Einst waren sie das Zuhause der Götter. Bunt bemalt waren sie Zentren der griechischen Hochkultur. Heute sind von den monumentalen Tempeln nur Ruinen erhalten, mal mehr, mal weniger. Zahlreiche dieser Relikte der Antike hat Richard Berndt in den letzten Jahren mit der Kamera besucht. Seine schönsten Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind in der Münchner Glyptothek zu sehen.
Nach den Ausgrabungen der Tempel wurden teilweise Säulen wiederaufgerichtet oder rekonstruiert. Abgesehen vom Hephaistos-Tempel in Athen sind keine vollständigen Gebäude erhalten. Daher war der fotografische Ansatz von Richard Berndt, nur Ausschnitte der Tempel zu fotografieren. Es kam ihm nicht darauf an, einen Eindruck der gesamten Bauwerke zu vermitteln, sondern die Schönheit der antiken Sakralgebäude und deren typische Bauelemente im Detail zu zeigen. Die Schwarz-Weiß-Darstellungen betonen die Strukturen. Sie vermitteln eine enorme architektonische Ästhetik. Die unterschiedlichen Baumaterialien kommen trotz des Fehlens von Farbe zur Geltung. Präsentiert zwischen den antiken Kunstwerken der Glyptothek darf man sich auf eine ganz besondere Atmosphäre der Fotoausstellung freuen.
Richard Berndt aus Großhadern bezeichnet sich gerne als Amateurfotograf – er liebt die Fotografie. Seit 2012 geht er mit seinen Werken an die Öffentlichkeit. Die erste seiner inzwischen ca. 30 Ausstellungen befasste sich mit besonderen Perspektiven von bekannten Gebäuden in München. So gesehen geht er mit den Aufnahmen in der Glyptothek an die Wurzeln seiner öffentlich gemachten Arbeiten zurück, denn neben den ungewohnten Perspektiven wendete er auch damals das Stilmittel der Schwarz-Weiß-Fotografie an. Danach widmete er sich mehr der Experimentalfotografie: Langzeitbelichtungen in Farbe mit Brennweitenveränderung und / oder Kamerabewegung. Die entstandenen Aufnahmen von Lichtobjekten und beleuchteten Gebäuden nennt er Lichtbilder. Sie bilden den Schwerpunkt seiner Ausstellungstätigkeit. Daneben sucht er besondere Themen wie z. B. die Gegenüberstellung der Architektur des Museo 9 in Mestre mit Gebäuden aus Venedig oder das Thema „Rost – Veränderung, Alterung, Vergänglichkeit“.
Als Lehrer am Ludwigsgymnasium (bis 2018) begleitete er sehr oft Schülerinnen und Schüler auf Studienfahrten nach Griechenland. Die gezeigten Aufnahmen der Tempel entstanden aber erst nach seiner Pensionierung. Die Idee zur Ausstellung kam ihm 2017, als der Fotograf Stefano Castellani seine Heimatstadt Rom in der Glyptothek vorstellte, ebenfalls mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen (Lo sguardo verso l’alto). Die großformatigen Aludibonds stellte Pure FineArt in der Gotthardstraße in Laim her. Die besondere Qualität ist der akribischen Arbeit des Inhabers Franz Simon zu verdanken.
Richard Berndts Foto-Ausstellung in der Glyptothek am Königsplatz ist bis 8. Februar zu sehen (täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr).