Lydia Staltner, Gründerin der Lichtblick Seniorenhilfe e.V., erklärt zum Thema Pflichtdienst für Rentner: „Die Vorschläge von Herrn Fratzscher weisen eine gefährliche Schieflage auf. Wenn er die ältere Generation pauschal als ‚ignorant, selbstbezogen und naiv‘ beschreibt, verkennt er die Lebensrealität dieser Menschen. Es waren die heutigen Rentner, die nach dem Krieg das Land mit Fleiß und harter Arbeit wiederaufgebaut haben – und damit Grundlagen für den heutigen Wohlstand gelegt haben.
Die Entscheidung vieler Babyboomer, weniger Kinder zu bekommen, war oft kein Ausdruck von Egoismus, sondern Folge finanzieller Zwänge, unsicherer Rahmenbedingungen und politischer Gestaltung. Die Last nun rückwirkend allein den Älteren aufzubürden, ist unhaltbar und respektlos. Solidarität zwischen den Generationen darf keine Einbahnstraße sein. Viele Ältere sind nach Jahrzehnten Erwerbstätigkeit erschöpft und teils in Armut; nach dem Arbeitsleben muss der Ruhestand in Würde möglich sein.
Es wäre ein Zeichen echter Solidarität, die Lebensleistung dieser Generation anzuerkennen. Statt Ältere gegen die Jüngeren auszuspielen, brauchen wir einen fairen Generationenvertrag, der Verantwortung gerecht verteilt – ohne Schuldzuweisungen.“
Denn: Gerade mal 1.490 Euro Netto-Rente bleiben übrig, wenn man 40 Jahre lang den mittleren Monatsverdienst von 4347 Euro brutto verdient hat – genau diesen Betrag oder weniger verdient laut Statistik aktuell die Hälfte der Beschäftigten. Das hat Andreas Irion, Vize-Präsident des Bundesverbandes der Rentenberater, für Lichtblick Seniorenhilfe ausgerechnet. Gerade in Städten mit hohen Lebenshaltungskosten ist es mit dem Betrag fast unmöglich, die laufenden Kosten mit Miete & Co. zu zahlen. Dann bleibt nur der Weg zum Amt – denn nicht jeder hat die finanziellen Möglichkeiten, zusätzlich privat vorzusorgen: „Dieses Szenario droht nicht nur Geringverdienern, sondern auch Menschen mit mittlerem Einkommen“, sagt Lydia Staltner. „Die Politik muss endlich aufwachen!“ „Eine Ohrfeige für die Lebensleistung der Menschen“ Menschen, die immer alles alleine gestemmt haben, müssen also im Alter Bittsteller beim Amt werden und Wohngeld oder Grundsicherung beantragen. „Das ist nicht nur demütigend und beschämend, sondern eine schallende Ohrfeige für deren Lebensleistung“, sagt Lydia Staltner. „Wenn Senioren den Staat um Hilfe bitten und zum gläsernen Menschen werden müssen, der jeden Kontoauszug offenlegen muss.“ Mehr Infos zur Seniorenhilfe Lichtblick gibt es unter www.seniorenhilfe-lichtblick.de