Bis zum 28. Januar 2026 zeigt das Filmmuseum am Sankt-Jakobs-Platz 1 die Reihe „Revisited: Filme der Perestrojka“ in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Russland-Asien-Studien am Historischen Seminar der LMU München.
Michail Gorbatschows Reformen der Umgestaltung und Transparenz – 'Perestrojka und Glasnost' – läuteten ein neues gesellschaftliches Klima in der Sowjetunion ein. Das sowjetische Kino entwickelte eine mutige und kritische Sprache und beschäftigte sich mit Themen, die zuvor tabuisiert wurden. Werke, die bis dahin staatlicher Kontrolle und Zensur zum Opfer gefallen waren, konnten in der neuen Ära der Modernisierung und Öffnung ab 1986 endlich gezeigt und progressive Filmprojekte konnten umgesetzt werden.
Die Reihe nimmt Klassiker des Perestrojka-Films aber auch unbekanntere Werke neu in den Blick und richtet den Fokus auf Produktionen aus den ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken. Alle Filme werden von Experten eingeführt. Das gesamte Programm der Reihe findet sich unter der Adresse muenchner-stadtmuseum.de/film
Am Mittwoch, 29. Oktober, um 19 Uhr, ist „Monanieba” (Die Reue) im Original mit englischen Untertiteln zu sehen. Der 1984 in der Georgischen SSR gedrehte Film erzählt von einer Stadt, die sich nach dem Tod ihres tyrannischen Bürgermeisters ihrer Vergangenheit stellen muss. Mit bitterer Ironie stellt der Film die Frage nach Schuld, Erinnerung und dem moralischen Erbe totalitärer Herrschaft. Er wurde kurz vor den Veränderungen durch die Perestrojka fertiggestellt und nach seiner Erstausstrahlung im Fernsehen verboten. Ab 1987 wurde er wieder aufgeführt. Der Film etablierte sich als allegorisches Meisterwerk, das religiöse Symbolik mit den Schatten des Totalitarismus verbindet.
„Naerata ometi“ (Lach doch mal) heißt ein Drama aus der Estnischen SSR von 1985. Es handelt von der spätsowjetischen Gesellschaft im Wandel, einer Gesellschaft, die zwischen eingefahrener Routine und Sehnsucht nach Freiheit schwankt. Die Hauptfigur Mari wird in ein Erziehungsheim abgeschoben. Das Heim ist ein Mikrokosmos, der die Entfremdung der späten sowjetischen Gesellschaft reflektiert, auf der Tonspur dynamisch untermalt von Bob Dylan und Janis Joplin. Der Film wird am Mittwoch, 12. November, um 18.30 Uhr, ebenfalls im Original mit englischen Untertiteln, gezeigt.
„Igla” (Die Nadel) wurde 1988 in der Kaschischen SSR gedreht. Die Hauptrolle spielt Viktor Coj, der charismatische Frontmann der legendären Rockband „Kino”. Von ihm stammt auch der Soundtrack. Der bildgewaltige Film fängt das Lebensgefühl einer Generation zwischen Entfremdung, Rebellion und Selbstzerstörung ein, mit beinahe surrealen Bildern am Ufer des schwindenden Aralsees, der sich immer wieder als Sinnestäuschung entpuppt. Zu sehen ist der Film in Original mit englischen Untertiteln am Mittwoch, 3. Dezember, um 18.30 Uhr
Der Eintritt ins Filmmuseum kostet € 5. Bei überlangen Filmen wird ein Aufschlag verlangt. Der Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.