Frisbee, das Spiel mit der Plastikwurfscheibe kennt wohl jeder, aber kaum jemand kennt Ultimate Frisbee. Bei den Wettkämpfen wird in Teams mit vollem Einsatz gelaufen, geworfen und nach der Scheibe gesprungen, alles ohne Körperkontakt und ohne Schiedsrichter. Was nach Chaos klingt, funktioniert verblüffend gut.
Beim SC Weßling trainiert seit etwa 20 Jahren das Team „Ultimate am See“. Ursprünglich aus einer Sommerlaune am Herrschinger See entstanden, hat sich die Gruppe zu einem festen Bestandteil der bayerischen Ultimate-Szene entwickelt. Gespielt wird auf dem Rasenplatz in Weßling oder im Winter drinnen in der Halle. Die Spielregeln sind einfach. „Man sagt, dass es das Spiel mit den nur zehn Regeln ist“, erklärt Trainer Tom Stepaniak. Sehr viel mehr sind es nämlich nicht. Deswegen verstehen Einsteiger schnell, worauf es ankommt.
Beim Spiel geht es darum, dass zwei Teams versuchen, sich die Scheibe zuzuwerfen, bis sie in der gegnerischen Endzone gefangen wird. Dann gibt es einen Punkt. Dabei darf der Werfer nicht laufen, nur ein Sternschritt ist erlaubt. Die anderen sprinten sich frei, blocken oder fangen ab. Taktik und Timing zählen mehr als Muskelkraft, weiß Stepaniak.
Dass das funktioniert, sieht man beim Training auf dem Sportplatz in Weßling. Eine Wurfscheibe kommt in hohem Bogen geflogen. Tom Stepaniak und Greta Schabel springen gleichzeitig, greifen nach der Plastikscheibe. Greta erwischt sie. Der 17-jährige Tom spielt seit sieben Jahren Ultimate Frisbee, Greta seit vier. Beide sind mit Begeisterung dabei, wegen der Dynamik, aber auch wegen des Fairplays, das Schiedsrichter unnötig macht.
Was das Ultimate so besonders macht, ist der „Spirit of the Game“. Die Sportart setzt auf Selbstverantwortung. Fouls oder strittige Situationen klären die Spieler mit Fairness selbst, sogar bei internationalen Turnieren. „Alle sind nett und höflich zueinander. Das ist das Besondere“, sagt Tom.
In der Vergangenheit schafften es die Weßlinger bis in die 1. Liga der deutschen Hallenmeisterschaften. Nach einer Pause startete „Ultimate am See“ vor zwei Jahren neu durch in der 4. Liga Süd/Ost. „Aktuell ist der SCW in die dritte Liga aufgestiegen“, freut sich Stepaniak, der auch in München in der 1. Liga spielt.
Neben dem Ligabetrieb organisiert die Gruppe Turniere und bietet Trainings an. Mitspieler sind willkommen. Wer Lust hat und gerne läuft und fängt, der kommt zum Probetraining vorbei. Eine teure Ausrüstung ist nicht nötig. Frisbee-Scheiben gibt es schließlich bereits für wenige Euro zu kaufen, dann noch Turnhose, T-Shirt – fertig. Und für besseren Halt auf dem Rasen kann man Fußball-Stollenschuhe nehmen.