Der Walldurchbruch in Martinsried ist keine neue Geschichte. Seit über 40 Jahren beschäftigt sich der Planegger Gemeinderat mit Verkehrsfragen, darunter mit den Möglichkeiten und der Umsetzung einer Umgehungsstraße an der Westseite von Martinsried und auch mit den Potenzialen eines Walldurchstichs zwischen der Fraundorfer- und der Röntgenstraße. Nachdem der aktuelle Gemeinderat allerdings den Bau einer Umgehungsstraße begraben hat, steht der Walldurchstich wieder in der Diskussion. Schon im Frühjahr 2023 stellten Verwaltung und Fachplaner insgesamt vier Varianten des Durchstichs vor. Seither ist keine Entscheidung gefallen.
In einer Bürgerinfoveranstaltung stellten sich Verwaltung und Fachplaner erneut der Öffentlichkeit. 120 Bürger folgten der Einladung und ließen sich auf den neuesten Stand bringen. Variante eins ist die „verkehrsoptimierte“ mit einer strikten Trennung von Fußgängern, Radfahrern und übrigen Verkehr beim Durchstich inklusive Mittelinsel, zehn Meter Fahrbahnbreite. Diese Variante ist mit 1,2 Millionen Euro Kosten auch die teuerste.
Variante zwei – für eine Million Euro – ist ein reduzierterer Eingriff, wobei der Durchstich insgesamt schmaler ausfällt. „Rad- und Fußwege haben hier getrennte Führungen“, erklärte Mobilitätsbeauftragte Martina Argyrakis. Der Nachteil sei ganz klar die Verkehrserhöhung in der südlichen Röntgenstraße und am Martinsplatz. Auch müsse die Kreuzung Lochhamer/Fraundorfer Straße mehr Verkehr aufnehmen. „Die ist allerdings heute schon tricky“, meinte sie weiter.
Variante drei beinhaltet keine Wallöffnung, sondern nur eine verbesserte Rad- und Fußwegverbindung. „Wir fördern hier das Umsteigen aufs Rad.“ Die Röntgenstraße werde nicht abgehängt und es fielen höchstens vier Parkplätze weg. Variante vier bedeutet eine Fahrbahnverlegung so weit nach Westen, wie es möglich ist. Auch hier wird der Wall nicht durchbrochen. Allerdings müssten die Kurven größer ausfallen, damit der Schwerlastverkehr um die Kurven komme. Argyrakis: „Das bedeutet leider auch, dass der Baumbestand reduziert werden muss.“
Die Bürger diskutierten kontrovers. „Hier stimmt grundlegend etwas nicht“, meinte die ehemalige Gemeinderätin Anneliese Bradel. Denn man müsse die innerörtlichen Verkehrsumlagerungen betrachten. „Die Kreuzung Galilei-/Einsteinstraße kann nicht mehr Verkehr aufnehmen. Hier befinden sich mehrere Kindereinrichtungen. Wo ist da die Entlastung?“, meinte sie unter großem Beifall. Auch eine Umgehungsstraße kam wieder ins Gespräch. „Politisch gesehen halten wir an der Umgehungsstraße nicht mehr fest“, erklärte dazu Argyrakis.
„Wir planen und diskutieren seit 40 Jahren“, erklärte Bürgermeister Hermann Nafziger. „Ein politischer Wille ist nie zustande gekommen. Inzwischen ist der Freistaat nicht mehr bereit, die Umgehungsstraße zu unterstützen. Nun ist die Situation so, wie sie ist. Deswegen behandeln wir den Walldurchstich.“ Alle Fakten lägen nun auf dem Tisch, eine Abwägung könne vollzogen werden.
„Die Lage unserer Gemeinde inmitten des Würmtals erklärt alles. Bei uns fließt der Verkehr durch. Hier treffen sich die verschiedenen Trassen. Letztendlich bleiben uns nicht viel Stellschrauben, um den Verkehr zu beruhigen“, so Nafziger abschließend. Die im Publikum anwesenden Gemeinderäte äußerten sich zwar nicht, sind aber am 24. Juli gefordert. Dann behandelt der Gemeinderat das Thema mit dem Ziel, eine Entscheidung zu verabschieden. Die Sitzung wird öffentlich sein.