Die Benediktuskirche im Freisinger Mariendom war am Vorabend von Mariä Himmelfahrt erneut Konzertsaal. Nach der erfolgreichen Kammermusikreihe anlässlich der Feiern „1.300 Jahre Korbinian in Freising“ im letzten Jahr gastierte dort heuer das Ensemble „Musica obligata“ mit der Flötistin Stephanie Pritzlaff, dem Cellisten Felix Gußmann, mit der Freisinger Sopranistin Miriam Fußeder und mit Dommusik-direktor Matthias Egger (Truhenorgel, Cembalo). Die Kirche, die in der heutigen Form auf das Jahr 1347 zurückgeht, war – einschließlich der Plätze mit eingeschränkter Sicht – erneut voll besetzt. Zur Aufführung kamen Werke von Rupert Ignaz Mayr, Giovanni Battista Fontana, Girolamo Frescobaldi, Arcangelo Corelli, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann und Johann Adolph Hasse. 
„Laudate, pueri, Dominum; laudate nomen Domini.“ Gleich zu Beginn des Konzertes erlebten die Besucher einen künstlerischen Höhepunkt: Die junge, aufstrebende Sopranistin Miriam Fußeder trug begeisternd das „Laudate pueri“ (Ps 113) von Rupert Ignaz Mayr (1646-1712) vor, der von 1706 bis 1712 Kapellmeisters am Hofe des Freisinger Fürstbischofs war. Begleitet wurde die junge Freisingerin von der renommierten Flötistin Stefanie Pritzlaff, von Felix Gußmann am Violoncello und Matthias Egger an der Orgel. Die Instrumentalisten verwendeten schon dabei Kopien historischer Instrumente und präsentierten sich in der Folge solistisch, aber auch in wechselnden Zusammenstellungen.
Die Drei nahmen die Konzertbesucher mit auf eine Reise vom Hofe des Freisinger Fürstbischofs nach Venedig und Rom. Es erklang G.B. Fontanas (1589-1630) „Sonata Terza in C“ für Sopranblockflöte und Basso continuo (Generalbass) am Cembalo – ein optischer und akustischer Genuss. Egger interpretierte an der Truhenorgel Frescobaldis (1583-1643) „Toccata terza“, ebenfalls ein purer Genuss, verstärkt noch durch die Akustik der Benediktuskirche.
Und weiter ging die Reise durch Barock und Frühklassik. Corelli (1653-1713) stand auf dem Programm, „Sonata op. 5/10 G-Dur“, mit der fantastischen Flötistin, mit dem perfekten Cellisten und dem einfühlsamen Basso continuo vom Cembalo. Dann spielt Felix Gußmann sein Barockcello – solistisch. Noten brauchte er für Johann Sebastian Bachs (1685-1750) „Prélude“ aus der Suite N. 2 für Cello (BWV 1008) nicht. Bachs Arie „Was Gott tut, das ist wohl getan“ (BWV 100/3) bewältigte Fußeder großartig, „er wird mein Unglück wenden, es steht in seinen Händen“, sang sie bravurös. Im Publikum spürte man die Begeisterung – über Cello und Sopranistin. Die „Fantasie A-Dur (TWV 40:2)“ aus den „12 Fantasien für Traversflöte solo“ von G.P. Telemann (1681-1767) bringt dann Stefanie Pritzlaff „auf die Bühne“, sie zieht wieder aller Register ihres Könnens.
J. S. Bach stand für einen Besuch in Leipzig. Am Dresdner Hof August des Starken treffen die Traversflöte, das Cello und der Generalbass Johann Adolph Hasse (1699-1783) und die „Sonate in D-Dur“ mit ihren mitreißenden vier Sätzen. Der Schlusspunkt sieht und hört wieder Miriam Fußeder mit Georg Friedrich Händel (1685-1799). Aus „Neun deutsche Arien“ singt die junge Frau „Süße Stille, sanfte Quelle“ und beweist sich damit auch in tiefen Lagen. „Meine Seele hört im Sehen“, entdeckt in der Schönheit der Natur die Spur Gottes und dankt dem Schöpfer mit Lob und Preis: „Alles jauchzet, alles lacht“ sang Fußeder, begleitet von Flöte, Cello und Cembalo. Das Publikum bedankte sich bei ihr und der „Musica obligata“ mit stehenden Ovationen. Es war wieder ein großartiger Kammermusikabend, veranstaltet von der Freisinger Dommusik unter der Leitung von Matthias Egger.