Veröffentlicht am 31.10.2025 00:03

Noch immer erleben viele Mädchen und Frauen Diskriminierung und Gewalt

IMMA e.V. unterstützt Mädchen* und junge Frauen* (von links): Stadträtin Micky Wenngatz, IMMA-Mitgründerin Hanne Güntner, Gundula Brunner und Sabine Wieninger (beide geschäftsführende IMMA-Vorständinnen) und Stadträtin Mo Lovis Lüttig. (Foto: job)
IMMA e.V. unterstützt Mädchen* und junge Frauen* (von links): Stadträtin Micky Wenngatz, IMMA-Mitgründerin Hanne Güntner, Gundula Brunner und Sabine Wieninger (beide geschäftsführende IMMA-Vorständinnen) und Stadträtin Mo Lovis Lüttig. (Foto: job)
IMMA e.V. unterstützt Mädchen* und junge Frauen* (von links): Stadträtin Micky Wenngatz, IMMA-Mitgründerin Hanne Güntner, Gundula Brunner und Sabine Wieninger (beide geschäftsführende IMMA-Vorständinnen) und Stadträtin Mo Lovis Lüttig. (Foto: job)
IMMA e.V. unterstützt Mädchen* und junge Frauen* (von links): Stadträtin Micky Wenngatz, IMMA-Mitgründerin Hanne Güntner, Gundula Brunner und Sabine Wieninger (beide geschäftsführende IMMA-Vorständinnen) und Stadträtin Mo Lovis Lüttig. (Foto: job)
IMMA e.V. unterstützt Mädchen* und junge Frauen* (von links): Stadträtin Micky Wenngatz, IMMA-Mitgründerin Hanne Güntner, Gundula Brunner und Sabine Wieninger (beide geschäftsführende IMMA-Vorständinnen) und Stadträtin Mo Lovis Lüttig. (Foto: job)

Seit 1985 ist IMMA e.V. im Einsatz für Mädchenrechte und Schutzräume. Im Mittelpunkt des Jubiläums standen sowohl der Rückblick auf vier Jahrzehnte engagierter Mädchen*arbeit als auch aktuelle Herausforderungen und Perspektiven. Dabei zeigte sich deutlich, dass sich in all den Jahren eines nicht verändert hat: IMMA gibt Mädchen* eine Stimme, bietet Schutz und stärkt ihre Selbstbestimmung.

Mutige Reaktion auf Tabus

Vor 40 Jahren gründeten engagierte Feministinnen aus dem Arbeitskreis zur Mädchenarbeit den Verein IMMA e.V. – Initiative für Münchner Mädchen*arbeit. Was damals als mutige Reaktion auf gesellschaftliche Tabus wie sexuellen Missbrauch und innerfamiliäre Gewalt begann, ist heute ein zentraler Akteur der Mädchen*arbeit in München. Die damalige politische und gesellschaftliche Stimmung beschreibt Hanne Güntner, Aufsichtsratsvorsitzende und Gründungsmitglied von IMMA e.V., so: „Damals wurde der Schutzbedarf von Mädchen* und jungen Frauen* kaum anerkannt. Die Jugendhilfe sah Mädchen* vor allem durch eine moralische Brille. Wenn eine von daheim ausriss oder wechselnde Sexualpartner hatte, galt sie als Problemfall. Die eigentliche Not, zum Beispiel durch sexualisierte Gewalt in Familien, blieb unsichtbar.”

4.500 Mädchen jährlich betreut

Was mit einem kleinen Mädchenprojekt begann, ist heute eine vielfältige Trägerstruktur mit zehn Einrichtungen und rund 140 qualifizierten Mitarbeiterinnen. IMMA begleitet Mädchen* und junge Frauen* mit einem breiten Spektrum an Angeboten – von Beratung über stationäre Hilfen bis hin zu spezialisierten Fachstellen. Pro Jahr werden durchschnittlich rund 4.500 Mädchen* und Frauen* betreut.

