Erdbeobachtungen bieten einen außergewöhnlichen Blick auf unseren Planeten. Sie erfassen die langsame Transformation geologischer Strukturen, dynamische Prozesse im Ozean und die raschen Veränderungen des Anthropozäns. Der Künstler Udo Vieth lässt sich von digitalen Satellitendaten inspirieren und entwickelt mithilfe von Algorithmen neue, eindrucksvolle Bilder. Seine Werke zeigen Schmetterlinge – ein Symbol der Verletzlichkeit und Bedrohung zugleich und in vielen Kulturen eine mythologische Darstellung der Metamorphose. Das Ergebnis ist eine Reihe von Bildern, die eine absurde, zerstörerische Schönheit zeigen, von denen einige eine subversive Botschaft vermitteln: wahre Toxic Beauties.
Udo Vieth zeigt seine „Toxic Beauties” vom 12. September bis zum 11. Oktober im Eingangsbereich des Max-Planck-Instituts für Biochemie (Am Klopferspitz 18). Öffnungszeiten: montags bis freitags 8-22 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 8-20 Uhr. Externe Besucherinnen und Besucher der Ausstellung melden sich bitte am Empfang an.
Die Apokalypse ist ein alter Bekannter der Menschheit. Die Klimakatastrophe, die wir heute erleben, stellt jedoch eine einzigartige Form der existenziellen Bedrohung dar, findet Vieth. „Unsere technologische Hybris hat uns an den Rand des Abgrunds geführt – und wir beobachten live, wie sich dies entfaltet. Sigmund Freud bezeichnete die Menschheit einst als 'prothetischen Gott' – ein Wesen, das durch technologische Erweiterungen versucht, die Natur zu beherrschen. Ein Jahrhundert später verstehen wir nun, dass wir im besten Fall Halbgötter sind, zweifelnd und völlig überwältigt von unserer Verantwortung, bereit, unseren eigenen Spielplatz, auch bekannt als Planet Erde, zu zerstören. Die Beobachtung aus der Ferne ermöglicht es uns, das volle Ausmaß dieses Dramas zu erfassen.”
Erdbeobachtungssatelliten bieten einen leistungsstarken Aussichtspunkt und bieten eine beispiellose Perspektive auf die raschen, radikalen Veränderungen, die auf unserem Planeten stattfinden. Diese technologischen „Augen“ offenbaren, in welchem Ausmaß menschliche Aktivitäten die natürliche Welt in utilitaristische, von Profit und Exzess getriebene Räume umgestaltet haben. Paradoxerweise schafft die Umgestaltung der Erde durch den Menschen auch Bilder von absurder und beunruhigender Schönheit. Teile der Natur erwecken den Eindruck einer dystopischen Kunstinstallation. Die Zerstörung unserer Umwelt hat also auch eine ästhetische Seite, so der Künstler.