Einige drängten sich unter das Vordach des Stadls, andere spannten den Regenschirm auf. Für den Gilchinger Bio-Landwirt Georg Zankl jun. gibt es jedoch kein schlechtes Wetter. Im Gegenteil. Nach der Trockenperiode freut er sich über das Wasser auf seinen Feldern. Bei einem Abendspaziergang mit dem Bund Naturschutz zogen die Teilnehmer nach dem Regenschauer zum Feldrand. Hier wuchsen zwischen den Getreidehalmen auch botanische Kostbarkeiten, auf die Ralf Rauber vom BN aufmerksam machte.
Zankl hat seine landwirtschaftliche Ausbildung noch klassisch absolviert. Damals war vom „Unkraut“ die Rede, dem man mit der Chemiekeule zu Leibe rückte. Noch heute rutscht ihm der Begriff „Unkraut“ gelegentlich raus, wie er mit einem entschuldigenden Lächeln zugibt. Aber heute spricht man lieber von „Beikräutern“ oder „Ackerwildkräutern“. Vor einigen Jahren hat der Rottenrieder Landwirt auf biologische Kreislaufwirtschaft umgestellt. Seine Felder waren Teil eines Projekts, das von der Regierung von Oberbayern gefördert und vom Bund Naturschutz Starnberg koordiniert wurde. In den vergangenen Jahren wurde dabei die Wildkrautflora auf Äckern im Landkreis erfasst. Auf Zankls Acker fanden sich einige seltene Arten, erinnerte sich Toni Glaser, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Gilching.
Die Führungen über die Felder, bei denen Landwirte und Naturschützer gemeinsam über Wildkräuter informieren, stoßen regelmäßig auf großes Interesse. Auch in Gilching wollen die Teilnehmer viel wissen. „Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen gibt es noch etliche Wildkräuter“, erklärte Ralf Rauber vom Bund Naturschutz, der die Wanderung begleitete. Rauber war für die Kartierung auf mehr als hundert Feldern im Landkreis unterwegs. Von den, vor allem auf Bioäckern, gefundenen Pflanzen gelten viele als gefährdet, denn Kunstdünger, Pestizide und die intensive Bewirtschaftung setzen ihnen massiv zu. Manche Kräuter leuchten schon von weitem, wie Klatschmohn, die Kornblume oder Rittersporn, andere bleiben unscheinbar am Boden, schützen aber vor Austrocknung und Erosion. Nicht alle sieht der Landwirt gerne. Zankl zeigt auf sein Feld, in dem nur vereinzelt unerwünschte Pflanzen wie die Distel oder die Falsche Kamille wachsen und deutet aufs konventionell bewirtschaftete Nachbarfeld. Ein großer Unterschied ist für den Laien nicht erkennbar.
Damit die Beikräuter nicht überhand nehmen, setzt Zankl einen sogenannten Striegel ein, um unerwünschte Pflanzen zu entfernen. Sein konventionell arbeitender Nachbar setzt auf Chemie. „Das Geld spare ich mir“, nennt Zankl einen Vorteil. Allerdings braucht es mehr Manpower zum Jäten. Der Landwirt, der früher Schweine gehalten hat, bis er auf Ackerfeldbau umgestiegen ist, hat seinen Schritt zum Ökolandbau trotzdem nicht bereut.