Ein Musiker, ein Rocker - und ein Mann mit Visionen, mit „Spinnereien“ im Kopf, wie er es selber lachend nennt: Das ist Franz Meier-Dini. So „gschpinnert“ sind seine Ideen aber nicht, sondern sie sind vor allem eines: einfach menschlich. Und dabei ganz natürlich inklusiv. Weil er diese „Inklusion“ lebt und spürt, hat der ehemalige Leiter des Haarer Jugendkulturhauses „Route 66” vor kurzem eine besondere Ehrung empfangen: Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande.
„Ich hab erst gedacht, das muss ein Irrtum sein“, erzählt der Sozialpädagoge, der in Grafing wohnt, lachend. Schon im März flatterte ihm ein Brief von Markus Söder auf den Tisch mit der Gratulation zum Bundesverdienstkreuz, das ihm der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zugesprochen habe. Dann begann Meier-Dini zu recherchieren: Wieso er? Wer hat das in die Wege geleitet? Am Ende war klar: Er wurde von einem Weggefährten vorgeschlagen, einem Musiker aus dem Jugendkulturhaus Route 66 – schon vor zwei Jahren.
Doch warum nun Franz Meier-Dini? Weil er Barrieren abbaut, vernetzt, begeistert und sich nicht verbiegen lässt. Er bietet Menschen mit Behinderung eine Bühne – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Weil sie da eben hingehören, betont Meier-Dini. Mit Behindertenarbeit hatte er schon seit den 70ern zu tun, damals in Steinhöring – da habe er Spielplätze gebaut in einer kirchlichen Institution. Der Kontakt mit den Menschen mit Handicap habe ihn geprägt. „Die waren einfach alle so ehrlich und direkt, man weiß, woran man ist, da gibt’s keine Scheinheiligkeit“, sagt er in der Rückschau. Genau da fühlt sich der geradlinige Mann wohl.
Als er 1987 in dem Haarer Freizeitheim, damals unter dem Namen „Vocke“, die Leitung übernahm, gab es bereits einen Behinderten-Nichtbehinderten-Treff. Das war einer der ersten wirklichen Freizeittreffs für junge Menschen mit Behinderung. In der „Vocke“ wurde unter dem neuen Leiter das Programm erweitert: Neben den offenen Treffs, Feiern und Ausflügen mit den behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen organisierte das Team um Meier-Dini Urlaube und mehrtägige Fahrten. Im heutigen Jugendkulturhaus „Route 66“ mischen sich Jugendliche und junge Erwachsene mit Handicap ganz normal ins Tagespublikum.
Doch ein großer Wunsch spukte Franz Meier-Dini noch im Kopf herum: Er wollte Musik mit behinderten und nichtbehinderten Menschen zu machen. Weil er selbst als Bassist sein Leben lang in Bands spielte und auf Bühnen stand, lag für ihn eine seiner „Spinnereien“ ganz nah: eine inklusive Band gründen. Gesagt, getan: Die Musikschule mit an Bord entstanden so zunächst die „Blue Dolphins“, die in diesem Jahr schon ihr 25. Jubiläum feiern können. Später kamen die „Route Rockers“ dazu, die sogar schon Auftritte auf der „Oidn Wiesn“ hatten.
Das war Franz Meier-Dini aber noch nicht genug – und schließlich ist er ein Vernetzer: Er stellte ein inklusives Soundfestival auf die Beine und brachte Bands aus ganz Deutschland in Haar auf die Bühne. Gerade entsteht eine dritte Inklusionsband in Haar unter seiner Leitung im Rahmen der Musikschule. Und das, obwohl „der Franz“ seit fast einem Jahr im Ruhestand ist. Oder eben nicht: Sein Engagement ging eh immer weit über seine berufliche Tätigkeit hinaus.
„Er stärkt das Selbstbewusstsein junger Menschen, mit und ohne Handicap, motiviert sie […] wird für seine pragmatische, begeisterungsfähige und vernetzende Art geschätzt“, heißt es in der Laudatio, die Ministerin Ulrike Scharf hielt. Das ließ Franz Meier-Dini nicht ungerührt – obwohl er als Persönlichkeit nicht in so einen staatstragenden Rahmen passt. Es sei eine sehr schöne Veranstaltung mit vielen herausragenden anderen geehrten Menschen und einer wertschätzenden und persönlichen Ansprache der Staatsministerin gewesen, erzählt er.
Und weil sich Meier-Dini eben nicht verbiegen lässt, trug er auch seinen Teil dazu bei, dass die Ehrung nicht zu ernst blieb. In Jeans und Chucks, aber mit für ihn ungewohntem weißem Hemd und Pullunder, bedankte er sich und betonte, dass er die Auszeichnung keinesfalls für sich alleine beanspruche. „Ich nehme sie stellvertretend an für alle Menschen, die in der Behindertenarbeit tätig sind“, sagte er. Und er dankte allen, die ihn in all den Jahren „machen haben lassen“, die den Raum gegeben, ihm den Rücken freigehalten haben – das seien neben seiner Familie besonders seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Haarer Freizeitheim gewesen.