Bereits seit 100 Jahren gibt es die Stadtbibliothek Schwabing. Dieses Jubiläum feierten ihre Leiterin, Anja Schifferdecker, und der Direktor der Münchner Stadtbibliothek, Dr. Arne Ackermann, gemeinsam mit Marek Wiechers, dem Kulturreferenten der Stadt, Stadtrat Dirk Höpner, der in Vertretung von Oberbürgermeister Dieter Reiter gekommen war, und vielen interessierten Gästen.
Der Standort Schwabing war erste einer Stadtbibliothek außerhalb der Altstadt. „Schmucke, in lebensfrohen Farben gehaltene Räumlichkeiten bergen reiche Schätze aus der Literatur und Geisteswelt.“ Mit diesen respektvollen Worten beschrieb die Münchner Presse die Bibliothek zu ihrer Eröffnung am 12. Oktober 1925. Nach ihrer Gründung wurde sie schnell zu einem bedeutenden Ort des Wissens, der sich durch eine umfangreiche Sammlung auszeichnete. Umgezogen ist sie dabei nur einmal, von der Winzererstraße, wo heute das Stadtarchiv steht, an ihren heutigen Standort, die Hohenzollernstraße 16.
Die Weichen für ihren heutigen Erfolg als größtes kommunales Bibliothekssystem stellte Hans Ludwig Held, der 1923 ein Konzept zum Aufbau einer für alle offenen Bibliothek vorlegte. Von den Nationalsozialisten seiner Position als Bibliotheksdirektor enthoben, gelang ihm die Umsetzung jedoch erst nach Kriegsende. Während der NS-Zeit war das Haus vom damaligen Regime geprägt. Die Bücherverbrennung und die Zensur sowie insbesondere die jeweiligen persönlichen Biografien und Schicksale der Mitarbeiter im Krieg sind Teil ihrer Geschichte.
In den Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelte sich die Bibliothek von einer Volksbibliothek zu einem modernen Wissenszentrum. Mit dem Fokus auf kulturelle Teilhabe, Lese- und Sprachförderung sowie Medienkompetenz bietet sie heute ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm und zahlreiche Kooperationen mit Schulen und anderen Einrichtungen im Viertel.
Die Stadtbibliothek Schwabing hat kontinuierlich in ihre Räumlichkeiten investiert, um ein modernes und einladendes Umfeld zu schaffen, wie etwa durch die Einrichtung eines 24/7-Rückgabeautomaten oder eines Studios für Veranstaltungen wie zum Beispiel Buchclubs. Eine Fläche von 620 Quadratmetern und mehr als 37.000 Medieneinheiten stehen zur Nutzung bereit. Im Jahr 2024 zählte die Bibliothek 151.619 Besucher und verzeichnete insgesamt 440.066 Ausleihen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter weist auf ihren Nutzen hin: „Die Stadtbibliothek Schwabing ist seit 100 Jahren ein Ort, an dem Wissen, Begegnung und kulturelle Vielfalt für alle Münchnerinnen und Münchner erlebbar sind. Dass dieser Standort so lebendig geblieben ist, zeigt, wie unverzichtbar Bibliotheken für unsere Stadtgesellschaft sind.“ Kulturreferent Marek Wiechers betont den gesellschaftlichen Aspekt: „Bibliotheken sind weit mehr als Orte der Medienausleihe – sie sind lebendige Treffpunkte im Viertel, fördern den Dialog über gesellschaftliche Themen und spiegeln die Vielfalt einer Stadt wider. Die Stadtbibliothek Schwabing zeigt eindrucksvoll, wie wichtig öffentliche Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Miteinander in München sind.“
Dr. Arne Ackermann, Direktor der Münchner Stadtbibliothek betonte: „100 Jahre Stadtbibliothek Schwabing bedeuten 100 Jahre Leseleidenschaft, Begegnungen und Inspiration. Ich danke den engagierten Kolleg*innen vor Ort, die ein tolles Programm auf die Beine gestellt haben und mit Kreativität und Leidenschaft dafür sorgen, dass die Bibliothek auch heute ein geschätzter Ort der Entdeckungen und des Austauschs ist.“
Ebenfalls Weichen für die Entwicklung der Münchner Stadtbibliothek stellte übrigens der Schriftsteller und politische Aktivist Carl Amery. Er trat 1967 sein Amt als Direktor mit dem Plan an, die Bibliothek in eine „Realutopie“ zu verwandeln, in der sich Sachverstand und Phantasie kreuzen sollten. Diese Vision ist zu einer Folie für Bestandsaufbau und Programmkonzeption der Münchner Stadtbibliothek geworden. Sie versteht sich heute als zentrale Institution der kulturellen Bildung, des lebensbegleitenden Lernens und der interkulturellen Offenheit.
Rund um das Jubiläums-Datum finden verschiedene Veranstaltungen statt. Beispielsweise gibt es am Freitag, 24. Oktober, um 16 Uhr für Kinder ab drei Jahren das „Grüffelo-Mitmachtheater”. Man folgt dabei der kleinen Maus durch den Wald und darf sich an der Erzählung der Geschichte vom „schrecklichen” Grüffelo beteiligen. Der Eintritt ist frei.
Einen Vortrag zur Kunstinstallation von Wolfram P. Kastner, der mit weißen Koffern an die von den Nazis verfolgten jüdischen Schwabinger Bürger erinnert, gibt es am Montag, 27. Oktober, um 19 Uhr. Infos hierzu und zu weiteren Veranstaltungen sind unter der Adresse muenchner-stadtbibliothek.de/stadtbibliothek-schwabing zu finden. Die Stadtbibliothek Schwabing bietet eine rollstuhlgerechte Zugangsmöglichkeit während der Öffnungszeiten. Von Samstag, 1., bis zum Dienstag, 25. November, hat die Bibliothek wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Entliehene Medien werden automatisch bis zum 13. Dezember verlängert.