Der Landkreis München und die Stadt Haar haben vor der Sommerpause noch entscheidende bildungspolitische Weichen gestellt: Eine Realschule wird gebaut, ein Schulcampus in Verbindung mit der FOS wird entstehen. Der „Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen in Haar” ist als erster Schritt in die bildungspolitische Vollständigkeit der Stadt beschlossen worden.
Der Bedarf einer Realschule in Haar ist seit rund zehn Jahren vom Kultusministerium erkannt, um eine solide, praxisorientierte Bildung zu garantieren und die umliegenden Realschulen zu entlasten. Ein gemeinsamer Haarer Schulcampus mit Realschule und FOS ermögliche laut einer Mitteilung der Stadt Haar „nicht nur moderne, pädagogisch durchdachte Lernräume”, sondern fördere „auch die gezielte Zusammenarbeit beider Schularten mit einem zukunftsfähigen, architektonisch wie didaktisch durchdachten Konzept”.
Entstehen soll ein durchgehender Lehr- und Lernort von der Mittelstufe bis zum Abitur für rund 1300 FOS/BOS Schüler und 700 Realschüler. Die Kosten werden vom Landkreis München auf rund 155 Millionen Euro geschätzt, 16 Millionen davon wird die Stadt Haar tragen müssen. Die Bauzeit soll bis zu drei Jahren betragen.
Insbesondere die FOS zeigt, welche große Rolle sie bereits heute für Haar spielt: Seit ihrer Gründung wurden dort 1.134 Fachabiture in sechs Jahren abgelegt – zusätzlich zu 469 allgemeinen Hochschulreifen in den vergangenen fünf Jahren. „Die FOS Haar ist mit ihren über 1100 Schülern ein bedeutender Bildungsfaktor für die gesamte Region“, betonte FOS-Rektorin Nicola Tauscher-Meriç gegenüber dem Haarer Stadtrat, der schließlich mit 24 Ja- und 6 Nein-Stimmen dafür votierte, das Projekt Schulcampus fortzuführen.
Die FOS selbst ist als Provisorium in der Pinselstraße gestartet. Doch noch immer ist es ein Provisorium und das in einem Gebäude, das weder den pädagogischen Anforderungen noch baulichen Standards eines modernen Lernorts genügt. Wiederholte Wasserschäden, eine inhomogene Bausubstanz und ein allgemeiner Zustand, der keinen nachhaltigen Betrieb mehr erlaubt, machen deutlich: Ein Kauf des Gebäudes wäre nicht wirtschaftlich, ein Neubau ist daher notwendig.
Die nächste Phase besteht darin, einen geeigneten Standort für den neuen Haarer Schulcampus zu finden. Obwohl aktuell ein Grundstück am Lindenplatz - das ehemalige MSD-Gebäude - diskutiert wird, müsse laut Mitteilung der Stadt erst ein Prozess nach dem Vergaberecht erfolgen. Unter anderen hatte Stadtrat Peter Siemsen (FDP) an die seit Jahren ergebnislos verlaufenen Versuche, Nachmieter für das MSD-Gebäude zu finden, erinnert. Unattraktiven Leerstand durch einen attraktiven Schulcampus beseitigen zu können, sei eine „Win-Win-Situation“ für den Gewerbe- und Bildungsstandort Haar, bekräftigte Siemsen.
Die endgültige Entscheidung über das am besten geeignete Grundstück für den Schulcampus werde laut Stadt Haar aber erst nach Abschluss des Ausschreibungsverfahrens getroffen.