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Veröffentlicht am 28.05.2025 12:32

10-jähriges Jubiläum des Freundeskreises der Artemed Stiftung


Von red
Der tansanische Abend zum 10 jährigen Jubiläum war geprägt von den Erzählungen zu den Herzensprojekten der Stiftung. (Foto: Artemed Stiftung)
Der tansanische Abend zum 10 jährigen Jubiläum war geprägt von den Erzählungen zu den Herzensprojekten der Stiftung. (Foto: Artemed Stiftung)
Der tansanische Abend zum 10 jährigen Jubiläum war geprägt von den Erzählungen zu den Herzensprojekten der Stiftung. (Foto: Artemed Stiftung)
Der tansanische Abend zum 10 jährigen Jubiläum war geprägt von den Erzählungen zu den Herzensprojekten der Stiftung. (Foto: Artemed Stiftung)
Der tansanische Abend zum 10 jährigen Jubiläum war geprägt von den Erzählungen zu den Herzensprojekten der Stiftung. (Foto: Artemed Stiftung)

„Jambo“ und damit „Guten Abend“ hieß es am 21. Mai in der hellen und großzügigen Cafeteria des Benedictus Krankenhauses Feldafing, in die der „Freundeskreis der Artemed Stiftung“ anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums zu einem tansanischen Abend eingeladen hatte – und somit in eine ganz andere Welt: Der bekannte Instrumentalist und Vocalist Njamy Sitson stimmte die Teilnehmer mit afrikanischen Klängen auf verschiedenen typischen Instrumenten wie der afrikanischen Harfe auf einen tansanischen Abend ein und begleitete sie durch den Abend – natürlich durften auch rhythmische Trommelklänge nicht fehlen! Vera Lifa Seiverth, tansanische Kochbuchautorin, hatte gemeinsam mit ihrer Schwester Vivian Davis-Lange diverse kulinarische Köstlichkeiten vorbereitet. Sambusa za nyama (Teigtaschen mit Rindfleisch), Katlesi za Samaki (tansanische Fischstäbchen), Ndzi mzuzu (gebratene Kochbananen) zum Aperitif und Pilau mit Bohnen als Hauptgericht. „Einfach köstlich!“ befanden die rund 80 Gäste. Der Beschluss, alle Gerichte aus dem Kochbuch der Schwestern nachzukochen, war schnell gefasst.

Vom Starnberger See nach Nyangao

Dabei war das Motto „Tansania“ natürlich nicht zufällig gewählt, sondern ergab sich vielmehr aus einem aktuellen Herzensprojekt der 2012 gegründeten Artemed Stiftung, die Gesundheitsversorgung an Orte bringt, die bisher davon ausgeschlossen sind: so auch mit dem St. Walburg’s Hospital ins tansanische Nyangao. Vor 80 Jahren haben hier die Missionsbenediktinerinnen von Tutzing mit einer kleinen Krankenstation begonnen und diese mit unglaublicher Tat- und Willenskraft zu einem Krankenhaus mit heute 220 Betten aufgebaut. Ehrengast des Abends ist Sr. Dr. Raphaela Händler, die ihr Leben der Entwicklung des Krankenhauses gewidmet hat. Ihr Fachgebiet, die Gynäkologie und Geburtshilfe, ist mit mehr als 3.000 Geburten jährlich auch heute noch wichtigster Schwerpunkt des St. Walburg’s Hospitals. Im Krankenhaus fehlt es an Material, Fachpersonal und Infrastruktur. Hier setzen die Aktivitäten der Artemed Stiftung ein. Die Maßnahmen reichen von Anschaffungen und Investitionen in Technik und Struktur über die Fort- und Weiterbildung des Krankenhausteams bis hin zur Finanzierung einzelner Stellen. Mit einem Masterplan soll in den nächsten zwei bis drei Jahren das Krankenhaus renoviert, erweitert und zukunftsfähig gemacht werden.

