Die Leine mit den 80 Stoffbändern leuchtet fröhlich in orange, rot und gelb. „Klimabändchen“ haben sie die „Omas for Future“ genannt. Doch was auf den Stofffetzen steht, das ist alles andere als fröhlich. Es sind Wünsche, Bitten, Forderungen von Passanten, die Germering hitzefester machen sollen. Die „Omas for Future“ haben sie während ihrer traditionellen freitäglichen Klimawachen am Therese-Giehse-Platz gesammelt.
„Bäume pflanzen“ steht auf mehreren Bändchen, „Versiegelung muss aufhören“ auf anderen. Kinder wünschen sich Schatten auf Spielplätzen, Hitzefrei und kostenloses Eis. Erwachsene denken an Wassernebel-Stelen, mehr Grünflächen und begrünte Fassaden. Die „Omas for Future” haben die Bändchen auf eine lange Leine geknüpft und im Rathaus Oberbürgermeister Andreas Haas und dem Klimabeauftragten Christian Klöpfer überreicht. „Die Ideen fließen ins Klimaanpassungskonzept mit ein“, versprach Klöpfer. Darin soll analysiert werden, wie stark Germering von Hitzebelastung betroffen ist und wie sich die Stadt schützen kann. Haas zählte Beispiele auf, die teilweise auch auf den Spruchbändern standen: Förderung privater Entsiegelung und Begrünung, Erhalt alter Bäume, Karte mit kühlen Orten, Baumpflanz-Programm. Bei den Maßnahmen sind aber auch die Bürger gefordert. „Wir haben so viele Autos wie nie zuvor“, kritisierte der Oberbürgermeister. Weniger Verkehr – das entscheiden die Menschen selbst.
Dass der Brunnen am Kleinen Stachus in diesem Sommer trocken blieb, war ebenfalls nicht die Schuld der Stadt, betonte der OB. „Er ist kaputt”. Wegen des Fachkräftemangels bei den Brunnenbauern steht die Stadt seit Mai auf der Warteliste eines Handwerksbetriebs. Auch könne nicht jeder Wunsch nach einem Radstreifen erfüllt werden: „Wenn die Fahrbahn nicht breit genug ist, dass Busse und Lkws durchpassen, dann geht es nicht“.
Seit 2021 stehen die „Omas for Future” an der Straße, um auf Klimaschutz aufmerksam zu machen. Im Sommer zwischen 16 und 17 Uhr und in der dunklen Jahreszeit von 15 bis 16 Uhr. 3000 hitzebedingte Sterbefälle habe es laut Schätzung des Robert-Koch-Institus 2024 in Deutschland gegeben. „Viele Ältere trauen sich bei Hitze kaum mehr aus dem Haus“, weiß Ingeborg Köstner. Die Reaktion der Passanten auf die Klimawache sei überwiegend positiv. „Manche rufen uns 'Danke' zu, oder recken den Daumen nach oben“, so Köstner. Anlässlich des „autofreien Sonntags” im Rahmen der Mobilitätswoche am 21. September findet die Aktion „Dankstelle” statt. Die Omas wollen an Radler Kekse als Dank für ihre umweltfreundliche Mobilität verteilen. Außerdem lesen sie in der Bücherei vor. Übrigens: Weitere Unterstützerinnen, auch „Opas” können sich unter germering@omasforfuture.de informieren.