Start des Stratosphären-Ballons am SVG-Sportstadion beim Max-Born-Gymnasium (MBG): Schülerinnen und Schüler des Projekts halten den Ballon. Launch Director Luisa reckt den Daumen nach oben, dann folgt der Countdown der Mitschüler, die am Spielfeldrand Platz genommen haben: „Drei, zwei, eins … Lift-off!“ Unter Jubel schießt der Ballon, an dem die Experimentenbox und ein Fallschirm befestigt sind, in den Himmel, wird kleiner und kleiner, bis er nur noch als Punkt zu sehen ist.
Vor dem Start hatte es eine Geduldsprobe gegeben: Die luftrechtliche Freigabe verzögerte sich. Hektisches Telefonieren, banges Warten – sollten all die Anstrengungen des 50-köpfigen Teams im Rahmen des Begabtenförderprogramms MBA umsonst gewesen sein? Dann endlich das Aufatmen: Der Start ist frei. „So etwas passiert immer wieder. Das ist auch Alltag bei echten Raumfahrtsmissionen“, erklärte Zsofia Bodo, eine der externen Projektleiterinnen. Sie hat bereits 30 solcher Ballonstarts begleitet. Den Praxisbezug lobte Schulleiter Thomas Höhenleitner. Die Technische Universität München (TUM) war mit dem Angebot, ein solches Projekt an der Schule durchzuführen, auf ihn zugekommen. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war beteiligt.
In Anlehnung an das berühmte Zitat der ersten Mondlandung sagte Höhenleitner: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein Riesenschritt für unsere Schule.“ Ziel des Projekts ist es, physikalische Phänomene in der Stratosphäre mithilfe eines Wetterballons zu untersuchen. Dafür wurde der Ballon mit Helium gefüllt und auf etwa 35 Kilometer Höhe geschickt. „Dort oben herrschen Temperaturen von etwa minus 50 Grad“, erklärte Schülerin Penelope, und nahezu kein Luftdruck mehr. Der Ballon dehnt sich auf dem Weg nach oben immer weiter aus. Am höchsten Punkt wird er etwa acht Meter Durchmesser haben – dann platzt er. Die Nutzlast sinkt an einem Fallschirm zurück zur Erde und wird mithilfe eines GPS-Trackers vom Recovery-Team geortet und geborgen, erläutert Student Ceyhan Aydin von der TUM.
In der Box befinden sich Messgeräte wie etwa für Temperatur, UV-Strahlung, Ozongehalt, Feinstaub, Infrarotstrahlung, Luftfeuchtigkeit und Umgebungsdruck. Auch ein Marshmallow und ein kleiner Kaktus waren an Bord. Was sie da oben erwartet? „Der Marshmallow wird sich durch den geringen Luftdruck aufblähen und durch die Kälte gefrieren“, erklärt Frederike. Beim Kaktus könnte sich die Zellstruktur verändern, vermutet Penelope. Nach der Landung untersuchen die Jugendlichen die sezierten Proben unterm Mikroskop und werten die gesammelten Messdaten aus.
Während der Ballon am Himmel verschwand, eilte das Recovery-Team zum Auto, um die genau berechnete Landung bei Starnberg vorzubereiten. Andere verfolgten die Flugroute am Laptop oder ließen den Vormittag mit Freunden Revue passieren. Für viele war es mehr als ein Experiment – vielleicht sogar der Start einer eigenen Reise in die Welt der Wissenschaft.