In der Renolit-Niederlassung am Stadtrand in Solln werden thermoplastische Folien zur Oberflächengestaltung für die Möbelindustrie, den Innenausbau und weitere Anwendungen hergestellt. Bei der Bürgerversammlung im Münchner Süden hatten Bürger Sorgen hinsichtlich der Emissionen geäußert. Sie empfahlen eine Untersuchung, um zu klären, ob es im Umkreis um die Fabrik eine erhöhte Rate an hormonabhängigen Krebserkrankungen gibt. Sie wiesen auf zehn Tumorfälle in einem 1-km-Umkreis hin und hielten einen Zusammenhang mit den bei Renolit eingesetzten Weichmachern (Phthalate) für denkbar.
Das städt. Gesundheitsreferat gab nun Entwarnung und begründete, warum es keinen Anlass für eine solche Untersuchung sieht: Iin München erkrankten jährlich knapp 1.200 Frauen an Brustkrebs. Für Solln müsse man statistisch 19 Brustkrebserkrankungen jährlich erwarten. Die von den Bürgern genannte Zahl von Erkrankungen rund um Renolit liege also keinesfalls über der statistisch erwartbaren Anzahl. Die Europäische Union (EU) habe zudem bisher kein Phthalat als krebserzeugend eingestuft.
Die Bürgerversammlung empfahl außerdem, Langzeitmessungen der Luftqualität im Viertel durchzuführen und die Geruchsemissionen durch die PVC-Verarbeitung zu prüfen. Renolit stellt in Solln laut städt. Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) deutlich weniger als 10.000 Tonnen PVC-Folie im Jahr her. Die Firma „hält seit Jahrzehnten bei allen Messungen die Grenzwerte sicher ein, sodass es seitens des RKU keine Beanstandungen gab”, teilte das RKU jetzt mit. „Summa summarum kann das RKU bestätigen, dass die Fa. Renolit SE über moderne Produktionsanlagen zur Kunststoff-Verarbeitung nach Stand der aktuellen Technik verfügt, die grundsätzlich sicherstellen, dass von dem Betrieb keine schädlichen Umwelteinwirkungen ausgehen”.
Eine Langzeitmessung sei daher unverhältnismäßig, fachlich nicht gerechtfertigt und daher nicht angemessen. Die bereits durchgeführten Überwachungen und Messungen bestätigen, dass die bestehenden Verfahren zur Luftqualitätsüberwachung ausreichend sind.
Um sich ein Bild über die tatsächlichen Auswirkungen der PVC-Produktion machen zu können, führt das RKU seit Februar 2024 zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Überwachungstätigkeiten regelmäßig unangekündigte Geruchskontrollen durch. Diese Kontrollen finden alle zwei Wochen in der Umgebung rund um das Firmengelände sowie in den betroffenen Anliegerstraßen statt. Dabei konnten bisher keine außergewöhnlichen Geruchsbelästigungen festgestellt werden, so das RKU.
Im Bezirksausschuss wurden die Untersuchungen der städt. Behörden als positive Nachrichten wahrgenommen Juri Wostal (Grüne), Vorsitzender des Umweltausschusses im BA 19, sprach sich dafür aus, das kritische Bewusstsein der Bevölkerung wahrzunehmen und mit Renolit im Austausch zu bleiben.