Es begann mit zwei jungen Frauen, die helfen wollten. Im Sommer 1979 reisten die Medizinstudentinnen Elisabeth und Angelika Kreuz nach Kalkutta und arbeiteten dort in einem Zentrum von Mutter Teresa. Das Elend, das sie dort sahen, ließ sie nicht mehr los. Wieder daheim sammelten sie Spenden, hielten Vorträge und unterstützten erste Projekte in Indien. Daraus wurde eine Bewegung, die bis heute anhält: die Indienhilfe e.V. Herrsching, gegründet 1980.
2025 feiert der Verein gleich mehrere Jubiläen: 45 Jahre Indienhilfe, 40 Jahre Weltladen, 20 Jahre Städtepartnerschaft Herrsching mit Chatra und 15 Jahre Stiftung „Hilfe für Indien“. Was klein begann, hat sich zu einer festen Größe im Landkreis entwickelt, bekannt für ihre Bildungsarbeit, Fairtrade-Angebote und Partnerschaft zwischen Menschen in Bayern und Westbengalen.
„Von Anfang an wollten wir nicht nur helfen, sondern auch Strukturen verändern“, sagt Gründerin Elisabeth Kreuz. Der Verein arbeitet mit indischen Partnerorganisationen zusammen, unterstützt soziale Projekte und fördert zugleich das Bewusstsein für globale Verantwortung. Mit Ausstellungen, Schulaktionen und Begegnungsreisen brachte die Indienhilfe außerdem über Jahrzehnte den globalen Süden in die Klassenzimmer.
Heute sitzt der Verein im „Welthaus Alte Schule“ in Herrsching. Im Obergeschoss arbeitet auch die Eine-Welt-Regionalpromotorin für Oberbayern Süd. Seit Mai ist das Ines Heise. Sie berät Schulen, Gemeinden und Vereine, die sich für faire Beschaffung, globale Bildung oder nachhaltige Ernährung einsetzen wollen. Heise war zuvor in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und kennt die Herausforderungen vor Ort. Ihr Ziel ist es, Menschen in der Region zu vernetzen, die etwas verändern wollen. „Globale Gerechtigkeit beginnt im Alltag: beim Einkauf, beim Unterricht, in der Kantine“, sagt sie.
Einen konkreten Beitrag dazu leistet der Herrschinger Weltladen, der ebenfalls zur Indienhilfe gehört. Dort steht eine Sammelbox für alte Handys und Tablets. Sie ist Teil der bayernweiten „Handy-Aktion“. Wer sein altes Gerät dort abgibt, hilft doppelt: Erstens werden wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kupfer und seltene Erden recycelt, statt unter ausbeuterischen Bedingungen neu gewonnen zu werden. Zweitens unterstützt die Aktion Bildungsprojekte rund um fairen Handel und Nachhaltigkeit.
Dass die Indienhilfe auch nach 45 Jahren nicht müde wird, liegt am Prinzip der kleinen Schritte und an vielen Ehrenamtlichen, die wissen, dass Verantwortung keine Grenzen kennt. Ob Handyrecycling, Schulprojekt oder Partnerschaft mit Chatra: Alles folgt derselben Überzeugung, mit der damals zwei junge Frauen aus Herrsching aufbrachen: globale Gerechtigkeit beginnt im eigenen Umfeld.