Schwierigkeiten in der Schule, kein Ausbildungsplatz in Sicht, keine Ahnung wie eine korrekte Bewerbung aussieht oder was man überhaupt beruflich machen will – viele Hauptschüler kennen diese Situationen. Wo Lehrer und Eltern nur begrenzt helfen können, greift die Schulsozialarbeit ein. Sie unterstützt Kinder und Jugendliche bei Problemen in der Schule und bei der Berufsfindung genauso wie bei privaten Schwierigkeiten. Ebenso ist sie Ansprechpartner für Lehrer und Eltern und stellt Kontakte mit Einrichtungen wie dem Sozialdienst, dem Arbeitsamt, den sozialen Einrichtungen im Stadtteil, die für Kinder- und Jugendhilfe zuständig sind, und sonstigen relevanten Institutionen her. Seit diesem Jahr gibt es auch an der Hauptschule an der Franz-Nissl-Straße ein Büro der Schulsozialarbeit, das nun offiziell eröffnet wurde.
Die Wände sind hellgelb gestrichen, auf dem Schreibtisch steht eine grüne Pflanze, an der Wand neben der Tür hängt ein Bild – noch ist er recht kahl, der Raum in der Franz-Nißl-Hauptschule, in dem sich das Büro der Schulsozialarbeit befindet. Doch das soll sich bald ändern: „An die Wände sollen selbst gemalte Bilder der Kinder und Jugendlichen“, erklärt Sozialpädagoge Stefan Hossfeld. „Es soll richtig bunt werden!“ Hossfeld ist einer von vier Sozialpädagogen, die sich um die Schulsozialarbeit an der Franz-Nißl-Hauptschule kümmern. Zusammen mit seinen Kollegen Sandra Dölle, Peter Hein und Tanja Riesterer ist er Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrer und Eltern.
„Es war lange geplant, jetzt ist es endlich genehmigt“, sagte Rektorin Sibylle Paulus in ihrer Begrüßungsrede und bedankte sich bei allen Unterstützern. „Ich bin besonders froh darüber, dass wir mit einem bewährten Team zusammenarbeiten.“ Hossfeld, Dölle, Hein, und Riesterer sind an der Schule keine Unbekannten: Sie alle arbeiten in den Jugendclubs in Allach-Untermenzing und Ludwigsfeld und kooperieren schon seit längerer Zeit mit der Hauptschule. So führen der Jugendclub Allach, den Stefan Hossfeld leitet, und das Jugendzentrum „Orange Planet“ in Untermenzing schon seit Jahren ein Bewerbungstraining mit den Schülern der Franz-Nissl-Schule durch. Seit 2007 gibt es in der Schule ein Jugendcafé, dass Sandra Dölle und Peter Hein betreiben und in dem die Schüler mittags essen und trinken können.
„Wir haben bereits zahlreiche Projekte verwirklicht“, so Stefan Hossfeld. „Die Schulsozialarbeit sehe ich nicht nur als Verbreiterung des Angebots, sondern auch als Belohnung für das bisher Geleistete und als Ansporn zum Weitermachen.“ Künftig werden die Schulsozialarbeiter mit den Schülern beispielsweise so genannte „Kompetenztrainings“ durchführen, bei denen die Schüler ihre Stärken und Schwächen herausfinden können, und ihnen dabei helfen, eine Lehrstelle zu finden und eine richtige Bewerbung zu schreiben. „Die Schulsozialarbeit soll die Eltern entlasten und gleichzeitig motivieren, ihr Kind gezielt zu unterstützen“, erklärt Sibylle Paulus. Wichtig sei die ständige Präsenz der Schulsozialarbeit. „Das Büro ist vier Tage pro Woche geöffnet, die Sozialpädagogen sind fast täglich für die Schüler da.“
Der große Vorteil der Schulsozialarbeit an der Franz-Nißl-Hauptschule ist die bereits herrschende Vertrauensbasis zwischen Schülern und Sozialpädagogen: „Die Schüler kennen die Pädagogen aus den Jugendclubs“, so Sibylle Paulus. „Auf diese Weise werden auch Schule und Freizeit vernetzt: Morgens sind die Pädagogen Ansprechpartner in der Schule, nachmittags im Jugendtreff.“ Die Vernetzung liegt der Rektorin besonders am Herzen. Deshalb waren zur Eröffnung des Schulsozialarbeit-Büros auch Vertreter verschiedenster Einrichtungen geladen, die sich mit Jugendlichen beschäftigen: Die Kinder- und Jugendbeauftragte des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), Gabriele Hartdegen (CSU), Friedel Buergel-Goodwin von der Flexiblen Jugendhilfe München, Vertreter des Jugendclubs Allach, des AWO-Jugendtreffs „Orange Planet“ und des Kinder- und Jugendtreffs „Jump In“ in Ludwigsfeld, Jugendbeamte der Polizei, Eva Schießl vom Schulreferat, Gabriele Hebler von REGSAM, die Pfarrer Ulrich Weicker (Epiphaniaskirche) und Martin Josef (St. Martin und Maria Himmelfahrt) sowie Vertreter des Kollegiums und des Elternbeirats. Nach einer Besichtigung des neuen Schulsozialarbeit-Büros gab es für die Gäste Getränke und ein kaltes Büffet, das Schülerinnen und Schüler der achten Klasse zusammen mit ihren Hauswirtschaftslehrern vorbereitet hatten. „Dass die Sozialpädagogen nun das Kompetenztraining durchführen ist eine Entlastung für die Lehrer“, zog Sibylle Paulus eine erste Bilanz. „Wie sich die Schulsozialarbeit insgesamt entwickelt, wird sich zeigen.“