Haben Sie schon einmal Theater gespielt? Und selbst wenn Sie noch nicht auf einer Bühne gespielt haben, ein bisschen Schauspielern muss man im Leben so oder so immer. Kennen Sie das nicht, wenn man zum Beispiel ein Geschenk bekommt, dass einem überhaupt nicht gefällt und man trotzdem recht dankbar wirken soll. Aber vielleicht spielen Sie ja auch in einer richtigen Theatergruppe? Gerade in Bayern gibt es zahlreiche Laienbühnen, die in Mundart Theater spielen, oft mit Bezug zur örtlichen Geschichte oder besonderen bayerischen Figuren. Da dreht es sich dann um den Räuber Kneißl, den Wildschützen Jennerwein oder gar den Boandlkramer, also den Tod, wie zum Beispiel im Brandner Kasper. Eine reine Männerwirtschaft? Nein, nicht ganz! Denn bei uns im Freilichtmuseum können Sie am kommenden Sonntag beim Wirtshaustheater mit der renommierten Iberlbühne die Geschichte einer weiblichen bayerischen Persönlichkeit verfolgen. Und zwar die der Adele Spitzeder. Im Stück „Wia ma’s Spui spuit“ wird dieser gerissenen Geschäftsfrau auf die Finger geschaut. Denn hinter den Geschäften Ihrer Privatbank steckte ein großer Betrug. Nach außen hin verstand Adele Spitzeder es hervorragend sich blendend darzustellen. Sie zahlte zehn Prozent Zinsen auf die Spareinlagen, was sich verlockend anhörte. Und sie zahlte wirklich Zinsen aus, wie etliche Kunden berichteten. Immer mehr Menschen vertrauten ihr das Ersparte an. Was sie nicht wissen konnten, hinter Spitzeders unerschöpflicher Zinsquelle stand ein Schneeballsystem. Sie erwirtschaftete nämlich keinerlei Gewinne durch Finanzgeschäfte sondern beglich die Zinsen kurzerhand mit neu eingehenden Spareinlagen. Übrigens wird Adele Spitzeders Betrug als erstes aktenkundiges Schneeballsystem in Deutschland geführt, vermutlich sogar weltweit. Wie es damals gewesen ist und was vielleicht anders hätte laufen können, das erleben Sie in unserem Wirtshaustheater, das bei gutem Wetter im Biergarten stattfindet.
Vorhang auf im altbayerischen DorfDie Iberlbühne vermischt gekonnt historische Tatsachen mit künstlerischer Fiktion und so wird die eh schon sehr spannende und ungewöhnliche Geschichte dieser bayerischen Hochstaplerin zusätzlich angereichert. Dagegen sind die Streiche vom Kasperl ja direkt harmlos. Denn gleich am Wochenende nach den echten Schauspielern geben sich beim Kasperltheaterfestival zahlreiche Puppenspieler die Ehre. Das Kasperltheaterfestival findet bereits zum zehnten Mal statt, ein Jubiläum sozusagen. Deswegen erstreckt sich das Festival dieses Jahr auch über zwei Tage, sodass schon ab Samstagnachmittag die ersten Vorstellungen beginnen. Verschiedenen Puppenspiel-Ensembles bieten Theaterkunst vom Feinsten. Ein Puppenspieler aus Neapel hat Kasperls italienisches Pendant den Pulcinella im Gepäck, zahlreiche Gruppen spielen in bayerischer Mundart aber auch Ensembles aus Niedersachsen, Thüringen Köln und Leipzig werden zu Gast sein. Mit Joe Heinrichs Polit-Kasperltheater zum Frühschoppen gibt es auch ein Vorstellung speziell für Erwachsene. Schirmherr des Festivals ist wieder der große Kasperlliebhaber Gerhard Polt. Sie sehen wie vielfältig Theater sein kann, egal ob große Bühne, Wirtshaustheater oder im Guckkasten des Puppentheaters. Ich darf Sie herzlich einladen, diesen Kulturgenuss nicht zu verpassen. Übrigens, die Iberlbühne wiederholt ihre Inszenierung noch einmal im August im altbayerischen Dorf vor unserem Wirtshaus „Zum Wofen“ Und während die Schauspieler mit allerhand Tricks und Requisiten arbeiten, ist in unserem Wirtshaus alles echt. Unser selbstgebrautes Bier ist ein hervorragender Durstlöscher und die Küche verwöhnt Sie gern mit bayerischen Schmankerln. So wird der Kulturgenuss kulinarisch abgerundet und das Theater kann beginnen. Vorhang auf...
Ich freue mich auf Ihren Besuch,
Ihr Markus Wasmeier