Eigentlich wollten Sonja Scheid und Thomas Schnattinger nur zehn leere Bananenkisten abholen. „Der Keller sollte ausgemistet werden“, erzählt die Yogalehrerin. Doch aus zehn leeren wurden 300 Kisten, alle voller Bücher. Es war der Fundus von Tina Reuther und Isabelle Feix, die den traditionellen Büchermarkt im vergangenen Jahr aufgegeben hatten. Nun drohten die Bücher ins Altpapier zu wandern. „Sie müssen gerettet werden“, fand die begeisterte Leserin Scheid, die früher selbst tütenweise Lektüre von den Büchermärkten nach Hause schleppte.
Gemeinsam mit Schnattinger, der beruflich Medizinprodukte vertreibt und seit jeher eine Schwäche für Literatur hat, fassten die beiden einen Plan: Der Gilchinger Büchermarkt soll weiterleben und zwar in der Lilienthalstraße 10. Hier betreibt Scheid ein Yogastudio und eine Eventlocation. „Da haben wir genügend Platz”.
Drei Probeläufe haben sie bereits hinter sich. „Das wurde richtig gut angenommen“, freut sich Schnattinger, der das Projekt federführend übernommen hat. Besonders glücklich ist er über die vielen jungen Kunden. „Bücher lesen ist immer noch angesagt“. Jetzt wird aus dem Probelauf Ernst: Am Samstag, 18., und Sonntag, 19. Oktober, können Lesefreunde jeweils von 10 bis 18 Uhr, gut erhaltene Second-Hand-Bücher, CDs, DVDs, Blu-rays und Brettspiele aus allen Sparten erwerben.
So riesig wie früher im Gilchinger Rathaus, als über 50.000 Bücher die Räume füllten, wird es nicht, doch die Auswahl bleibt groß. Die Bücher sind in 15 Themenbereiche sortiert – von Kinder- und Jugendbücher über Romane, Krimis, Antiquaria, Sachbücher bis zu Bildbänden.
Aus den ursprünglichen 300 Bücherkisten sind dank neuer Spenden inzwischen 500 geworden. Mal wurde ein Haushalt aufgelöst, mal sind die Kinder aus dem Haus oder jemand braucht Platz im Regal.
Die Preise bleiben gewohnt niedrig: Taschenbücher kosten einen Euro, Hardcover und Bildbände um die zwei. Der Erlös geht an soziale Projekte. „Da viele Bücher von älteren Menschen stammen, sollen auch sie bedacht werden“, erklärt Scheid. Ein Teil der Einnahmen ist für das Seniorenzentrum Pichelmayer bestimmt, weitere Spenden gehen an den BIV-Kindergarten, damit das, was aus den Regalen der Älteren kommt, bei den Jüngeren weitergelesen wird. Die Geschichten bleiben die gleichen, Buch bleibt Buch, das gefällt Scheid an der Idee besonders. Wer Bücher abgeben möchte, kann das ebenfalls. „Sie sollten sehr gut erhalten sein.“. Vergilbtes, Zerfleddertes, Eselsohren oder Flecken lassen sich nicht verkaufen, mahnt Schnattinger. Die nächsten Abgabetermine sind am 25. Oktober und am 15. November, jeweils von 10 bis 14 Uhr in der Lilienthalstraße 10.