Am Wochenende vor Schulbeginn fand die Kunstaktion „Back to the roots“ an der Stütz- und Lärmschutzwand in Verlängerung der Hildachstraße statt. „Wir begrüßen die Aktion ausdrücklich“, betont Sven Wackermann, Vorsitzender des Ausschusses Kultur im Bezirksausschuss (BA 21). Zwar seien die Außenanlagen des neuen Skaterparks „Casa“ aus Haushaltsgründen zurückgestellt worden, meinte er weiter. „Um so erfreulicher ist es, dass die Stadt im Neubaugebiet Street-Art fördert.“
Ganz einfach ist die neue Kunst nicht zu sehen, weil die Kunstfläche vom Wohngebiet weg gewandt ausgewiesen wurde. Das Kulturreferat unterstützte das Graffiti-Projekt mit 10.000 Euro und erklärte den Projektnamen „Back to the roots“: „In den 1980er und 1990er Jahren war München ein zentraler Ausgangspunkt der deutschen Graffiti-Kultur – lange bevor Berlin zur Hauptstadt der Urban Art wurde.“
Vor allem das ehemalige Flöhmarktgelände an der Dachauer Straße sei damals eine erste „Hall of Fame“ gewesen, so Patricia Müller vom Kulturreferat weiter. Daran wolle man anschließen. Unter der Leitung von Michael Gmeiner und Benjamin Schandelmaier von graphism und der Munich Graffiti Library wurden 50 Künstler ausgesucht, die als Teams die insgesamt 165 Meter lange und 5,50 Meter hohe Stütz- und Lärmschutzwand gestalteten. Jeweils in kleinen Abschnitten zu zwölf Metern konnten sie Motive und Elemente wählen.
Fürs ungefähr einheitliche Wandbild habe jeder die gleichen Farben bekommen. „Aber letztendlich konnte jeder zusätzlich sein eigenes Material nutzen“, erklärt Gmeiner. „Es geht uns darum, der Kunst freien Lauf zu lassen.“ Das letzte Mal sei so eine Aktion 2015/16 möglich gewesen, erinnerte er sich. Das Gebiet in Pasing habe man sich schon vor vier Jahren angeschaut. Bis zur tatsächlichen Aktion seien viele Genehmigungen und Hürden zu nehmen gewesen. Am Ende hat sich eine seltene Eidechsenart gezeigt, weswegen auch der Bund Naturschutz involviert war.
„Solche großen und zusammenhängenden Flächen im Stadtgebiet wie hier gibt es sehr selten“, meint Gmeiner weiter. „Der Plan ist, vielleicht auch noch die Rückseite, also die Seite zum Wohngebiet zu gestalten. Das wäre super.“ Das Kunst-Happening wurde von den unterstützenden Teams und Kollektiven der 50 Künstler begleitet. „Kommen und genießen“, meinte Künstler Lion. „Es gibt eigentlich nichts zu verstehen. Bei Graffiti geht es um Form und Farbe. Das macht jeder von uns anders.“
Adrian von Outer of Circle erklärte den Abschnitt seines Teams: „Bei uns trifft Realismus auf modernes Stylereading. Links ist das Stilleben und rechts das Abstrakte. Wir verbinden die Klassik mit der Moderne. Das ist unsere Auffassung „back to the roots“. Die Zusammenarbeit hier ist toll, alle sind im Flow. Das ist wirklich beflügelnd. Besser geht es nicht.“
Fürs Kulturreferat war die Aktion rundum gelungen. Nicht nur die Organisation und Kuration der Aktion durch das erfahrene Graphism-Team war gelungen. Auch die Einbeziehung der nahegelegenen Skaterhalle, die komplette Abwicklung bis zur Müllentsorgung haben hervorragend geklappt. „Das Projekt“, so Patricia Müller, „entspricht auch dem Stadtratsauftrag vom 19. März 2014, mit dem das Kulturreferat beauftragt wurde, freie Gestaltungsaktionen im Bereich Street Art und Graffiti zu ermöglichen und zu fördern.“