Veröffentlicht am 23.06.2025 09:05

Blühwiese in Gilching: Insektenparadies zwischen Gleisen und Skatepark


Von Patrizia Steipe
Gärtnermeister Matthew Donnelly stellt die Infotafeln auf der Blühfläche an der Watzmannstraße auf. (Foto: pst)
Gärtnermeister Matthew Donnelly stellt die Infotafeln auf der Blühfläche an der Watzmannstraße auf. (Foto: pst)
Gärtnermeister Matthew Donnelly stellt die Infotafeln auf der Blühfläche an der Watzmannstraße auf. (Foto: pst)
Gärtnermeister Matthew Donnelly stellt die Infotafeln auf der Blühfläche an der Watzmannstraße auf. (Foto: pst)
Gärtnermeister Matthew Donnelly stellt die Infotafeln auf der Blühfläche an der Watzmannstraße auf. (Foto: pst)

Es summt und brummt auf dem kleinen Wiesenstreifen entlang der S-Bahngleise. Zwischen Bahnhof und Skateranlage sowie in der Watzmannstraße hat die Gemeinde Gilching Gräser-, Blumen- und Wildkräutersamen ausgesät. „Hier wächst eine Blühwiese der Gemeinde Gilching“ steht auf einem Infoschild. Und Kindergartenkinder haben Holzbretter mit bunten Blumen, Schmetterlingen und Bienen bemalt. Die Fläche ist Teil eines Gemeindeprojekts. Sie soll sich in ein Schlaraffenland für Insekten verwandeln und zur Artenvielfalt beitragen.

Auf dem Bahnweg haben Insekten längst ihre Lieblingspflanzen entdeckt. Besonders begehrt ist der Natternkopf, im Volksmund auch „Blauer Heinrich“ genannt. Hummeln hängen kopfüber in den Blüten, Wildbienen summen geschäftig umher, ein Kohlweißling schaukelt auf einer Blüte. Sogar ein Taubenschwänzchen, auch Kolibrifalter genannt, schwebt von Pflanze zu Pflanze.
„Viele Schmetterlingsarten und Wildbienen sind auf spezifische Pflanzen angewiesen“, informiert eine Tafel am Wegrand. Doch von Schmetterlingen wie dem „Kleinen Fuchs“ und dem „Admiral“ ist nichts zu sehen. Dabei blühen schon die pinken Kartäusernelken und die Acker-Witwenblume – perfekte Rastplätze für diese Arten. Auch der Hornschotenklee steht in voller Blüte. Über 60 Wildbienenarten sind auf ihn als Nahrung angewiesen. „Sie tupfen ihren Pollen mittels eines Pumpmechanismus auf die Insekten“, liest man. Fliegen und Käfer bevorzugen die Blüten des Wiesenkümmels, der Wiesenschafgarbe, der Vogelwicke.

Robuster Teppich aus Gras

Eine Blühwiese besteht nicht nur aus Blüten. Gräser bilden als dichter, robuster Teppich quasi das Rückgrat. Ihre tiefen Wurzeln schützen vor Erosion und bieten Nahrung, etwa für die Wiesenschaumzikade. Alles ist das Gegenteil von gepflegten Blumenbeeten oder monotonem Rasen. Deshalb wird selten gemäht. „Das entspricht nicht dem traditionellen Bild eines gepflegten Gartens“, räumt Christine Hammel, Umweltbeauftragte der Gemeinde, ein. Nur so können die Samen der Wildkräuter reifen. Gerade im Sommer, wenn die Pflanzen hoch aufschießen, wirkt das auf viele ungewohnt. Doch die naturnahe Pflege ist wichtig, um dem Artensterben entgegenzuwirken.
Immerhin sind in Deutschland etwa 40 Prozent der Insekten vom Aussterben bedroht. Weltweit bilden sie mit 70 Prozent die größte Tiergruppe. Und sie haben ökologisch wichtige Aufgaben: sie bestäuben, bilden Boden, zersetzen Biomasse. Auch Privatgärten können mithelfen. Tipps und Anleitungen liefert die neue Homepage www.gartenreich-projekt.de mit Pflanzplänen, Anleitungen und Videos für naturnahe Gärten. Schließlich leistet jede Fläche, die mit heimischen Gräsern, Wildblumen und Kräutern bereichert wird, einen Beitrag gegen den Artenschwund, resümiert Christine Hammel.

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