Bei einem Besuch vor Ort in der Schwabinger Kinderklinik haben sich kürzlich der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter über das Telemedizinprojekt „TelEmergency Kids“ der Schwabinger Kinderklinik und der Kreisklinik Ebersberg informiert.
Die beiden Häuser haben im Januar 2025 den Aufbau einer Kooperation zur besseren Versorgung von Kindernotfällen mittels telemedizinischer Versorgung vereinbart: Kinder, die in der Ebersberger Notaufnahme vorgestellt werden, erhalten rund um die Uhr Experteneinschätzungen aus der spezialisierten Kinderklinik Schwabing. Ein Modell, das Versorgungslücken schließt und bundesweit Schule machen könnte.
Landrat und Oberbürgermeister sind Vorsitzende im Aufsichtsrat der Ebersberger Kreisklinik bzw. der München Klinik und haben die Schirmherrschaft über die Kooperation übernommen. Expert*innen aus beiden Häusern haben das Projekt vorgestellt.
Landrat Robert Niedergesäß erklärte dazu: „Für die Kinder und Familien im Landkreis Ebersberg ist „TelEmergency Kids“ ein sehr gutes Zusatzangebot zur medizinischen Notfallversorgung, gerade auch in Zeiten, wo es im ländlichen Raum leider immer weniger Kinderarztpraxen gibt. Die innovative Kooperation mit der München Klinik ist auch in einer sich verändernden Kliniklandschaft beispielgebend für eine interkommunale Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen. Ich danke unserem zukunftsorientierten Klinik-Team für diese gemeinsame Initiative mit den Kollegen aus München.“
Dieter Reiter schloss sich an: „Die Zusammenarbeit unserer München Klinik mit dem Kreiskrankenhaus Ebersberg und damit mit der Region ist nicht nur eine moderne Art der Kooperation, sondern hat durchaus Pilotcharakter. Wenn wir die Digitalisierung auf diese Weise nutzen, unterstützen wir nicht nur die Kliniken in der Region, sondern sorgen so für möglichst kurze Wege und eine gleichzeitig optimale medizinische Versorgung unserer Kleinsten und Ihrer Familien.“
Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg ergänzte: „TelEmergency Kids ist eine Innovation „made in München und Ebersberg“, die die Notfall-Versorgung von Kindern bei uns im Haus weiter verbessert. Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit der München Klinik in Schwabing mit einer relativ einfachen Lösung so viel für Familien mit Kindern erreichen.“
Prof. Viktoria Bogner-Flatz, Ärztliche Direktorin und Chefärztin Zentrale Notaufnahme Kreisklinik Ebersberg berichtete: „In den ersten Wochen haben wir gesehen, wie gut die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Kinderheilkunde und Kinderchirurgie der München Klinik funktioniert und wie sehr Kinder, Jugendliche und ihre Familien profitieren.“
Dr. Christian Bayer, Medizinischer Direktor Kreisklinik Ebersberg informierte weiter: „Telemedizin ist in anderen Bereichen der Medizin, etwa bei der Behandlung von Schlaganfällen, bereits seit Jahren erfolgreich im Einsatz. Durch unsere gemeinsame Idee, TelEmergency Kids, gemeinsam mit der MüK Schwabing, können wir dieses etablierte Vorgehen auch in der Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen in die Regelversorgung bringen.“
So funktioniert die Zusammenarbeit:
Während lebensbedrohlich erkrankte oder verletzte Kinder weiterhin durch den Rettungsdienst sofort in eine spezialisierte Kinderklinik gebracht werden sollen, besteht in der Notfall- und Akutmedizin eine Versorgungslücke für nicht lebensbedrohlich erkrankte Kinder. Viele Eltern kennen die Problematik: Abends, die eigene Kinderärztin ist nicht mehr erreichbar, und das Kind bekommt plötzlich starke Schmerzen. Die bekannten Hausmittel helfen nicht und das Kind braucht ärztlichen Rat, wobei die nächste Kinderklinik viele Kilometer entfernt ist. Die 116117 oder gar die 112 anrufen? Häufig suchen dann Eltern die nächstgelegene Notaufnahme auf, auch wenn diese keinen Pädiater vor Ort hat.
Allein im Jahr 2024 wurden über 3.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in der Ebersberger Notaufnahme versorgt – das entspricht 10 Prozent aller Fälle. Genau hier setzt TelEmergency Kids an: Kinder, die in der Ebersberger Notaufnahme vorgestellt werden, erhalten künftig per Videoschalte (dem sogenannten Telekonsil) eine direkte Einschätzung durch einen kinderärztlichen Notfallmediziner aus der München Klinik Schwabing, die auf Kindernotfallversorgung der höchsten Stufe spezialisiert ist. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt vor Ort und den Eltern wird die bestmögliche Entscheidung getroffen – sei es eine sofortige Verlegung, eine Behandlung vor Ort oder eine ambulante Weiterbetreuung. Durch diesen innovativen Ansatz können unnötige Fahrtstrecken und Verlegungen vermieden, Wartezeiten reduziert, Eltern und Kindern viel Stress erspart und die Notaufnahmen entlastet werden. Durch digitale Konsile mit pädiatrischen Fachärzten wird eine schnelle, sichere und wohnortnahe Behandlung ermöglicht. Auch das Personal beider Notaufnahmen profitiert von der direkten Einschätzung vor Ort. Mit TelEmergency Kids leisten die Kreisklinik Ebersberg und die München Klinik Schwabing einen entscheidenden Beitrag, um Kindernotfall- und Akutversorgung auch in ländlichen Regionen effizienter und sicherer zu gestalten.