Hilfe und Ausbildung vor Ort statt Wirtschaftsflüchtlinge gen Europa: Mit diesem Grundgedanken setzen sich Rotarier aus Südbayern für ein Schul- und Bildungszentrum im Libanon ein. In einem kleinen Ort in den Bergen südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut wurde dafür jetzt das Schulungsgebäude offiziell eröffnet. Langfristig soll das Zentrum 200 Schülerinnen und Schülern die Ausbildung in Elektrotechnik und Robotics, aber auch Office Management und Fachinformatik ermöglichen. Die Schule ist vor allem für libanesische Jugendliche gedacht, die sich eine fundierte Berufsausbildung nicht leisten können. 2026 soll der Schulbetrieb aufgenommen werden.
„Gerade in diesen für den Libanon so schwierigen Zeiten ist es uns wichtig, dass wir als Rotarier mit diesem Projekt einen Beitrag für Bildung und damit auch zur Friedensförderung leisten“, betonte Christian Fey, der aktuelle Rotary-Governor vom Rotary Club Starnberg bei der Eröffnung des Schulungsgebäudes im Beisein des zuständigen libanesischen Ministers. Rotary Clubs aus dem südlichen Bayern spendeten insgesamt fast 150.000 Euro. Mit einem Teil dieser Gelder konnte das Gebäude jetzt fertiggestellt werden. Unter anderem wurde für 30.000 Euro eine Solaranlage installiert und damit die unabhängige und nachhaltige Energieversorgung sichergestellt. Im nächsten Schritt soll die Ausstattung des Zentrums mit Infrastruktur und Technologie - Computer und IT-Infrastruktur, DigitalLab, Arbeitsplätze - sowie der Start des Schulbetriebs finanziert werden.
Der künftige Rotary-Governor Thomas Münkel vom Rotary Club Ammersee erläuterte, dass das Schulungsgebäude in einer ruhigen Gegend unweit von Beirut liegt, in der es in den vergangenen Jahrzehnten nicht zu Auseinandersetzungen gekommen sei. Auch betonte er: „Bereits in der Krise im vergangenen Herbst haben wir Rotarier aus Deutschland und dem Libanon mit Essensboxen und mobilen Sauerstoffgeräten den libanesischen Binnenflüchtlingen geholfen. Gerade dort, wo der Staat nicht genügend helfen kann, gewinnt das Engagement von Rotary eine besondere Bedeutung.“
Das 180 Jahre alte Gebäude im Besitz der evangelischen Kirche im Libanon war ursprünglich ein Missionsgebäude, das in den vergangenen Jahren dank einer großzügigen Finanzhilfe des Freistaats Bayern restauriert wurde. Der Bedarf an Bildungs- und Schulungszentren ist im krisengeschüttelten Libanon groß. Für viele junge Libanesen gilt nach der Schule oft ein Studium als erstrebenswert, weil es mit Status und Ansehen verbunden wird. Doch oft endet dieser Traum in der Arbeitslosigkeit. Auf der anderen Seite versuchen viele junge Leute ihr berufliches Glück ohne eine Ausbildung, was aber meist auf schlecht bezahlte Aushilfsjobs hinausläuft.