Kleiner Kocher, große Wirkung: der Artejiko

Gleichzeitig fließt viel Energie in die Erarbeitung von Möglichkeiten zur Verbesserung eines gesunden und nachhaltigen Lebensstils der Bevölkerung vor Ort. Einer der Bausteine hierfür und ganzer Stolz der Artemed Stiftung war auch in Feldafing Thema: der „Artejiko“! In Tansania wird traditionell auf einem Drei-Steine-Feuer gekocht. Was romantisch klingt, bedeutet für die Landbevölkerung im armen Süden des Landes eine hohe Gesundheitsbelastung durch die starke und stetige Rauchentwicklung, Verbrennungsgefahr und stundenlange Kochdauer. Gemeinsam mit Familien aus den Dörfern rund um das St. Walburg’s Hospital, Nyangao wurde deshalb der „Artejiko“ entwickelt – ein Raketenofen, der die Rußpartikel um 70% reduziert, weniger als die Hälfte des bisher verbrauchten Brennholzes benötigt und die thermische Effizienz um ein Drittel erhöht. So wird neben der Gesundheit auch das Klima geschützt. Zwei „Artejikos“ wurden auf der Terrasse in Funktion gezeigt, ein Film verdeutlichte den Unterschied zwischen „Alt“ und „Neu“ zusätzlich. Und das Essen? Das schmeckte!

10 Jahre „Freunde der Artemed Stiftung”

Dass die vielen weltweiten Maßnahmen der Artemed Stiftung ohne deren Freundeskreis und seine unermüdliche Arbeit in den letzten 10 Jahren nicht möglich gewesen wären, darin waren sich alle einig. Anlässlich des Jubiläums gaben dann auch die Vorstandsmitglieder einen kleinen Rückblick auf ihre Arbeit: Sabine Maria Salfeld begrüßte als Vorsitzende die Gäste herzlich, Dr. Marietta Birner, verantwortlich für die Zahlen des Vereins, berichtete, dass über 500.000 Euro in die Projekte der Stiftung investiert werden konnten. Elke Dreesen zählte einige der realisierten Maßnahmen auf – vom Kauf eines Ambulanzfahrzeugs in Bolivien bis zur Finanzierung von Facharztstipendien. Dr. Veronika Hofmann-Valet, 12 Jahre lang Geschäftsführerin der Stiftung und nun Vorstandsmitglied des Freundeskreises, erläuterte die Wichtigkeit der Mitgliederbeiträge und die damit verbundene Planungssicherheit in den Projekten. Astrid Haverkamp stellt die Gäste des Abends vor, die den wunderbaren tansanischen Rahmen gestalteten. Und Elke Durst kündigte das alljährliche große Spendenevent an. Es findet am 23. November 2025 statt – hybrid: Wer live dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen in die Alte Brauerei in Stegen. Wer es sich lieber auf dem Sofa gemütlich macht, kann dem Live Stream folgen und bequem von zu Hause aus mitfiebern und natürlich spenden.

Herzensprojekte der Artemed Stiftung

Und so fanden in diesem tansanischen Abend nach und nach alle Herzensprojekte der Stiftung Raum, um dem interessierten Publikum vorgestellt zu werden – ist doch das St. Walburg’s Hospital nur eines von dreien: Dr. Amir Bigdeli, Chefarzt der Radiologie an der Artemed Klinik München Süd, erzählte, wie er einen Teil seines Herzens bei seiner ersten Reise in Nyangao gelassen habe – und dass vor wenigen Tagen Anfang Mai im St. Walburg’s Hospital Geschichte geschrieben wurde mit der erstmaligen und bisher einmaligen Einführung einer KI, die auf die Erkennung von Tuberkulose sowie zahlreicher weiterer Lungenerkrankungen auf den Röntgenbildern des Brustkorbs trainiert wurde. Die Inzidenzrate der Tuberkulose liegt in Tansania im Jahr 2023 bei 183 von 100.000 Einwohnern und ist nach wie vor eine der am weitesten verbreiteten Krankheiten. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Inzidenzrate gerade einmal bei 4,9 Fällen! Aufgrund der fehlenden fachlichen Spezialisierung der Ärzte vor Ort wird die Krankheit häufig nicht erkannt, sodass sich die Erkrankung in den Dörfern ab dem ersten Patienten nahezu unbemerkt rasant ausbreiten kann.

