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Veröffentlicht am 26.05.2025 08:49

Tagespflege in Gefahr: Warum im Landkreis Starnberg Hilfe nötig ist


Von Patrizia Steipe
Bettina Richter (Mitte) stellt die Situation im Landkreis vor. Monika Keck (Palliative Care Fachkraft, links) und stellvertretender Landrat Matthias Vilsmayer hören zu. (Foto: pst)
Bettina Richter (Mitte) stellt die Situation im Landkreis vor. Monika Keck (Palliative Care Fachkraft, links) und stellvertretender Landrat Matthias Vilsmayer hören zu. (Foto: pst)
Bettina Richter (Mitte) stellt die Situation im Landkreis vor. Monika Keck (Palliative Care Fachkraft, links) und stellvertretender Landrat Matthias Vilsmayer hören zu. (Foto: pst)
Bettina Richter (Mitte) stellt die Situation im Landkreis vor. Monika Keck (Palliative Care Fachkraft, links) und stellvertretender Landrat Matthias Vilsmayer hören zu. (Foto: pst)
Bettina Richter (Mitte) stellt die Situation im Landkreis vor. Monika Keck (Palliative Care Fachkraft, links) und stellvertretender Landrat Matthias Vilsmayer hören zu. (Foto: pst)

Fachleute schlagen Alarm: Immer mehr Tagespflegen und Pflegeeinrichtungen stehen vor dem Aus – dabei werden sie angesichts des demografischen Wandels dringender denn je gebraucht. Die Pflegekonferenz Starnberg fordert jetzt Unterstützung, Aufklärung und vor allem mehr Engagement. Denn eines ist klar: Ohne gesellschaftliche Beteiligung wird es eng. Wie dringend dieses Thema ist, zeigte eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionswoche zur Pflege im Gilchinger Rathaus.

Unter dem Titel „Tagespflege – da will ich (nicht) hin!“ informierten Fachleute über das, was auf den Landkreis zukommt, was schon jetzt kaum zu stemmen ist und über Ideen, wie man den Herausforderungen begegnen kann.
„Es ist Zeit, selbst etwas zu tun“, mahnte Bettina Richter, Vorsitzende der Pflegekonferenz Starnberg, einem Zusammenschluss von Stadt und den Gemeinden Gilching, Gauting, Tutzing, Pöcking, Seefeld und Wörthsee. Richter bedauerte, dass angesichts von Fachkräftemangel und steigenden Kosten Betreiber von Tagespflegen zunehmend unter Druck geraten. Dabei sind ihre Angebote angesichts der alternden Gesellschaft wichtiger denn je.
Im Landkreis Starnberg leben rund 5.200 pflegebedürftige Menschen. Drei Viertel von ihnen werden zuhause betreut – von Angehörigen, die oft berufstätig sind, sowie mit Unterstützung durch ambulante Pflegedienste.

Aufgabe der Solidargemeinschaft

„Das Engagement für Senioren ist mehr als Dienstleistung, es ist Ausdruck einer Menschlichkeit“, lobte der stellvertretende Landrat Matthias Vilsmayer. Doch innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahrzehnte werde sich die Zahl der Pflegebedürftigen nahezu verdoppeln – und es kommen zu wenige Jüngere nach.
Tagespflegen könnten für Entlastung sorgen. In den derzeit zehn Einrichtungen im Landkreis gibt es allerdings nur 150 Plätze. „Das ist definitiv zu wenig“, sagt Richter. Sie spricht aus eigener Erfahrung, wenn sie sagt: „Pflege ist ein Knochenjob.“ Sie gehört selbst zur Generation der Babyboomer – also zu jener Altersgruppe, die das System bald überlasten könnte. Und sie sieht Handlungsbedarf: „Pflege ist eine Aufgabe der Solidargemeinschaft. Kein Staat der Welt kann das allein schaffen.“
„Mit Abschieben hat Tagespflege nichts zu tun“, sagt Simona Dorn. Die Betreiberin einer Tagespflege in Percha erlebt oft, wie groß die Hemmschwellen sind, wenn es um außerhäusliche Pflegeangebote geht. Viele Betroffene wissen schlicht nicht, was Tagespflege bedeutet und welche Chancen sie für alle Beteiligten bietet, wenn man denn einen Platz bekommt.
Andere Ideen sind Projekte wie „Wohnen für Hilfe“, bei dem Senioren Wohnraum anbieten und im Gegenzug Unterstützung im Alltag erhalten. Auch Fördervereine für Pflegeeinrichtungen oder die Einbindung von Ruheständlern mit Fachwissen könnten helfen, drohende Schließungen zu verhindern. Richters Fazit: „Pflege betrifft uns alle – früher oder später.“ Ohne gemeinsames Handeln, so viel ist sicher, wird es nicht gehen.
Die Pflegekonferenz mit dem Pflegestützpunkt ist per Mail unter pflekosta@lra-starnberg.dezu erreichen und unter der Tel. 08151/77480.

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