Dem Kinderbuchautoren James Krüss hätte das gefallen. „Henriette“, die Bimmelbahn aus seinem Kinderbuchklassiker, hat zwar weder Plan noch Fahrplan, und doch rollte sie pünktlich zum 20. Jubiläum der nach ihm benannten Grundschule in Gilching ein. Ihre vier Wagen standen jeweils für eine Klassenstufe. Immer wieder zogen Kinder mit den gemalten Waggons über den Sportplatz, sangen dazu ein umgedichtetes Bimmelbahn-Lied und kündigten damit die Auftritte der jeweiligen Klassen auf dem Sommerfest an.
Henriette Bimmelbahn steht für das fröhliche Unterwegssein ohne Hektik, für Umwege, Zwischenstopps und das Recht auf eine Blumenpflückpause. Eine Haltung, die heute noch aktuell ist und auch das pädagogische Selbstverständnis der 20 Jahre alten Schule prägt, wie in verschiedenen Redebeiträgen betont wurde.
Zum Sommerfest hatten sich Schüler, Lehrer, Eltern, Großeltern und Freunde der Schule auf dem Sportplatz und der großen Wiese an der Schule zusammengefunden. An diesem Tag hatte sich der Platz in eine bunte Eventlocation mit Spielstationen (Zielwerfen, Hüpfspiele, Hindernislaufen, eine Feuerwehr-Station und anderes) verwandelt. Viel Applaus bekamen Schüler, aber auch die Lehrerinnen für ihre Beiträge. Der Elternbeirat und Förderverein beteiligten sich mit Essens- und Schul-T-Shirt-Verkauf sowie der Betreuung der Spielstationen.
Vizebürgermeister Martin Fink erinnerte an die Geschichte der Schule. Anfang der 2000-er Jahre platzte die Arnoldus-Grundschule aus allen Nähten, Gilching wuchs, eine zweite Grundschule war dringend notwendig. Geplant war ein großzügiger Neubau mit Schwimmbad. Doch angesichts von 25 Millionen Euro Baukosten wurde die Notbremse gezogen.
Das Schwimmbad wurde gestrichen, ebenso Teile der Außenanlagen. Übrig blieb ein Schulzentrum für rund 15 Millionen Euro, das im Oktober 2005 als Grundschule Süd eröffnet wurde mit elf Klassen, 262 Kindern und 20 Lehrkräften. Zwei Jahre später wurde die Schule auf den Namen „James-Krüss-Grundschule” getauft. Der Autor hat in Gilching zwischen 1960 und 1966 gelebt und hier rund 16 Werke, darunter „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“, geschrieben.
Bereits zehn Jahre nach der Eröffnung war die Schule wieder zu klein. Acht neue Klassenzimmer kamen hinzu. Heute sind es rund 340 Kinder. Seit drei Jahren gibt es eine Bibliothek, in der natürlich Werke von James Krüss ausgeliehen werden können. „Wichtig ist nicht nur das Wissen, sondern auch die Werte“, sagte Fink beim Festakt. Vize-Landrat Matthias Vilsmayer ergänzte: „In der Schule geht es auch ums Freundschaften schließen, Lachen, Spielen und darum, glücklich zu sein.“
Danach hieß es: „Ab die Post!“ Schulleiterin Brigitte Ruckdäschel eröffnete das Sommerfest mit diesen Worten. Und Henriette bimmelte. In ihrem Fahrplan stand: spielen, staunen, lachen, singen - nicht zu schnell, sonst verpasst man das Beste entlang der Strecke.