„Demenz ist nicht gleich Alzheimer”

Christiane Niehus (l.) und Melanie Schillert von der Germeringer Insel informieren über Demenz. (Foto: pst)
Christiane Niehus (l.) und Melanie Schillert von der Germeringer Insel informieren über Demenz. (Foto: pst)
Christiane Niehus (l.) und Melanie Schillert von der Germeringer Insel informieren über Demenz. (Foto: pst)
Christiane Niehus (l.) und Melanie Schillert von der Germeringer Insel informieren über Demenz. (Foto: pst)
Christiane Niehus (l.) und Melanie Schillert von der Germeringer Insel informieren über Demenz. (Foto: pst)

Die Auswirkungen von Demenz sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Dieses Fazit zog Psychologin Christiane Niehus bei einer Infoveranstaltung in der Germeringer Insel. Rund 50 Betroffene und Angehörige wollten im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche mehr über die Krankheit erfahren. Gleich zu Beginn stellte Melanie Schillert von der Fachstelle für pflegende Angehörige klar: „Demenz ist nicht gleich Alzheimer.“ Viele verbinden den Begriff automatisch mit der bekanntesten Form der Erkrankung. Tatsächlich stecken dahinter eine ganze Reihe an unterschiedlichen Ursachen.

Dass das Thema unter den Nägeln brennt, zeigte sich in den Fragen aus dem Publikum. „Meine Mutter weigert sich, zum Arzt zu gehen“, klagte ein Mann und eine Frau: „Mein dementer Mann lehnt jede Hilfe ab, und ich soll bald ins Krankenhaus.“ Verständnisvolles Nicken im Saal: Viele kannten solche Situationen nur zu gut. Gedächtnisprobleme, Verhaltensänderungen, Orientierungslosigkeit, Misstrauen, Angst – die Liste der Symptome ist lang.
Für Angehörige bedeutet das eine ständige Gratwanderung. Sie wollen helfen, stoßen aber auf Widerstand. Niehus sprach vom „Dilemma der Angehörigen“: Mit ansehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch nach und nach Fähigkeiten verliert, sei schwer zu ertragen. Trotzdem hätten Betroffene das Recht, „es nicht zu wissen“ und Arztbesuche zu verweigern. Heilbar sei die Krankheit in den meisten Fällen ohnehin nicht.
Doch es gibt auch Ausnahmen. Manche Formen der Demenz entstehen etwa durch Vitaminmangel oder als Folge eines Schlaganfalls. In solchen Fällen könne eine Behandlung tatsächlich helfen. Ein Tipp aus dem Publikum: Den Arzttermin einfach als „Check-up“ bezeichnen. Das sei nicht gelogen und nehme den Betroffenen die Angst.

„Geduld, Geduld, Geduld”

Die Diagnose kommt meist spät. „Wenn sie sichtbar wird, hat es mindestens schon vor zehn Jahren begonnen“, erklärte Niehus. Das erschwere auch den Einsatz neuer Alzheimer-Medikamente, die zwar Hoffnung auf eine Verlangsamung machen, aber nur in sehr frühen Stadien greifen und nicht bei allen Formen von Demenz.
Im Veranstaltungsraum konnten die Besucher am Demenzparcours selbst erfahren, wie sich Überforderung anfühlt. Durch Spezialspiegel schauen und einen Stern abmalen – eigentlich simpel, doch plötzlich landeten nur krakelige Linien auf dem Papier. Auch beim Schneiden entlang vorgegebener Formen gaben viele schnell entnervt auf. Ein Aha-Moment: So fühlt es sich also an, wenn die Wahrnehmung nicht mehr zuverlässig funktioniert.
Zum Schluss blieb die wichtigste Botschaft: „Geduld, Geduld, Geduld“, sagte Niehus. Die Pflege sei kräftezehrend, körperlich wie seelisch. Wer sie dauerhaft stemmen will, braucht Entlastung. Freunde, Familie, ambulante Dienste, Tagespflege. „Fangen Sie damit nicht zu spät an“, riet Schillert. So könne sich der Betroffene an Unterstützung gewöhnen.
Beratung gibt es in der Germeringer Insel, Planegger Straße 9.

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