„Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben“ – mit diesem Ruf erhoben sich im Jahr 1705 Bauern aus dem bayerischen Oberland gegen die österreichische Fremdherrschaft. Nach der Niederlage Bayerns im Spanischen Erbfolgekrieg war das Land von kaiserlichen Truppen besetzt; Abgaben, Zwangsrekrutierungen und andere Repressalien lasteten auf der Bevölkerung. Aus Wut, Verzweiflung und dem Wunsch nach Freiheit formierte sich ein Volksaufstand, der in der Sendlinger Mordweihnacht einen seiner traurigsten Tiefpunkte fand.
In der Nacht auf den 25. Dezember 1705 zogen die schlecht bewaffneten Aufständischen aus dem Oberland in Richtung München, um die Stadt vom Sendlinger Tor aus zu befreien. Durch Verrat scheiterten sie daran, in die Stadt einzudringen und mussten sich zurückziehen.
Bei Sendling trafen sie auf eine weit überlegene kaiserliche Streitmacht. Obwohl sich die Aufständischen ergaben und Ihre Waffen niederlegten, wurden sie niedergemetzelt. Eine Gruppe konnte auf den Friedhof der Sendlinger Kirche flüchten, aber die kaiserlichen Truppen setzten ihnen nach und kannten auch dort keine Gnade. Über tausend Aufständische verloren in der Mordweihnacht ihr Leben.
Weihnachten 1925 erinnerte zum ersten Mal eine historische Gruppe Schmied von Kochel, hervorgegangen aus dem Krankenunterstützungs-Verein Sendling, an das blutige Ereignis. In diesem Jahr begeht der Verein historische Gruppe Schmied von Kochel e.V. ein besonderes Jubiläum: 100 Jahre Erinnerung an die Mordweihnacht. Mit großem Engagement pflegt die Gruppe das historische Gedenken und hält die Erinnerung an die Freiheitskämpfer und Opfer von 1705 lebendig – als Mahnung und gleichermaßen als Bekenntnis für das Recht auf Freiheit, körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.
Auch heuer lädt die Historische Gruppe alle Bürgerinnen und Bürger herzlich zum traditionellen Marsch durch Sendling mit Fackeln und Trommel am Heiligen Abend ein. Aufstellung ist um 23.45 Uhr im Stemmerhof (Plinganserstraße 6). Von dort zieht die Gruppe zunächst zum Schmied-von-Kochel-Denkmal in der Lindwurmstraße, wo eine Ehrenwache abgestellt wird. Anschließend führt der Umzug über die Daiserstraße, Lindenschmitstraße und Plinganserstraße zum alten Sendlinger Friedhof. Dort wird an die Opfer gedacht. Mit einer Christmette in der alten Sendliner Kirche endet die Gedenkfeier.
Der Marsch und die Gedenkfeier sind Ausdruck von Zusammenhalt und Dankbarkeit. Sie ehren den Mut jener Menschen, die vor über 300 Jahren für Freiheit, Heimat und Selbstbestimmung kämpften – Werte, die bis heute nichts an Bedeutung verloren haben. Mit dem Jubiläum und dem traditionellen Gedenken setzt Sendling ein Zeichen: Geschichte lebt, solange man sich an sie erinnert.
Der Verein „Historische Gruppe Schmied von Kochel e.V.“ wurde 1972 gegründet und nimmt jedes Jahr an verschiedenen Trachtenumzügen und Gedenkfeiern teil. Die Mitglieder treffen sich am 2. Montag im Monat zum Vereinsabend im Gartenstüberl des Augustiner Stammhauses in der Neuhauser Straße.
Das Gwand der Teilnehmer lehnt sich der Gebirgsschützen-Tracht an: Stopselhut grün, weißes Hemd, rote Weste, schwarzes Tuch, grüner Rock, Ranzen, dunkle Lederbundhose, naturweiße Strümpfe und Haferlschuhe. Besonderheit: Jeder trägt eine historische Bauernwaffe.