Des einen Freud ist oft genug des anderen Leid, selbst wenn es nur um einen prägnanteren Markennamen für eine Region geht. Nach fast dreijährigen Verhandlungen haben sich die Mitglieder der gwt - Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung - nun auf einen neunen Namen für ihre Region geeinigt und die gwt einstimmig mit der Umsetzung beauftragt. Nach dem Zusammenschluss der beiden Tourismusverbände Herrsching und Starnberg unter Einbeziehung der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (gwf) zur neuen Bezeichnung „gwt“ schien es nur konsequent, dieser Veränderung auch mit einem neuen Regionennamen Rechnung zu tragen. Ziel war es, mit einem überzeugenden Begriff die Seenlandschaft nicht nur wie bisher als attraktiven Lebens- und Freizeitraum zu kennzeichnen, sondern auch den exzellenten Wirtschaftsstandort abzubilden. So entschied sich die Versammlung für den neuen Markenbegriff „StarnbergAmmersee“.
„Natürlich hat es Diskussionen gegeben“, erklärt Landrat Karl Roth, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der gwt ist. „Wenn man den Namen noch nicht gewohnt ist, ihn noch nicht eingeübt hat, klingt er etwas sperrig. Wir haben extra eine sprachwissenschaftliche Analyse in Auftrag gegeben, die ergeben hat, dass der Begriff als Name der Region absolut geeignet ist“.
Das klingt ein wenig nach Entschuldigung für diejenigen, die mit der Namensgebung nichts anfangen können, besonders aber für die Gemeinden an Wörthsee, Pilsensee und Weßlinger See, die darin keine gesonderte Erwähnung mehr finden. Doch immerhin spielt auch im geänderten Markennamen das Wasser und die von ihren Seen geprägte Landschaft weiterhin die Hauptrolle.
Starnberger See und Ammersee, diese beiden großen Seen, die selbst aus dem Flugzeug kilometerweit klar zu erkennen sind, sollen fortan der ganzen Region als Identitätsmerkmal dienen. Der Starnberger See einerseits, vor allem bekannt als Ausflugs- und Urlaubsziel, Segelrevier und bevorzugte Residenz gut betuchter Mitbürger, hat deutlich mehr zu bieten als die üblichen Klischees vermuten lassen. Diese verborgenen Facetten sollten künftig stärker in Erscheinung treten. Der Ammersee im Westen, gerne auch als Bauernsee bezeichnet, gibt sich von je her bescheidener und legerer. Hier treffen sich Künstler und Freizeitsportler und bei starkem Wind auch Kitesurfer in der Herrschinger Bucht. Doch auch hier schlummern wirtschaftliche Potenziale, die es zu stärken gilt.
Fast drei Jahre hat es gedauert von den ersten Schritten im Prozess der Markenbildung bis zur endgültigen Namensbekanntgabe. In dieser Zeit haben alle Akteure in zahlreichen Workshops die Spitzenleistungen der Region zusammengetragen, angefangen bei den landschaftlichen Schönheiten bis hin zu unternehmerischen Leistungsträgern, woraufhin sich dann eine ureigene regionale Identität abzeichnete. Eine Identität, die nach Ansicht der Verantwortlichen mit der bisherigen Marke „Fünfseenland“, die lange Zeit das positive Image der Region bestimmte und besonders von den Einheimischen geschätzt wurde, nicht mehr in der gewünschten Weise abgebildet wird. Innovative High-Tech-Unternehmer oder spezialisierte Software-Anbieter beispielsweise haben im bisherigen Begriff „Fünfseenland“, der vor allem den touristischen und freizeitlichen Wert der Gegend assoziiert, keinen Platz gefunden. Die neue Regionenmarke „StarnbergAmmersee“ hingegen ist breiter und vielfältiger aufgestellt und funktioniert, so die Überzeugung der gwt, auch überregional, wenn neben dem Tourismus auch die Wirtschaft miteinbezogen wird. Künftig sollen mehr regionale Player hinter der Marke stehen, sie mittragen und beispielsweise mit gemeinsamen Auftritten auf Messen sichtbar machen. Wer unter welchen Bedingungen mit dem Namen „StarnbergAmmersee“ auftreten darf und als Qualitätsmarke nutzen darf, wird von der gwt allerdings noch genau festgelegt werden.
„Wir rechnen damit, dass es einige Jahre dauert, bis die Marke sich etabliert hat. Erstmal muss sie in der Bevölkerung Akzeptanz finden. Deshalb wollen wir uns auch erst auf die Region selbst konzentrieren, bevor wir nach außen gehen“, erklärt Kathrin Kollmann, Markenmanagerin der gwt Starnberg, die mit der Einführung der Marke beauftragt wurde. Wenn in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für regionale Werte, Produkte und Wertschöpfungsketten vorhanden sei, gelänge die Identifikation mit Region und Markenname von selbst. Der Geschäftsführer der gwt Starnberg, Christoph Winkelkötter, will aber noch mehr: „Eine starke Marke hat das Potenzial, unsere Region auch für vielfach gesuchte Fachkräfte noch attraktiver zu machen.“