Seit einiger Zeit geistert es durch die Medien, doch alle Beteiligten halten sich bisher bedeckt: Berichten zufolge plant der FC Bayern München, das Stadion im Sportpark Unterhaching zu kaufen. Künftig soll dann vor allem die Frauen-Mannschaft des FC Bayern ihre Heimspiele in Unterhaching austragen. Als möglicher Kaufpreis werden 7,5 Millionen Euro genannt. Kritik an den Plänen gibt es aus den Reihen der treuen Fans der im Sportpark heimischen SpVgg Unterhaching.
Das 1992 eröffnete Stadion mit rund 15.000 Plätzen, in dem zur erfolgreichsten Zeit der SpVgg von 1999 bis 2001 sogar die Männer-Bundesliga regelmäßig zu Gast war, gehört der Gemeinde Unterhaching. Die SpVgg, als Regionalligist inzwischen nur noch viertklassig, versucht bereits seit Jahren, das Stadion selbst zu übernehmen. Das Problem dabei: Der Verein ist finanziell nicht auf Rosen gebettet und weiß keinen zahlungskräftigen Gönner oder Sponsor hinter sich. Eine Einigung der SpVgg mit der Gemeinde kam so bislang nicht zustande, die Frist für eine mögliche Übernahme ist mittlerweile abgelaufen.
Der FC Bayern könnte mit einem Kauf des Stadions vor den Toren Münchens seinen erfolgreichen Frauen (amtierende deutsche Meisterinnen und Pokalsiegerinnen) eine angemessene Spielstätte zur Verfügung stellen. Denn der Bayern-Campus im Münchner Norden ist mit nur 2500 Plätzen für das wachsende Zuschauerinteresse an Giulia Gwinn und Co. längst zu klein geworden, darf aber nach Vorgabe der Stadt München nicht weiter ausgebaut werden. Die Allianz Arena wiederum ist für die Bayern-Frauen (noch) zu groß und nur für wirkliche Spitzenspiele rentabel, das Grünwalder Stadion wegen der Nutzung durch die zweite Herren-Mannschaft („Bayern-Amateure”) und den TSV 1860 München nicht verfügbar. Ein Kaufpreis von 7,5 Millionen Euro dürfte für den deutschen Rekordmeister erschwinglich sein, allerdings ist der Unterhachinger Sportpark sanierungsbedürftig.
Falls der FC Bayern das Stadion übernehmen sollte, ist davon auszugehen, dass die derzeitigen Nutzer - neben den Fußballern der SpVgg Unterhaching das American-Football-Team Munich Ravens - dort weiterhin zur Miete spielen dürfen, wobei der Belegungsplan mit Bundesliga- und Europapokalspielen der FCB-Frauen deutlich dichter würde. Da FCB und SpVgg eine Kooperation im Nachwuchsbereich pflegen und SpVgg-Präsident Manfred Schwabl als ehemaliger Spieler gute Verbindungen an die Säbener Straße hat, dürfte es vermutlich zwischen den beiden Vereinen wenig Probleme geben, wenn der FCB wirklich dereinst als Hausherr in Unterhaching auftritt.
Alles eitel Sonnenschein also in der Vorstadt? Nein - denn die treuen Fans der SpVgg stehen den Übernahmeplänen äußerst kritisch gegenüber: Im jüngsten Heimspiel gegen die Würzburger Kickers protestierten sie mit einem zeitweisen Stimmungsboykott sowie mit Schmährufen gegen den FC Bayern. „Sportpark in Hachinger Hand” war auf einem Spruchband im Stadion zu lesen. Die Fangruppierung „Classic Squad Unterhaching” hat zudem einen Flyer veröffentlicht, der auch auf Instagram zu finden ist. Darin heißt es: „Unser Stadion ist mehr als Beton und Rasen. Es ist ein Stück Haching – gebaut, gepflegt und geliebt von Menschen, die hier leben. Jetzt will die Gemeinde es verkaufen – an eine gemeindeferne Aktiengesellschaft. Wir sagen: Nein!”
Die engagierten Hachinger Fans fürchten den Verlust von Heimat und Identität ihrer SpVgg, wenn sie nur noch Untermieter beim Weltkonzern FC Bayern wäre. Zudem befürchten die Fans, dass mit einem Verkauf des Sportpark-Areals weniger Trainingsflächen für den Breitensport - etwa die Amateur- und Jugendmannschaften der SpVgg sowie von Fortuna Unterhaching - verfügbar wären. Etwas allgemeiner könnten nach Angaben des „Classic Squad” die letzten kommunalen Sport- und Entwicklungsflächen in Unterhaching verschwinden, wie es in dem Flyer heißt: „Was heute noch öffentlicher Raum ist, wäre morgen in Privatbesitz – für immer verloren.”