Noch immer erleben Mädchen Gewalt

Wie stark sich die gesellschaftliche Wahrnehmung in den letzten Jahrzehnten verändert hat, macht Gundula Brunner, eine der beiden geschäftsführenden Vorständinnen von IMMA e.V., deutlich. Sie erklärt, dass sich in den vergangenen 40 Jahren viel bewegt habe – gesellschaftlich, politisch und im Bewusstsein gegenüber Gewalt an Frauen*. „Doch noch immer erleben viele Mädchen* und Frauen* Diskriminierung und Gewalt”, so Brunner. „IMMA steht seit vier Jahrzehnten an ihrer Seite, schafft Schutzräume, stärkt Selbstbestimmung und ermöglicht Mädchen* und jungen Frauen*, ihre eigenen Wege zu gehen – unabhängig von Herkunft, Identität oder Lebensentwurf.”

Auch in Krisenzeiten Bestand haben

Sabine Wieninger, ebenfalls geschäftsführende Vorständin von IMMA e.V., blickt auf beeindruckende Zahlen: Seit der Gründung habe der Verein über 17.000 Mädchen* und Frauen* stationär oder ambulant begleitet und mit mehr als 36.000 Menschen in Schulungen und Präventionsprojekten gearbeitet. Wieninger betont: „Wir wünschen uns, dass soziale Projekte auch in Krisenzeiten Bestand haben, Rechtsextremismus keinen Boden gewinnt und jedes Mädchen* selbstbewusst und ohne Angst leben kann.”

Schutz bieten und Überleben sichern

Wie wichtig diese Arbeit in der aktuellen gesellschaftlichen Situation ist, betont Mo Lovis Lüttig, Stadträt*in für Bündnis 90/Die Grünen: „Parteiliche und feministische Mädchen*arbeit bleibt in Zeiten des antifeministischen Backlashs wichtiger denn je. Mädchen* benötigen weiterhin sichere Orte zur Unterstützung und Stärkung – Orte, die Schutz bieten und Überleben sichern. Gut, dass IMMA hier diese so wichtige Schutzstelle für Mädchen* und trans*/nichtbinäre junge Menschen bietet. Überlebenswichtig!”

Die eigenen Rechte wahrnehmen

Auch Micky Wenngatz, Stadträtin der SPD-Fraktion, unterstreicht die politische Verantwortung: Die Stadt müsse Gewaltprävention als feste Priorität im Haushalt verankern und IMMA e.V. durch verlässliche, mehrjährige Finanzierung sowie ausreichend qualifiziertes Personal absichern. Sie warnt zugleich: „Nur mit dieser strukturellen Absicherung können Mädchen* und junge Frauen* langfristig ihre Rechte wahrnehmen und gewaltfreie Perspektiven entwickeln.”

Sensibel, solidarisch und auf Augenhöhe

Esther Maffei, Leiterin des Stadtjugendamts München, hebt den fachlichen Ansatz hervor. IMMA e.V. stärke Mädchen* und junge Frauen* und mache München zu einer Stadt, „in der Gleichberechtigung und der Schutz von Mädchen* und jungen Frauen* aktiv gefördert werden.” Zentraler Bestandteil des Erfolgs von IMMA ist das Fachwissen und die Haltung der Mitarbeiterinnen. Mit hoher Professionalität, Parteilichkeit und einem Bewusstsein für Vielfalt begleiten sie Mädchen* und junge Frauen* in unterschiedlichsten Lebenssituationen – sensibel, solidarisch und auf Augenhöhe.

Fachlich anerkannt und unverzichtbar

IMMA e.V. ist heute fest in der sozialen Infrastruktur Münchens verankert. Die Arbeit des Vereins ist nicht nur fachlich anerkannt, sondern aus der Präventions- und Interventionslandschaft nicht mehr wegzudenken. Durch enge Kooperationen mit Jugendämtern, Schulen, Fachstellen und Präventionsnetzwerken trägt IMMA entscheidend zu einer geschlechtergerechten und gewaltpräventiven Sozialarbeit bei.

Offenheit und Verlässlichkeit

Eine ehemalige Klientin aus der Einrichtung SchrittWeise bezeichnet den Einfluss von IMMA auf ihren Lebensweg als enorm – „im besten Sinn”. Mit 19 Jahren sei sie, so erinnert sie sich, „noch völlig verloren” gewesen. Ihre Bezugssozialpädagogin habe sie damals als erste erwachsene Person erlebt, die sie wirklich unterstützt habe. „Ich habe nach fast zehn Jahren noch immer ihre wichtigsten Sätze im Kopf”, erzählt sie. Auf die Frage, was IMMA unbedingt beibehalten sollte, betont sie die „warme und respektvolle Haltung gegenüber den Mädchen* und jungen Frauen*”. Besonders wichtig seien ihr zudem die Offenheit und Verlässlichkeit, die das Gefühl vermitteln: „Hier finde ich Unterstützung – egal in welcher Situation.”

