Über drei Fußballplätze verfügen in München die wenigsten Vereine. Der ESV München-Ost hat in den vergangenen Jahren sogar drei Fußballplätze in Berg am Laim und Zamdorf verloren - und kurzerhand einen neuen gebaut. Wobei, kurzerhand trifft es nicht ganz: Dem jetzt fertiggestellten Kunstrasenplatz an der Thomas-Hauser-Straße ging eine Vorlaufzeit von etwa 25 Jahren voraus.
Dort, wo sich die Bahnstrecken nach Simbach und Rosenheim trennen, werden künftig die großen und kleinen Fußballerinnen und Fußballer des ESV Ost auf Torejagd gehen. Gleich nebenan befindet sich die Kfz-Verwahrstelle, drumherum erstrecken sich neben den Bahngleisen ein paar grüne Wiesen. Dass in der konstant wachsenden Stadt München ein neuer Fußballplatz entsteht, ist bemerkenswert genug. Denn große Wohnblöcke und Bürohäuser werden fast überall hochgezogen - Sportflächen hingegen müssen schon mal weichen.
Das musste auch der ESV München-Ost am eigenen Leib erfahren. Der 1933 gegründete Eisenbahnersportverein ist eng mit Berg am Laim und besonders mit der Eisenbahnersiedlung an der Truderinger Straße verbunden. Dort lag, an der Ecke Schwanhildenweg, der Sportplatz, auf dem seit der Übernahme des FC Steinhausen im Jahr 1979 Generationen von fußballbegeisterten ESVlern Tore und Siege feierten. Mit Holzhütte, Containerküche, Dixi-Klos und Pfützen auf dem Platz wies die Anlage einen gewissen morbiden Charme auf. „Von ausreichend Umkleiden mit Duschen und Sanitäranlagen war da nichts zu sehen - und trotzdem fühlten wir uns dort pudelwohl”, blickte der Verein 2023 anlässlich seines 90-jährigen Bestehens zurück.
Neben der Anlage in der Eisenbahnersiedlung verfügte der ESV Ost noch über einen Trainingsplatz an der Kronstadter Straße in Zamdorf, also nördlich der Bahngleise. Dieser Platz musste 2019 aufgegeben werden: Die Fläche wurde für eine Abstellanlage im Zuge der zweiten S-Bahn-Stammstrecke benötigt. Ende 2021 fiel dann auch die Sportanlage an der Truderinger Straße zugunsten eines Neubaugebiets weg - und die Fußballer des ESV Ost waren heimatlos. Mit der Bezirkssportanlage Fehwiesenstraße fand sich zwar eine Ausweichstätte in Berg am Laim, doch auch dieser Platz war ab Ende 2022 nicht mehr benutzbar, weil die Anlage zum Sportcampus Ost umgebaut wird.
Immerhin, überraschend kam das für die „Eisenbahner” alles nicht. „Dass der Platz an der Truderinger Straße irgendwann für Wohnungen weichen muss, war schon in den 90er-Jahren klar”, erzählt der Vorsitzende des ESV Ost, Rolf Leonhardt. Die Stadt München habe das immer klar kommuniziert, der Pachtvertrag sei immer nur für ein Jahr verlängert worden. Schon vor etwa 25 Jahren habe der damalige ESV-Vorstand Sepp Koch daher die Idee gehabt, anderswo einen neuen Fußballplatz zu errichten, meint Leonhardt: „Wir wollten uns auch nicht 50 Jahre durchwurschteln, sondern eine dauerhafte Lösung finden.”
Die ursprünglichen Pläne des Breitensportvereins sahen vor, die Fußballer westlich der Baumkirchner Straße anzusiedeln. Denn hier entstand, nachdem die Deutsche Bahn das Gelände südlich der Gleise verkauft hatte, das Viertel Baumkirchen Mitte mit dem neuen Sportzentrum des ESV München-Ost an der Hermann-Weinhauser-Straße, das 2020 in Betrieb genommen worden ist. Es bietet den meisten Abteilungen des ESV ein Zuhause - drinnen und draußen, jedoch mit einem Manko: Platz für ein Fußballfeld war in Baumkirchen nicht. Dass dieses nun im 1,5 Kilometer weiter östlich gelegenen Gleisdreieck geschaffen werden konnte, sei nach dem Sportzentrum ein „zweiter großer Meilenstein” für den Verein, wie Rolf Leonhardt beim Baustellenfest verkündete.
Zum Fest hatte der ESV Ost eingeladen, um die Fertigstellung des Platzes zu feiern. Denn rein praktisch kann hier schon das runde Leder rollen. Was noch fehlt, ist das Funktionsgebäude mit den Umkleiden und Sanitäranlagen. Das Haus in Holzständerbauweise soll laut Leonhardt bis Ende des Jahres fertig sein. Zur Rückrunde, also im Frühjahr 2026, möchte der ESV den Spielbetrieb an der Thomas-Hauser-Straße aufnehmen. Dann würde die Fußballabteilung nach Berg am Laim zurückkehren, nachdem sie gut drei Jahre am neuen Sportcampus in der Messestadt Riem verbracht hat.
„Es war zwar eine gute Lösung, die die Stadt angeboten hat”, erklärt Leonhardt, „doch wir sind ein sehr lokaler Verein. Fast alle unsere Mitglieder kommen aus Berg am Laim. Gerade für Kinder und Jugendliche ist es ein großer Aufwand, nach Riem zu fahren.” Zudem muss sich der ESV Ost die Anlage in der Paul-Wassermann-Straße mit dem ebenfalls aus Berg am Laim stammenden SV Schwarz-Weiß München teilen.
Rund 300 Mitglieder zählt die Fußballabteilung des ESV München-Ost aktuell. Im Spielbetrieb sind drei Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft sowie um die 10 Jugendteams. Die Wartelisten sind lang, der Verein musste sogar einen Aufnahmestopp verhängen. Mittelfristig will die Fußballabteilung auf 600 Mitglieder wachsen - der neue Platz soll es möglich machen. Ausgestattet mit Kunstrasen und moderner Flutlichtanlage, bietet er die Möglichkeit, ganzjährig zu trainieren.
Bei der Finanzierung des Bauprojekts half eine Großspende, dazu kamen Fördergelder vom BLSV (Bayerischer Landes-Sportverband) und der Landeshauptstadt München. Bürgermeisterin Verena Dietl lobte den ESV München-Ost beim Baustellenfest für „Mut, Geduld und Anspruch”, den neuen Fußballplatz zu errichten. „Der Mensch braucht Flächen für den Sport”, ergänzte Dietl - und in Berg am Laim würden sich die Bedingungen nun deutlich verbessern.