Ein Dialog konnte bei diesem der Corona-Pandemie geschuldeten Hybrid-Format einer Bürgerversammlung in Herrsching zwar nicht zustande kommen, aber immerhin hatten zeitweise bis zu 170 Bürger an den heimischen Bildschirmen sowie 33 direkt in der Martinshalle die Möglichkeit den Rechenschaftsbericht von Bürgermeister Christian Schiller zu verfolgen. „Wir haben sogar Teilnehmer aus Großbritannien und Österreich“, freute er sich. Aus Datenschutzgründen durften beim Live-Stream nur Schiller sowie Landrat Stefan Frey zu sehen und zu hören sein. Die Bürger hatten ihre Fragen schriftlich gestellt oder konnten nach drei Stunden, als der Live-Stream beendet wurde, noch etwas sagen.
Das beherrschende Thema war der Baumschutz. Schiller nutzte die Gelegenheit, um die scharf kritisierten Baumfällaktionen der Vergangenheit (unter anderem für den Neubau Gymnasium, für einen Geh- und Radweg am Fendlbach und am Kienbach) aus gemeindlicher Sicht darzustellen. Es gelte der Grundsatz „Baurecht vor Baumschutz“. Trotzdem werde stets nach der „schonendsten Variante“ gesucht. Herrsching investiere hohe Summen für den Erhalt der Bäume, manchmal sei eine Fällung jedoch unvermeidlich. Dafür pflanze die Gemeinde Bäume „wann immer möglich“.
Landrat Stefan Frey informierte über das Bauvorhaben Klinik Herrsching. Hier hatten die Bürger Fragen zur geplanten Energieversorgung gestellt. Geothermie scheide aus Zeitgründen aus. Der Vorlauf wäre zu lang. Schließlich soll das Krankenhaus in vier Jahren hochgezogen werden. Eine Geothermie-Anlage am Standort Seefelder Straße würde außerdem aus Immissionsschutzgründen nicht in Frage kommen. „Die Anlage wäre nur 50 Meter von der Wohnbebauung entfernt“.
Auf die Frage, was Herrsching mache, um „energieautark von Putins Gashahn zu werden“, nannte Schiller den Bauhof als Beispiel. Hier wurden 60.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Damit soll begonnen werden, E-Werkzeuge und -Fahrzeuge anzuschaffen. Außerdem gibt es Fotovoltaik auf dem Bauhofdach.
Größere Maßnahmen könnten in der Gemeinde derzeit nicht realisiert werden. Für die Geothermie liegen die Rechte bei der „Geothermie Ammersee GmbH“. Wie weit diese mit ihren Planungen sei, wisse Schiller nicht. Windenergie scheide wegen der bestehenden Abstandsregelungen aus und eine Fotovoltaik-Anlage hätte aus Naturschutzgründen nicht realisiert werden können.
Zu den höchsten Investitionen in der Gemeinde zählt das Kinderhaus Fendlbach. Es wird 7,4 Millionen Euro kosten. Für 2022 sind drei Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Für das Gemeindehaus werden 950.000 Euro benötigt und für die Baumaßnahmen an der Christian-Morgenstern-Volksschule 910.000 Euro. Auch mit dem Bau des Obdachlosenheims soll heuer begonnen werden. Dafür werden 905.000 Euro benötigt.
Was bezahlbaren Wohnraum betrifft, so hofft Schiller, dass Ende des Jahres der Satzungsbeschluss für das Neubaugebiet „Klosterwiese Breitbrunn“ gefasst werden kann. Der Siedlungsdruck sei „enorm“ so Schiller. An die Anwohner appellierte er, Neubürgern die Chance auf Wohnraum zu vergönnen.
Ein Hundeverbot an der Badestelle in Breitbrunn wird es nicht geben, „das können wir nicht kontrollieren“, so Schiller. Dafür werden die beantragten Mülleimer installiert. Auch beim seit Jahren geforderten Fahrradweg zwischen Herrsching und Breitbrunn gibt es keine Neuigkeiten. Es bleibt wie bisher bei „schwierigen Verhandlungen“.