50 ist das neue 40 heißt es - da frage ich mich, warum sagt das niemand meinen Knien?! Ganze Industriezweige haben schon seit längerem die Generation 50+, 60+ und 70+ entdeckt. Vorbei die Zeit, in der man Rentner mit Heizdecken und Kaffeefahrten locken konnte. Auch das früher so beliebte Rentner-Beige ist passé - heute schockt es niemanden mehr, wenn auch Ältere die aktuellen Trends mitmachen und nicht selten auch Trends setzen. Alt werden ist heute gar kein Problem mehr - oder?
Blickt man weiter zum Horizont blinken Pflegekrise - niedrige Renten - Altersarmut - Krankheit und unvermeidlich, irgendwann der Tod auf. Da kauft man doch lieber noch schnell ein Paar grellbunte Sneaker, bevor man sich mit den Schattenseiten, die für manche das Alter mitbringt, auseinandersetzt. Denn viele glauben: Alt werden nur die anderen. Am besten kann man das bei Klassentreffen feststellen, bei denen man sich wundert, wer all' die alten Leute sein sollen, die sich da ums Buffet gruppieren. Nur man selber ist höchstens gereift und nicht vor der Zeit gealtert.
Aber Spaß beiseite, Altersarmut ist kein Einzelphänomen mehr. Die Stadt München beispielsweise bietet für Senioren mehrmals in der Woche einen kostenlosen Mittagstisch in verschiedenen Alten- und Servicezentren an. Für eine Einzelperson liegt die Einkommensgrenze hier derzeit bei 1.820 Euro netto, für eine Lebensgemeinschaft oder Ehepaare bei 2.910 Euro netto.
Viele wissen gar nicht so genau, wie viel Rente sie eigentlich bekommen und dass so ein Prozess auch dauert, bis die Rente dann auch tatsächlich berechnet und ausgezahlt wird. Die Schuldnerberatung der Caritas kann ein Lied davon singen. Immer mehr frisch gebackene Rentner geraten in die Schuldenfalle, weil die Rentenzahlung häufig nicht nahtlos an das letzte Gehalt anschließt, sondern eine Lücke von drei bis vier Monaten entstehen kann. Zwar wird das Geld rückwirkend ausbezahlt, aber bei Menschen, deren bester Freund der Dispo ist, kann das schnell zu schlimmen Problemen führen. Wer also auf ein goldenes Alter hofft, der sollte sich möglichst rechtzeitig mit den Themen auseinandersetzen, die mit dem Alter einhergehen. Auch eine Beratung bei der Rentenversicherung beizeiten empfiehlt sich, um bösen Überraschungen vorzubeugen.
Geld ist auch in Sachen „Gutes Alter” ein wichtiger Faktor, wenn man sich auf einen erfüllten Lebensabend freuen will. Aber auch mit wenig Geld muss das Alter nicht trostlos sein.
In München gibt es zahlreiche Stiftungen und Vereine, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, bedürftigen Rentnern finanziell unter die Arme zu greifen. Das staatliche Rentensystem hinterlässt eine große Lücke – jeder zweite Rentner ist in Deutschland von Armut betroffen.
Als erster Verein seiner Art in Deutschland setzt sich Lichtblick Seniorenhilfe e. V. für arme Rentnerinnen und Rentner ein, deren Rente trotz lebenslanger Arbeit nicht für das Nötigste reicht. „Wir unterstützen heute über 31.000 Rentnerinnen und Rentner deutschlandweit – mit Geldspenden und anderen Hilfsangeboten, ein Leben lang”, erklärt Gründerin Lydia Staltner (www.seniorenhilfe-lichtblick.de) Ebenfalls setzt sich der Verein „Ein Herz für Rentner”, 2016 von Sandra Bisping gegründet, für die Belange armer Rentner ein (www.einherzfuerrentner.de). Beide Vereine unterstützen die Senioren aber nicht nur finanziell, sondern auch mit geselligen Veranstaltungen, denn Armut macht häufig nicht nur krank, sondern oft auch einsam. Beide Vereine leisten Großartiges, für ihre Arbeit sind sie aber auf finanzielle Unterstützung von Spendern angewiesen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit, die einem plötzlich zur Verfügung steht, wenn man mit dem Arbeiten aufgehört hat. Auf das Ende des Arbeitslebens sollte man sich nicht nur finanziell einstimmen, sondern auch persönlich. Für viele bedeutet ihre Berufstätigkeit auch Erfüllung und Bestätigung. Was bin ich noch wert, wenn ich nicht mehr arbeite, wer bin ich noch, ohne meine Aufgaben?! Hier kann ein Ehrenamt Wunder wirken. Die eigenen Fähigkeiten kann man dabei weiter einbringen, eine Beitrag zum gesellschaftlichen Leben leisten und neue Leute kennenlernen. In vielen Kommunen kann man sich bei den Nachbarschaftshilfen erkundigen, welche Posten zu besetzen sind, die Bandbreite an Ehrenämtern ist riesig und reicht vom Schulweghelfer über den Schatzmeister eines Vereins bis hin zum Engagement im Tierheim. Auch die Volkshochschulen sollte man nicht links liegen lassen. Studien haben gezeigt, dass wer auch im Alter noch interessiert ist und neues lernt, die Wahrscheinlichkeit verringert, an Alzheimer zu erkranken.
Ein wichtiger Punkt ist für das Alter auch die Frage nach der Pflege. Hier ist vor allem die Politik gefragt. Eine würdevolle Pflege von Kranken und Alten ist kein persönliches Schicksal oder alleinige Aufgabe der Angehörigen - es ist wie die Kinderbetreuung ein gesamtgesellschaftliches Problem. So wie es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gibt, sollte es einen Rechtsanspruch auf eine menschenwürdige Pflege geben. Gibt es einen Rechtsanspruch, müssen die Kommunen nämlich aktiv werden. Das löst natürlich nicht alle Probleme, wie man bei der Kinderbetreuung sieht, die ja auch mit Personalmangel zu kämpfen hat, doch rückt das Thema somit immer wieder in die öffentliche Diskussion, genau da wo es hingehört.
Last but not least: Glück im/trotz/wegen des Alters. Wenn man ein wenig Disziplin und gute Gene wie der Schauspieler und Modell Albrecht von Weech hat, der in Schwabing lebt und auf vielen Bühnen zuhause ist, verliert man mit einem Plus an Lebensjahren nicht seine Ausstrahlung und seinen Glow. Noch immer verzaubert er mit seinem Charme Männer wie Frauen, und macht Lust darauf, das Leben zu genießen: „Das alt werden nichts Schlimmes sein muss, ist schon mal der falsche Ansatz. Denn die Alternative ist doch ziemlich traurig. Es fehlt vielen Menschen an Demut dem Leben selbst gegenüber - die Dankbarkeit jeden Tag die Augen aufzumachen und das Beste aus dem Tag zu machen.”
Wir werden in diesem Jahr noch häufig über das Thema „Alter” in ganz unterschiedlichen Facetten berichten, damit wir alle am Ende sagen können: „Oldie, but Goldie!”