Oben balancieren die Kleineren, unten knien die Großen – aufeinander angewiesen, miteinander stark: Die Menschenpyramide in der Aula war mehr als Zirkus. Sie war das Symbol des Tages. Denn die Grundschule Freiham an der Helmut-Schmidt-Allee feierte, dass sie jetzt offiziell Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist. Die Akrobatik war auch eine Botschaft: Nur gemeinsam gelingt es – jeder übernimmt Verantwortung.
In der Aula feierten 390 Kinder, Lehrer, Elternvertreter und Schulleiterin Eva Wobido die Auszeichnung. Tobias Wolf vom Netzwerk überreichte das Schild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Das Schild ist kein Preis, sondern ein Versprechen“, betonte Wolf. Andere nicht auslachen, nett zueinander sein und „Hilfe holen mit Mut“, wenn jemand beschimpft wird: Das seien Dinge, die die Schülerinnen und Schüler selbst machen können, um sich gegen Rassismus einzusetzen. Die Tafel bekommt einen Ehrenplatz an der Schulwand. Der eigentliche Ort, an dem Haltung zählt, seien aber Pausenhof, Klassenzimmer, Umfeld.
Als Schirmherrn für die Auszeichnung haben die Schüler Andreas Busche von „KidsPro“ gewählt. Die Kinder kennen den Erlebnispädagogen von Sozialtrainings an der Schule. Dort geht es in Gesprächen und Rollenspielen um Mobbing, Ausgrenzung, Zusammenhalt, Gefühle und Grenzen. „Was wir hier üben, soll draußen auf dem Schulhof und im Alltag weitergehen“, sagt er. In seiner Ansprache betonte er Werte wie Achtung, Respekt und Wertschätzung. „Habt Mut, für andere Menschen offen zu sein und einander zu helfen. Seid löwenstark!“, sagte er. Schließlich sei jeder Mensch auf der Welt gleich wertvoll.
Initiiert hatte das Projekt die Klasse 4g. Zwischen Schulchor und Urkundenverleihung erklärten Gabriel und Tamara auf der Bühne, wie alles begann. Gemeinsam mit Lehrer Sebastian Burgis informierten die Viertklässler über das Netzwerk, gestalteten Plakate und organisierten eine Schulabstimmung, bei der sich rund 80 Prozent dafür aussprachen, „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden. Auch den Paten bestimmten sie. „Ich musste mich gegen Taylor Swift durchsetzen“, lachte Busche.
Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist eine bundesweite Initiative. 4.500 Schulen in Deutschland, 85 davon in München, machen mit. Die Schulen sprechen sich für eine Haltung gegen Diskriminierung aus, egal ob wegen Hautfarbe, Sprache, Religion oder weil jemand anders ist. „Unser Ziel ist, dass wir uns verbessern und etwas verändern“, so Wobido. In Freiham lernen Kinder aus über 40 Nationen. „Wir möchten jedes Jahr ein Projekt zum Thema Rassismus machen“, kündigte die Rektorin der „löwenstarken Schule“ an. Damit das, was auf der Bühne gefeiert wurde, auch im Alltag trägt – wie bei der Pyramide: Oben oder unten, alle gehören dazu.