Ringelblumen, Currykraut, Tomaten, Rote Rüben, Stockrosen – unzählige Tütchen warten am Stand vor dem Rathaus auf Abnehmer. Es handelt sich um die Spenden der Hobbygärtner für die Saatgut-Bibliothek in der Gemeindebücherei. Beim Pflanzenmarkt durften sich die Besucher kostenlos mit Samentütchen bedienen. Außerdem gaben das Umweltamt und die Initiative „Wörthsee für Artenvielfalt“ Tipps für den heimischen Garten.
Seit etwa drei Jahren gibt es die Saatgut-Bibliothek. „Sie wird begeistert angenommen“, erklärt Juliane Seeliger-von Gemmingen. Dabei handelt es sich um einen Kreislauf von Geben und Nehmen. Im Frühjahr holen sich die Bürger kostenlos die gewünschten Samen, dafür braucht man keinen Büchereiausweis. Nach der Ernte werden die abgeernteten Samen der Pflanzen wieder in die Bücherei gebracht. „In kleinen Tütchen, getrocknet und beschriftet“, erklärt Seeliger-von Gemmingen. Gerne gesehen sind Pflegetipps, damit es mit der Ernte auch wirklich klappt. „Das Angebot wechselt jedes Jahr“, freut sie sich. Sie selbst hat extra einen Blühstreifen mit Ringelblumen angepflanzt, um später Samen ernten zu können.
Für die Tomaten ist es jetzt schon zu spät“, erklärt ein Besucher aus Andechs. Außer man hat ein Gewächshaus. Zum Glück gibt es beim Pflanzenmarkt größere Tomaten-Setzlinge aus der Gärtnerei. Erwin Sanktjohanser und Sohn Felix aus Meiling nehmen gleich eine ganze Steige mit. „Im Herbst können wir aus den Samen die nächsten Tomaten nachziehen“, freut sich Erwin Sanktjohanser. Fast einen halben Zentner ernten die beiden jährlich. Damit die Tomaten gedeihen, werden sie ordentlich gedüngt. Dafür machen die Sanktjohansers eine Bio-Jauche aus Brennnesseln, Kaffeesatz und Banananschalen.
Eine Gartenfreundin aus Breitbrunn holt sich Stockrosen-Samen. Die hochwachsende Pflanze vertrage keine große Feuchtigkeit und müsse an einem Stab vor dem Umknicken gesichert werden, erklärt die Hobbygärtnerin. In ihren Garten würden ausschließlich insektenfreundliche Pflanzen kommen. Außerdem habe sie unterschiedliche Bienenhotels und viele Vogelhäuschen aufgehängt. „Bei mir kreucht und fleucht es, dass es eine Freude ist“, erzählt sie und schwärmt von den vielen Schmetterlingen, die sich in ihrem Garten am Blütennektar laben.
Neben den Tütchen mit Blumen-, Gemüse- und Kräutersamen können sich die Bürger in der Bücherei auch eine Samenmischung für Blühwiesen holen. „Die autochthonen (heimischen) Samen passen in unsere Region und können ganzjährig ausgesät werden“, erklärt Barbara König-Schmidbauer vom Umweltamt. Gemäht werden muss nur einmal im Frühjahr kurz vor dem Neuaustrieb. In der Mischung befinden sich Ringelblumensamen, Wildkräuter wie Wilde Möhre, Klatschmohn, Kornblume, aber auch Klee, Königskerze, Wiesen-Bocksbart und die Wiesen-Flockenblume.