Horizont statt Bergblick, Wachturm statt Rettungsstation, Sandstrand statt Badewiese – acht junge Wasserretter der Wasserwacht Starnberg nutzten die erste Septemberwoche, um während ihrer Ferien die Wasserrettung auf der Ostseeinsel Usedom zu unterstützen. Dabei sammelten sie wertvolle Erfahrungen.
Alleine schon das Wachgebiet unterscheidet sich deutlich vom gewohnten Starnberger Erholungsgelände. Gilt es doch, einen Strandabschnitt von mehreren Kilometern Länge und die dazugehörenden Wasserflächen in einer Breite von mehr als fünfhundert Metern zu überwachen.
Gerade wenn Schwimmer oder SUP-Fahrer deutlich über die Begrenzungsbojen hinausschwimmen, ist Aufmerksamkeit gefordert. Wind und Wellen sind schließlich nicht zu unterschätzen, und das „gegenüberliegende” Ufer ist weit weg. Wird man vor Kempfenhausen vom Wind erfasst, kommt man im Bereich Niederpöcking wieder an Land. Von Usedom aus trifft man im günstigsten Fall auf die Insel Bornholm oder das schwedische Festland. Es heißt also für die Wasserretter, rechtzeitig zu reagieren, das Fernglas griffbereit zu haben und im Zweifelsfall den Hauptturm zu alarmieren. Von dort wird dann der Jetski losgeschickt – der übrigens auch die ganze Woche über von einem Starnberger Bootsführer gesteuert wurde.
Bis zu 30 Rettungsschwimmer werden auf dem Strandabschnitt der drei „Kaiserbäder” Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin in der Hochsaison täglich benötigt. Die kommen aus ganz Deutschland, genauso wie aus dem direkt angrenzenden Polen. Deshalb lassen die Gastgeber aus Mecklenburg-Vorpommern auch die Gemeinschaft nicht zu kurz kommen. Neben einem gemeinsamen Grillabend und Beach-Volleyball steht auch regelmäßiges Training auf dem Programm.
Bei dem Training konnten die Starnberger Wasserretter, bis auf den genannten Bootsführer allesamt zwischen 16 und 19 Jahren alt, ihr Können beweisen und überraschten die Ausbilder, wie professionell sie hilflose Personen an Land bringen – das regelmäßige Training im Starnberger See zahlt sich also auch am Meer aus, selbst wenn sich die Abläufe doch leicht unterscheiden.
Ihre Einsatzerfahrung aus dem Fünf-Seen-Land präsentierten die Starnberger zum Abschluss der Woche, als sie kurz vor Ende ihres Wachdienstes bemerkten, dass ein Schwimmer weit draußen war und es zunächst den Anschein machte, dass er nicht wieder in Richtung Ufer kommt. Nach einer kurzen prägnanten Absprache zwischen den Rettungstürmen ging der Jetski in Einsatz. Auch der weitere Funkverkehr war vornehmlich oberbayerisch dominiert und zeigte, wie eingespielt die Wasserretter selbst auf weniger bekanntem Terrain sind. Die heimischen Rettungsschwimmer mussten sich notgedrungen der oberbayerischen Einsatzkoordination unterordnen.
Der Schwimmer kam dann doch noch aus eigener Kraft in den sicheren Bereich und wurde vom Jetski-Fahrer kurz in Augenschein genommen. Er hatte selbst erkannt, dass er „doch etwas weit draußen” war – in der Fahrlinie der Ausflugsdampfer, 500 bis 600 Meter vom Ufer entfernt.
Mit vielen Erfahrungen im Gepäck machten sich die Starnberger Wasserretter nach einer Woche wieder auf den Heimweg.