile: „Da die Camerloherstraße direkt an der Von-der Pfordten-Grundschule vorbeiführt, ergibt sich als weiterer Vorteil, dass sie von den Schüler*innen für den täglichen Schulweg genutzt werden kann.“ Ein weiterer Pluspunkt: Eine Fahrradstraße könnte umso wichtiger werden, wenn wegen der Bauarbeiten an der Verlängerung der U-Bahnlinie 5 auf der Gotthardstraße der Verkehr beeinträchtigt bzw. durch verengte Trassen geführt wird. Die „Fahrradstraße-Camerloherstraße“ könnte die Gotthardstraße entlasten und Gefahrensituationen entschärfen.
Anders schätzen das die Antrags-Kritiker von SPD, CSU und FDP im BA Laim ein. In der Camerloherstraße herrsche für eine Fahrradstraße zu viel Verkehr, lautet etwa eines der Gegenargumente. Auch der zusätzliche Verkehr, der sich in der Camerloherstraße aufgrund der Bauarbeiten an der U5-Verlängerung in der Gotthardstraße ergeben wird, spräche gerade gegen die Fahrradstraße. Schließlich müsse der Verkehrsfluss während der Bauphase funktionieren. Diese Einschätzung teilt Polizeidienststellenleiter Martin Bachmeier von der PI 41.
Per Mehrheitsentscheidung wurde der Antrag auf Ausweisung einer Fahrradstraße durch den BA Laim abgelehnt. Stattdessen will man nun abwarten, wie sich die Verkehrslage in der Camerloherstraße im Zuge der Bauarbeiten in der Gotthardstraße entwickelt und die Vorschläge der Stadtverwaltung hören.