Im Helios Klinikum München West ist erstmals ein neu zugelassener Aorten-Stent eingesetzt worden, der eine Operation am offenen Herzen bei bestimmten Krankheitsbildern ersetzen kann. Der Ärztliche Direktor des Klinikums und Chefarzt für Gefäßchirurgie an den Münchner Helios Kliniken sowie am Helios Amper-Klinikum Dachau, Prof. Dr. Reza Ghotbi, zählt damit europaweit zu den Vorreitern bei der Anwendung dieses innovativen Verfahrens.
„Läsionen am Aortenbogen sind tickende Zeitbomben“, erklärt Prof. Ghotbi. Dabei handelt es sich um schwache Stellen oder Einrisse in der Wand der Hauptschlagader. „Wenn diese Gefäßwand reißt, drohen Betroffene innerhalb von wenigen Minuten zu verbluten.“ Bislang bedeutete ein solcher Befund daher in vielen Fällen eine hochkomplexe Operation am offenen Herzen, die mit zahlreichen Risiken verbunden ist.
Mit der sogenannten Thoracic Branch Endoprothesis, kurz TBE-Stentgraft, gibt es nun eine minimalinvasive Alternative. Die Prothese besteht aus einem feinen Drahtgeflecht mit Kunststoffbeschichtung. Sie wurde speziell für die anatomisch anspruchsvolle Region des Aortenbogens entwickelt, also den bogenförmigen Abschnitt der Hauptschlagader. Von ihm gehen wichtige Gefäße ab, die den Kopf und die Arme mit Blut versorgen. Ein zusätzlicher Seitenarm der Prothese ermöglicht es, auch angrenzende Gefäße wie die Halsschlagader sicher einzubeziehen.
„Durch das neue Verfahren ist die Belastung für Patientinnen und Patienten deutlich geringer“, sagt Prof. Ghotbi. „Der Eingriff kann endovaskulär durchgeführt werden,ohne großen Schnitt und ohne Herz-Lungen-Maschine. Ich bin überzeugt, dass sich dieses Verfahren in geeigneten Fällen als Standard etablieren wird.“ Voraussetzung dafür sei jedoch eine enge, fachübergreifende Zusammenarbeit. Erstmals zugelassen wurden die TBE-Stentgrafts 2022 in den USA. In Deutschland ist die Prothese seit Kurzem für den Einsatz am Aortenbogen zugelassen. Der Eingriff wird bisher nur an wenigen hochspezialisierten Kliniken durchgeführt.
An den Helios Kliniken Oberbayern soll das Verfahren weiter etabliert werden. Dabei kommt künftig auch modernste Technik zum Einsatz: Ein neuer Hybrid-OP am Pasinger Helios Klinikum ermöglicht hochauflösende Bildgebung und bietet damit die idealen Voraussetzungen für komplexe gefäßchirurgische Eingriffe. „Gerade bei Operationen an der Aorta brauchen wir größtmögliche Sicherheit und Kontrolle“, sagt Prof. Ghotbi. „Hier eröffnet uns der Hybrid-OP neue Dimensionen.“