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Neuried arbeitet NS-Vergangenheit auf


Von red

Das Gemeindearchiv hat in den letzten Jahren die Vergangenheit der Namensgeber der Neurieder Straßen auf Belastungen hin untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass in Neuried drei Straßen nach Personen benannt sind, die der NSDAP angehörten: Joseph Kaiser, ehemaliger Oberlehrer und Bürgermeister von 1919 bis 1945 (Josef-Kaiser-Str.), Rudolf Kammerbauer, Rektor der Volksschule Neuried von 1960 bis 1970 und Zweiter Bürgermeister von 1972 bis 1978 (Rudolf-Kammerbauer-Weg) sowie Dr. Ernst Rehm, Nervenarzt und Direktor einer Psychiatrischen Privatklinik in München (Dr.-Rehm-Str.). Durch ihre Mitgliedschaft in der NSDAP sind alle drei belastet.

Darüber hinaus ist Rudolf Kammerbauer als ehemaliger Schulungs- und Propagandaleiter der NSDAP sowie durch die Organisation und Teilnahme an einer antisemitischen Aktion belastet. Der Neurieder Gemeinderat hat daher im November 2024 in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, den Rudolf-Kammerbauer-Weg umzubenennen. Im Mai 2025 beschloss der Gemeinderat: Der Weg wird in Helene-Gammer-Weg umbenannt (nach der 2024 verstorbenen Bäckermeisterin Helene Gammer).

Keine Ehrung für Bürgermeister

Auch der frühere Neurieder Bürgermeister Fritz Baumgartner (1922-2014 - Bürgermeister von 1968 bis 1978) ist belastet, weshalb in Neuried nicht mit einer Straßenbenennung ehrt.

Baumgartner war von 1940 bis 1945 Mitglied der Waffen-SS, was er später verschwieg. Er machte eine steile Karriere bis zum Untersturmführer. In Neuried gab Baumgartner dagegen wiederholt an, er habe als Leutnant, also als Offizier der Wehrmacht, den Zweiten Weltkrieg beendet. Baumgartner diente zeitweilig in einer Totenkopf-Abteilung. Im Krieg gegen die Sowjetunion gehörte er 1941 zu einer Einheit, die hinter der Frontlinie zu „Säuberungsaktionen”gegen Juden und Bolschewisten eingesetzt wurde. Baumgartner behauptete, von den Gräueltaten der Waffen-SS erst nach dem Krieg erfahren zu haben.

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