Es dauert keine 20 Sekunden, dann sieht man den Unterschied. Birgit Geurden und Annemarie Rutkowski vom Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil gießen Wasser auf zwei flache Holzkästen voller Erde. Der eine ist bepflanzt, der andere kahl und trocken. Unter den Kästen stehen Eimer. Während aus dem bepflanzten Kasten fast klares Wasser tropft, läuft aus dem anderen eine braune Brühe. Die Erde ist mit dem Wasser weggeflossen. Mit dem Experiment warnen die beiden vor Bodenerosion.
Was wie ein Schulversuch aussieht, zeigt eines der größten Umweltprobleme der Gegenwart: Bodenerosion. „Jahr für Jahr verliert Deutschland rund 25 Millionen Tonnen fruchtbare Erde. Sie wird vom Wind verweht, vom Regen weggespült“, erklärt Birgit Geurden. Das Naturschutz- und Jugendzentrum des Bundes Naturschutz (BN) in Wartaweil hat dieses eindrückliche Experiment entwickelt. Das Zentrum in Wartaweil (Gemeinde Herrsching) gehört zum Bund Naturschutz in Bayern und bietet praktische Umweltbildung für Schulklassen, Familien und Interessierte (Infos unter www.bund-naturschutz.de).
Das BN-Team ist bei Umweltfesten und Veranstaltungen wie vor Kurzem in Germering mit dem Bodenexperiment im Einsatz. „Viele verstehen erst so, wie wichtig Pflanzen für den Bodenschutz sind“, sagt Annemarie Rutkowski. Dabei ist der Boden ein Schatz: Er besteht aus verwittertem Gestein, verrotteten Pflanzen und Tieren. „Ein einziger Zentimeter braucht 100 Jahre zum Entstehen“, so Rutkowski. Ist der Boden erst einmal fortgespült, lässt er sich nicht einfach ersetzen. Besonders gefährdet ist der Boden, wenn es lange trocken ist und dann plötzlich stark regnet. Das passiert durch den Klimawandel immer häufiger, erklären die Umweltschützerinnen. Doch man kann aktiv gegen Bodenerosion vorgehen. Etwa durch eine ganzjährige, dichte Bepflanzung von Flächen, mit Hecken an Hängen und durch Querrillen auf Flächen, die das Niederschlagswasser abbremsen.
Zum Nachdenken lädt ein Brief ein, der am Stand aushängt. Er stammt von der personifizierten Erde, genannt „Toni, der Boden“, der sich symbolisch zu Wort meldet. „Wir hatten viele schöne gemeinsame Jahre, du und ich. Aber in letzter Zeit ist alles anders geworden. Du hast mir die Pflanzen weggenommen, mich brachliegen lassen. Die Sonne hat mich ausgetrocknet, schwere Maschinen haben mich plattgewalzt. Und dann kam der Regen und nahm mich mit.“
Am 12. Juli lädt das Naturschutzzentrum zu einem Nachhaltigkeitsfest nach Wartaweil ein. Unter dem Motto „Unser Wasser“ geht es um die Bedeutung des Wassers für Boden, Klima und Leben. Es gibt Mitmachstationen, Führungen, Ausstellungen und Kulturprogramm. Am 5. Juli stehen Floßbau für Kinder sowie eine Schmetterlingsführung im Kalender. Vom 4. bis 8. August können Jugendliche YouTube-Filme zum Thema Klimaschutz drehen und es gibt eine „Survival Night“ vom 26. auf den 27. August.