Vergangene Woche habe ich gleich noch einmal in den Kalender geschaut, ob ich mich jetzt da vertan habe oder ob die Eisheiligen falsch lagen! Und siehe da, tatsächlich müssen sich die fünf kalten Heiligen vertan haben, denn sie sollten eigentlich erst kommende Woche ihren Auftritt haben. Aber Spaß beiseite, ich denke Sie wissen schon, was ich damit sagen will. Traditionell verbindet man die Tage ab dem 11. Mai bis hin zum 15. Mai mit der Warnung vor einem nochmals überraschenden Kälteeinbruch, nachdem der Frühling schon kräftig mit der Sonne gelockt hat. Dass sich dieser Wetterumschwung nicht an den Kalender hält ist klar, trotzdem sind die fünf Eisheiligen, also Mamertus, Pankratius, Servantius, Bonifatius und zuletzt die kalte Sophie am 15. Mai ein guter Anhaltspunkt. Dieses Jahr hat es uns eben schon ein bisschen früher ereilt.
Was für uns heute als amüsante Fußnote im Brauchtum daherkommt, war für die Bevölkerung früher durchaus von Gewicht. Denn ein später Frost konnte verheerende Auswirkungen auf die Ernte und somit die lebenswichtige Grundversorgung haben. Deswegen war es wichtig, über das Wetter Bescheid zu wissen und da es an technischem Gerät und wissenschaftlicher Forschung fehlte, stützten sich die Menschen auf ihre Beobachtungen, die sie über Generationen weitergaben. Diese Beobachtungen wurden dann in Wetterregeln gegossen. Oft geschah dies in Reimform, denn die Landbevölkerung konnte vielfach nicht lesen und ein Reim war einfacher zu merken und entsprechend gut mündlich weiterzugeben. Zum Beispiel: »Ist der Siebenschläfer nass, regnets ohne Unterlass!« Und was uns heute vielleicht überrascht, diese Regeln hatten durchaus eine gute Trefferquote. Der eben zitierte Siebenschläferspruch, der sich auf den Wetterlostag im Juni bezieht ist dabei eher ein schlechtes Beispiel, weil er zu allgemein ist und es beispielsweise in Franken ganz andere Wetterbedingungen hat als im Oberland. Deswegen waren die Regeln umso besser, je regionaler sie gehalten waren. Denn es gibt eben Wetterphänomene, die zum Beispiel mit der Nähe zu den Bergen verbunden sind und auch an den großen bayerischen Seen kennt man meteorologische Besonderheiten.
Diese Regeln gaben unseren Vorfahren eine gewisse Sicherheit und auch eine Art Fahrplan an die Hand, wann welche Arbeiten in der Landwirtschaft zu erledigen waren. Dieses Leben mit den Regeln der Jahreszeiten und gleichzeitig dem meist religiös verwurzelten Traditionen, nicht umsonst handelt es sich um Eisheilige, bestimmte den Jahreslauf. Wenn Sie diesem Rhythmus nachspüren wollen sind Sie bei uns im Freilichtmuseum genau richtig. In unserem altbayerischen Dorf werden diese Traditionen und Gewohnheiten wieder lebendig, egal ob bei den Bauerngartentagen, Feiertagen oder dem aktiven Betreiben von bereits fast ausgestorbenen Handwerksberufen. Dabei kommt bei uns im Freilichtmuseum auch das Feiern nicht zu kurz, der Vatertag steht in Kürze an und beim Seifenkistenrennen wird es dabei sicher hoch her gehen.
Traditionell und gut versorgt Sie bei Ihrem Besuch in die Vergangenheit unser altbayerisches Wirtshaus »Zum Wofen« mit allerlei Schmankerln aus der Küche, sowie unseren frisch gebrauten Bieren aus der historischen Brauerei. Und da fällt mir noch eine Wetterregel ein, sozusagen. Hieß es nicht immer, man solle den Teller leer essen, damit das Wetter gut wird? In diesem Sinne wünsche ich guten Appetit!
Ich freue mich auf Ihren Besuch,
Ihr Markus Wasmeier