Stefanie Kolada, Gastgeberin des Abends und Geschäftsführerin des Benedictus Krankenhauses Feldafing, hat ebenfalls ihr Herz verloren – sie allerdings nicht im tansanischen Busch, sondern in luftiger Höhe an die Street Doctors in La Paz, Bolivien. Sie bringen „Hoffnung auf vier Rädern“ für die Straßenkinder dieser Stadt der Extreme auf 3.650 Metern über dem Meeresspiegel. Über 6.000 Kinder leben hier ohne soziale Absicherung auf der Straße. In drei zu rollenden Arztpraxen umgebauten Minibussen fahren die Street Doctors durch die Straßen von La Paz und behandeln die Kinder und Jugendlichen kostenlos. In jeder Ambulanz gibt es einen Arzt sowie einen Zahnarzt, der Fahrer ist gleichzeitig Sanitäter. Auch Kinder, die mit ihren Müttern unter schwierigen hygienischen Bedingungen in beengten Zellen in den Frauengefängnissen leben, werden besucht und medizinisch versorgt. Zudem werden regelmäßig Schulen in den Problembezirken und armen Gegenden für Gesundheits-Check Ups und die Behandlung von Erkrankungen angefahren. Dabei sind die Street Doctors viel mehr als nur medizinische Teams: Genauso häufig leisten sie seelische Betreuung ihrer kleinen Patientinnen und Patienten, spenden Trost und bieten zumindest einen kleinen Lichtblick im harten Alltag der Kinder.

Den Abschluss bildete ein emotionaler Einblick in die Situation der Irrawaddy Doctors und Swimming Doctors in Myanmar, „einem Land, das nicht zur Ruhe kommt“, wie Michael Kneis berichtete. Er ist einer der fünf Konzerngeschäftsführer der Artemed Kliniken und begleitet das Projekt seit 2017, als die schwimmende Klinik „Polli“, an die Artemed Stiftung übergeben wurde. Seit 2024 leistet ihr ein zweites Schiff, die „MS Fortuna“ ebenfalls unter dem Dach der Stiftung Gesellschaft. Die medizinischen Teams an Bord betreuen ebenfalls seit mehr als einem Jahrzehnt die Menschen, die in der schwer zugänglichen und wirtschaftlich bedeutungslosen Region des Irrawaddy Deltas in großer Armut leben. Die Gesundheitsversorgung ist katastrophal, durch den anhaltenden Bürgerkrieg wird die Situation immer prekärer, Medikamente gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt. Doch dank des Engagements der Stiftung sowie dank treuer Spender und Ehrenamtlicher gibt es selbst in dieser Situation Positives zu berichten: Das Geburtshaus, das von wenigen Jahren realisiert werden konnte und einen großen Beitrag leistet im Kampf gegen die Mutter-Kind-Sterblichkeit, hat eine Solaranlage erhalten, denn staatlichen Strom gibt es immer nur wenige Stunden am Stück. Die Polli erhielt endlich die dringend benötigte Wasseraufbereitungsanlage, um eine sichere, von Meersalz und Bakterien befreite Wasserversorgung zu gewährleisten. Das Erdbeben Ende März hat die Projekte zum Glück verschont, doch die Teams haben sofort in Regionen, die massiv betroffen sind, erste Hilfe geleistet und tragen – ebenfalls dank der dafür eingeworbenen Spenden – zur nachhaltigen Unterstützung z. B. beim Bau von Unterkünften und Toilettenanlagen bei, eine besonders wichtige Maßnahme zur Verringerung der Seuchengefahr.

Ein Abend, der nach einer Wiederholung verlangt!

Beeindruckt waren sie, die Jubiläumsgäste – beeindruckt von der Arbeit der Artemed Stiftung, beeindruckt von den Berichten aus drei so unterschiedlichen Kontinenten, beeindruckt vom Engagement vieler Einzelner, die gemeinsam Großes bewirken. Neue Mitglieder für den Freundeskreis wurden gewonnen, und beim Ausklang mit tansanischen Klängen und Gerichten bestand die Möglichkeit, sich mit den Vortragenden und Einsatzteilnehmern aus den Projekten auszutauschen. Ärztliche Kolleginnen und Kollegen standen ebenso Rede und Antwort wie der ehrenamtliche IT-Spezialist, dessen unermüdlicher Einsatz die Implementierung der KI in Tansania überhaupt erst möglich gemacht hat.
Ein ausgesprochen gelungener Abend finden auch Sabine Maria Salfeld und Kathrin Brosowski, Geschäftsführerin der Artemed Stiftung. Sie sind sich einig: „Das machen wir wieder!“ – beim nächsten Mal dann mit einem herzlichen „Kyawsoepa de“ oder „Bienvenido“!

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