„Wir machen weiter”

„Wir machen weiter”, so die beide geschäftsführenden IMMA-Vorständinnen Gundula Brunner und Sabine Wieninger. „Wir wünschen uns vier Dinge für die Zukunft:
Erstens, dass die Stadt München ihre finanzielle Krise überwindet und soziale Angebote bestehen bleiben.
Zweitens, dass Rechtsextremismus keinen weiteren Boden gewinnt – damit Frauen*- und Mädchen*projekte weiter sicher finanziert werden.
Drittens, dass Gewalt gegen Frauen* endlich endet und wir weiterhin gemeinsam an Gleichberechtigung und Gerechtigkeit arbeiten.
Und viertens, dass wir als IMMA noch vielen Mädchen* helfen und sie stärken können, damit sie ihren Weg gehen – selbstbewusst und ohne Angst.”

Die Lebensbedingungen von Mädchen* und jungen Frauen* verbessern

MMA e.V. - Initiative für Münchner Mädchen* ist Trägerin von insgesamt zehn Einrichtungen: acht in der Jugendhilfe, eine in der Eingliederungshilfe für junge Frauen* nach SGB IX sowie eine im Geflüchtete Bereich für geflüchtete Frauen* und deren Kinder. IMMAs Aufgabe ist die Verbesserung der Lebensbedingungen von Mädchen* und jungen Frauen* in München. Die Vision ist, dass Mädchen* und junge Frauen* ihren eigenen Lebensweg gehen und dass sie gleichberechtigt ihren Platz in einer Gesellschaft einnehmen können, ohne Gewalt ausgesetzt zu sein.
IMMA e.V. unterstützt alle Mädchen* und junge Frauen* mit ihren Themen, Frage- und Problemstellungen und berät auch Mütter, Väter, Fachkräfte und andere Bezugspersonen. die Themen Gewalt und Traumatisierungen insbesondere bei sexueller und häuslicher Gewalt sowie Fluchterfahrung.

    Die beiden geschäftsführenden IMMA-Vorständinnen Gundula Brunner und Sabine Wieninger.  (Foto: IMMA)

    „Heute sind Themen wie sexuelle Gewalt, Partnerschaftsgewalt und sexuelle
    Belästigung kein Tabu mehr”

    Viel hat sich verändert – in der Gesellschaft, in der Politik und in der Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen*. Aber auch heute bleibt noch viel zu tun, finden die beiden geschäftsführenden IMMA-Vorständinnen Gundula Brunner und Sabine Wieninger.
    31.10.2025 00:02 Uhr
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    Mädchen*fest 1985, das gleichzeitig die Tagung zum 6. Jugendbericht war, auf dem die IMMA und der Mädchen*treff Mädchenpower gegründet wurden. Die Mädchen* auf dem Bild sind aus der Mädchen*gruppe des Jugendzentrums, in dem Hanne Güntner gearbeitet hat. (Foto: IMMA)

    Was haben Sie bei IMMA gelernt, das Ihnen heute noch hilft?

    Ehemalige Klientinnen erzählen.
    30.10.2025 22:38 Uhr
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    Hanne Güntner: „Unser parteilicher Ansatz, Mädchen* konsequent zu unterstützen, stieß auf Skepsis.” (Foto: IMMA)

    „Wir wollten Mädchen glauben“ - Ein Gespräch mit Hanne Güntner, einer Mitgründerin des Vereins IMMA

    In 40 Jahren hat Imma 3.720 Mädchen und Frauen stationär betreut, 13.620 ambulant beraten und mit über 36.000 Menschen gearbeitet. Hanne Güntner war eine Mitgründerin des Vereins IMMA e.V. und ist heute Aufsichtsratsvorsitzenden. Sie erinnert sich.
    30.10.2025 22:15 Uhr
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