„Was fällt dir zu Email ein?“, fragte Erich Rüba, Ausstellungsmacher der Gemeindegalerie in Weßling, seinen Sammlerfreund Olaf Nie. Mit digitalen E-Mails, hat das jedenfalls nichts zu tun. Eine Menge fiel Nie trotzdem ein. Nie hat sogar ein Emaille-Geschäftsschild – ein modernes Pendant zum Erbhofschild der Rübas. Ebenso beeindruckend ist das Schild mit dem bayerischen Wappen, auf dem „Wohnung des 1. Bürgermeisters“ steht. Es hing einst am Haus von Alfons Schönwetter in Oberpfaffenhofen (er war von 1912 bis 1995 Bürgermeister). Diese und andere Fundstücke sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen.
Emaille oder Französisch „émail“ bedeutet „Schmelz“. Technisch gesehen handelt es sich um geschmolzenes Glas, das sich bei etwa 800 Grad mit Metall verbindet. Die Farben entstehen durch Metalloxide: Kobalt für Blau, Kupfer für Grün, Eisen für Rot. Ein Großteil der Exponate stammt aus Weßlinger Privathaushalten. Die Bürger haben Töpfe, Schälchen und sogar den Bundesverdienstorden mit Emaille-Schicht von Anton Besold beigesteuert. Ein Foto zeigt ihn 1969 bei der Verleihung an der Seite von Konrad Adenauer.
Berührend ist das Erbhofschild, das Maria Rüba 1949 bei ihrer Flucht retten konnte. In ihr Tagebuch schrieb sie: „Ohne Heimat, ohne Geld, ohne Arbeit – mit nichts (…) Familie Reglauer in Oberpfaffenhofen nahm uns auf. Die ersten Tage schliefen wir auf dem Fußboden.“
Im Eingangsbereich liegt ein kleiner Brennofen, wie er in den 1970er Jahren in vielen Hobbykellern stand. Daneben die Kupferplättchen, auf die Mima Werner-Hildebrandt einst mit ihrer Freundin Marianne Glaspulver streute, um sie anschließend zu brennen. „Großeltern, Tanten, Onkel und Freunde kamen von da an in den „Genuss“ von Ringen, Armbändern, Manschettenknöpfen …“. Einige ihrer Armbänder sind noch erhalten.
Eine Vitrine zeigt den Weg vom Kupferrohling bis zur Vase in Zellenschmelztechnik – mit aufgelöteten Mustern, drei Emaille-Schichten und vergoldeter Oberfläche.
Neben Gebrauchsstücken gibt es Kunstwerke, etwa die filigrane Figur „Tänzerin“, geschmiedet aus Kupferblech, mit einem rot emaillierten Rock, der in zwei Teilen schwingt. Olaf Nie hat sie eigens für die Schau aufgespürt.
Die katholische Filialkirchenstiftung beteiligte sich mit einem goldenen Kelch, dessen Weinlaub grün emailliert ist und einem prächtig bestickten Messgewand mit emaillierter Schließe.
Ein Höhepunkt der Schau ist die alte Küche: Im Buffet stapelt sich das Emaille-Geschirr, auf dem Holzofen mit emaillierten Fronten stehen Töpfe, an der Wand hängen Schöpfkellen und Behälter mit den Aufschriften „Seife“, „Soda“, „Sand“. Nie und Rüba sitzen am Küchentisch, als warteten sie auf Suppe in ihre emaillierten Teller. In Miniaturform ist die Szene in einer Puppenküche nachgebildet mit winzigem Kochgeschirr.
In einer Vitrine liegen illegal abmontierte Bahnschilder. Ein Toilettenschild mit der Aufschrift „Bitte verriegeln, sonst außen frei“ sorgt für Schmunzeln. Wer sie geklaut hat, will Rüba nicht sagen, nur so viel: „Ich war’s nicht.“
Die Ausstellung „Email - Schutz und Schmuck aus Glas” ist bis zum 6. April 2026 freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr in der Hauptstraße 57 geöffnet.