Es geht im Film nicht um den Erfinder des Leibniz-Kekses, stellte der Seefelder Schriftsteller Gert Heidenreich im Weßlinger Pfarrstadl scherzhaft klar, sondern um den Philosophen. Auf dem Programm der Matinee stand der Film „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“. Gemeinsam mit Edgar Reitz hat Heidenreich das Drehbuch geschrieben. Am 18. September startet der Film bundesweit im Kino.
Zum 18. Mal fand das FSFF im Landkreis Starnberg statt. Der Weßlinger Pfarrstadl ist als Aufführungsort zum 15. Mal dabei. Mit „Leibniz” bekam das Publikum den mit Edgar Selge, Lars Eichinger, Barbara Sukowa und Aenne Schwarz hochkarätig besetzten Film über das Universalgenie, den Mathematiker, Physiker, Philosophen und Sprachwissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zu sehen. Drehbuchautor Gert Heidenreich war eigens aus Seefeld gekommen, um den Film vorzustellen und Fragen zu beantworten.
Neun Jahre habe es von der Idee bis zum fertigen Film gedauert, so der 81-jährige. „Was hältst du von Leibniz?“, habe ihn Reitz zu Beginn gefragt. Heidenreich gestand, dass er immer „einen Riesenbogen“ um den Gelehrten gemacht habe. „Das war mir zuviel Mathematik“. Doch das Thema ließ ihn nicht los, vor allem als ihm auffiel, dass er seit Jahrzehnten einen Spruch von Leibniz an seiner Zettelwand hängen hatte: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“. Heidenreich ließ sich auf das Abenteuer „Drehbuch“ ein und wurde zunehmend von Leibniz gepackt.
Doch wegen Corona wurde das aufwändig angelegte Filmprojekt gestoppt. „Danach sprangen die Produzenten ab“, bedauerte Heidenreich. Schließlich hatten Reitz und Heidenreich die Idee den ersten Akt als Vorlage für ein eher minimalistisches „Kammerspiel“ zu nehmen. Hier stehen die Dialoge im Vordergrund.Es gibt wenige Szenenwechsel. Der Großteil der Handlung spielt in einem Malatelier.
Das Thema: Im Auftrag der Kurfürstin Sophie von Hannover (Barbara Sukowa) soll Gottfried Wilhelm Leibniz (Edgar Selge) für ihre Tochter Königin Sophie Charlotte von Preußen gemalt werden. Beiden Frauen ist Leibniz in tiefer Seelenfreundschaft verbunden. Nachdem der Hofmaler (Lars Eidinger) am eigensinnigen Gelehrten gescheitert ist, kommt es in den Portraitsitzungen mit der Malerin (Aenne Schwarz) zu tiefschürfenden Fragen und Dialogen zur Rolle von Kunst und Philosophie.
Trotz der sperrigen Vorlage ist der Film packend und er berührt. „Ich wollte einen leichten Spielfilm und kein philosophisches Kolleg“, versicherte Heidenreich. Das ist gelungen. Die Dialoge enthalten viele Originalzitate, die sich um philosophische Kernfragen drehen. Man kann ihnen aber gut folgen, auch dank der Figur der Malerin. „Die habe ich erfunden“, so Heidenreich, der zum Schluss ein trauriges Fazit zieht: Leibniz sei überzeugt davon gewesen, dass die Gesellschaft der Zukunft aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben werde, in Vernunft und in dauerhafter Harmonie leben werde. Hier hat sich das Genie geirrt.