„Die Olympischen und Paralympischen Spiele sollen wieder nach Bayern kommen! Ich bin davon überzeugt, dass Spiele insbesondere für die Menschen im Ausrichtungsland von immenser Bedeutung sind, eine großartige Chance für Sportlerinnen und Sportler, aber auch für Infrastruktur, Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft”, sagte Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann beim 7. Grünwalder Kamingespräch der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), das der Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, Christian Nitsche, moderiert hat.
Für Herrmann schafft Olympia im eigenen Land - „wenn man es richtig anpackt” - einen einzigartigen Mehrwert, der weit über den Sport hinausgeht. „Die Spiele können den Menschen etwas geben”, so der Sportminister. „Wir sind überzeugt, dass wir alle sehr breit und nachhaltig davon profitieren können.”
„Sport wird immer wichtiger als Kitt für die Gesellschaft, die sich langsam spaltet. Olympische Spiele sind daher eine sinnvolle Investition” zeigte sich Prof. Dr. Holger Preuß, Mitglied der IOC-Kommission Legacy and Sustainability überzeugt. Preuß sieht auf Grund der Nachnutzung von Sportstätten gute Chance für München im innerdeutschen Wettbewerb zwischen München, Hamburg, Berlin und der Region Rhein-Ruhr, die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgefordert wurden bis Ende Mai 2025 ihre Konzepte einzureichen.
Allerdings positionierte sich Preuß, welcher zudem Professor für Sportökonomie und Sportsoziologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz ist, auch klar gegen ein Referendum. Dabei ging es ihm nicht darum, die Bürger außen vor zu lassen. „Ein Referendum birgt die Gefahr zur Befragung am falschen Zeitpunkt, weshalb ich mehrere repräsentative Befragungen befürworte”, so Preuß, denn die wirkliche Meinung der Bevölkerung sei wichtig.
Herrmann betonte, dass die Identität Olympischer und Paralympischer Spiele in Deutschland klar definiert sein müsse, nämlich nach den Kriterien Nachhaltigkeit, Transparenz und Nutzen für die Menschen. Olympia-Skeptiker würden oft das Stichwort „Gigantismus” nennen. Herrmann widerspricht dieser Aussage jedoch: „Gigantismus lehnen wir aber entschieden ab! Wir wollen Olympia, aber eben nicht um jeden Preis.” Bayern und die Landeshauptstadt München als Weltstadt mit Herz wollen nachhaltige, weltoffene und bürgernahe Spiele, die Menschen zusammenbringen, den Zusammenhalt und das Miteinander wieder fördern.
Als Beispiel für Nachhaltigkeit nannte Herrmann die Nutzung vorhandener Sportstätten. „Ich erinnere an die European Championships oder die Spiele in Paris. Wunderbare Beispiele, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann, wie große Sportereignisse die Menschen begeistern und mitreißen können.” Die Messlatten für eine erfolgreiche Olympiabewerbung seien dort gesetzt worden: Der weitgehende Verzicht auf Neubauten, vielfach kurze Wege zwischen den Austragungsstätten, Priorität von ÖPNV, der Rückgriff auf erneuerbare Energiequellen sowie mehr Barrierefreiheit. Dazu gehört auch ein kluges, funktionierendes und alltagstaugliches Verkehrskonzept, von dem die Menschen vor, während und auch nach Olympia profitieren. Dabei wird hilfreich sein, dass bis zu Olympia 2040 oder 2044 auch die 2. Stammstrecke zur Verfügung stehen wird.
Die Landeshauptstadt München und der Freistaat Bayern wollen diese Gelegenheit im engen Schulterschluss ergreifen und für einen starken Rückhalt in der Bevölkerung werben: „Wir wollen die Zustimmung der Bevölkerung auf breiter Basis, um die Zukunft der nächsten Generationen positiv zu gestalten!” Auf dem Weg dahin möchte der Bayerische Sportminister alle Bevölkerungsgruppen mitnehmen. Dies ist auch das Anliegen der Deutschen Olympischen Gesellschaft, die sich für die Verbreitung des olympischen Gedankens in Sport und Gesellschaft einsetzt.
Vorsitzender der DOG München Alexander von Stülpnagel bot dem Minister die Unterstützung und Mitarbeit der DOG Stadtgruppe München auf dem Weg zum von der Stadt geplanten Bürgerentscheid an. „Ziel muss es sein, die emotionale Begeisterung der Bevölkerung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland zu wecken und hierfür ein starkes Netzwerk aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen”, so von Stülpnagel. Auch beim jährlichen DOG-Summit im Olympiapark werde die Thematik „Wie profitieren München und seine Bürger von den Spielen?” im Mittelpunkt stehen.