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Veröffentlicht am 22.06.2022 04:06

Ziemlich beste Malerfreunde


Von Patrizia Steipe [pst] (patrizia.steipe@online.de, pst)
Erich Rüba mit den Portraits von Otto Kopp (l.) und Joseph Dahlem. (Foto: pst)
Erich Rüba mit den Portraits von Otto Kopp (l.) und Joseph Dahlem. (Foto: pst)
Erich Rüba mit den Portraits von Otto Kopp (l.) und Joseph Dahlem. (Foto: pst)
Erich Rüba mit den Portraits von Otto Kopp (l.) und Joseph Dahlem. (Foto: pst)
Erich Rüba mit den Portraits von Otto Kopp (l.) und Joseph Dahlem. (Foto: pst)

Zu Lebzeiten waren die beiden Künstler befreundet: Der Weßlinger Joseph Dahlem (1872-1955) und Otto Kopp (1879-1949), der öfter die Sommerfrische in der Gemeinde verbracht hatte. Sie hatten sich wohl beim Malen in der Natur kennengelernt und schnell Gemeinsamkeiten gefunden, so Heimatforscher Erich Rüba. Der Sammler lokaler Maler hat jetzt Dahlem-Werke in der Gemeindegalerie ausgestellt und mit Bildern dessen Freundes Otto Kopp ergänzt. Zufällig sind nämlich auch Rüba und Walther Lehnert, ein Sammler der Kopp-Bilder, befreundet. „Joseph Dahlem – Otto Kopp, zwei ziemlich beste Freunde“, lautet der Titel der Ausstellung und das bezieht sich auch auf das Sammlerpaar.
Rüba und Lehnert kennen sich seit 30 Jahren. Damals hatte Rüba den Urgroßneffen des Malers Heinrich Brüne bei Recherchen kennengelernt. Da beide seit jungen Jahren Kunst sammeln, sei schnell eine freundschaftliche Ebene gefunden worden, die jetzt in der Ausstellung mit gemeinsamen Ausstellungskatalog gipfelt.
Es ist nicht das pure Sammeln, das „Haben-Wollen“, das die beiden an ihrem Hobby fasziniert. Beide interessieren sich auch für den Menschen, der vor der Leinwand stand. „Sammeln heißt nicht nur Anhäufen von Kunstwerken, es bedeutet, sich dem Leben der Maler forschend anzunähern“, versichert Lehnert. Deswegen ist es Rüba stets ein Anliegen, die Exponate um persönliche Geschichten und Anekdoten anzureichern. Mal stellt er in einer Ausstellung die Pinsel und Farbtuben eines Künstlers aus, mal – so wie in der derzeitigen Ausstellung – baut er eine Atelierszene nach.
Interessant sind die Berichte, wie gesammelt wird. Vieles geht über das Internet, auch Auktionen oder Flohmärkte sind Fundgruben. Dabei muss ein Sammler nicht einmal weit fahren. Rüba hat eine von Dahlem illustrierte Postkarte, nur wenige Schritte von der Gemeindegalerie entfernt, im Antiquariat auf der anderen Straßenseite gefunden.

Vogel- und Gauklerbilder

Die Besucher bekommen verschiedenartige Gemälde zu sehen. Da sind die Plakate, die Lehnert für den Künstler-Gauklerball an der Münchner Kunstakademie gemalt hat, an der er auch unterrichtet hat. Ein wenig erinnern sie an die Plakatkunst von Henri de Toulouse-Lautrec. Im Gegensatz dazu steht das Bild „Schnitter“, das einen leicht heroisierenden Bauern mit Sense bei der Heuernte zeigt.
Dahlems Spezialität waren Vogelbilder. Als passionierter Jäger und Naturfreund konnte er die Proportionen und das bunte Gefieder von Distelfink, Rotschwänzchen und Grünspecht perfekt auf die Leinwand bringen. Dahlem hat aber auch fotografiert. Zum Beispiel einen Bärenführer, der das Tier auf der Weßlinger Hauptstraße an Ketten führt. Jahre später hat er das Foto als Vorlage für ein Gemälde genommen, das bis zu seinem Tod in seinem Atelier gestanden hat.
Die Ausstellung in der Weßlinger Gemeindegalerie, Hauptstraße 57, läuft bis zum 20. November.

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