Den Georg-Freundorfer-Platz würden einige Stadtteilbewohner gerne umbenannt wissen. Verschiedene Anfragen an die Stadt und auch Anregungen für neue Namen gab es dazu bereits, unter anderem aus dem Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8). Jüngst gab Stadtteilbewohnerin Gisela Seidler bei der Bürgerversammlung einen neuen Anstoß. Sie beantragte, dass der Georg-Freundorfer-Platz sowie der Platzbereich entlang der Sandtnerstraße, der offiziell nicht den gleichen Namen trägt, zum Corinna-Tartarotti-Platz werden soll.
Bei einem Terroranschlag der rechten „Gruppe Ludwig“ am 7. Januar 1984 auf die Diskothek „Liverpool“ in München wurden acht Menschen verletzt. Unter ihnen war die Abiturientin Corinna Tartarotti, die hier bis zu ihrem geplanten Studienbeginn jobbte. Sie starb am 27. April 1984 in Folge des Attentats. Von 1977 bis 1984 tötete die rechtsradikale Gruppe mindestens 15 Menschen und verletzte viele weitere, die meisten in Norditalien (Recherchen laut Kulturreferat München). Zum Jahrestag des Brandanschlags in München setze die Landeshauptstadt im Januar eine Gedenkstele am historischen Ort in der Schillerstraße 11a.
Im besonderen Gedenken an Corinna Tartarotti könnte nun der bislang namenlose Platz an der Sandtnerstraße, wo der Wochenmarkt stattfindet und wo derzeit das Multikulturelle Jugendzentrum (MKJZ) sein Übergangsquartier aufgeschlagen hat, ihren Namen tragen – so schlägt es Gisela Seidler bei der Bürgerversammlung vor. Zugleich, so regt die Bürgerin an, könnte die nördliche Platzhälfte sogleich umbenannt werden.
Nach Georg Freundorfer wurde 1983 offiziell nur die nördliche Platzhälfte des Parks an der U-Bahnstation Schwanthalerhöhe benannt. Der Platz erhielt seinen Name nach dem Musiker, Komponisten und Zitherspieler, der 1881 in der Westendstraße 20 geboren wurde. Der BA stieß vor bald zehn Jahren schon auf Nachweise, die Freundorfers Verbindung zum Nationalsozialismus aufzeigen. So habe er etwa den Marsch „Gruß an den Obersalzberg“ komponiert, in dem Hitlers Berghof besungen wird und der nach 1945 nicht mehr unter diesem Titel veröffentlicht werden durfte. Auch sei er bei Wahlveranstaltungen der NSDAP aufgetreten, eine Parteimitgliedschaft ist bislang jedoch nicht nachgewiesen.
Eine Mehrheit im BA 8 hatte vor einigen Jahren aufgrund der Sympathie Freundorfers zur NSDAP die Umbenennung des Platzes gefordert.
Das Münchner Stadtarchiv hatte den BA Ende 2020 darüber informiert, dass Georg Freundorfer bereits als einer von 330 Namen auf der „Long-List“ der zu prüfenden Namen stehe. Ein Fachgremium aus zwanzig Personen, zu denen u. a. Vertreter des Jüdischen Museums oder des Geodatenservice gehören, sollte sich damit befassen. Zugleich weisen Fachleute immer wieder darauf hin, dass mit jeder Namensentfernung in der Stadt auch ein Teil Geschichte gelöscht werde, weswegen Aufklärung und Diskussion sinnvolle Alternativen seien. 2021 drängte der BA aber erneut auf Ergebnisse zur Umbenennung und wollte andernfalls selbst einen Bürgerbeteiligungsprozess anstoßen. Bislang jedoch tat sich noch nichts.
Antragstellerin Gisel Seidler ist der Ansicht: „Dass in den vier Jahren seit dem Beschluss nichts passiert ist und der im Viertel beliebte Spielplatz und Treffpunkt weiterhin nach einem Nazi-Sympathisanten benannt ist, ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks unerträglich.“ Ihr Antrag wurde mit großer Mehrheit durch die Bürgerversammlung an die Stadtverwaltung empfohlen.