Seit 75 Jahren unterstützt der katholische Männerfürsorgeverein (kmfv) Menschen in existenziellen Notlagen – mit individueller Beratung, sicheren Unterkünften und vor allem mit Respekt. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch, mit seinen ganz persönlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Als Fachverband der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe ermöglicht der kmfv Menschen neue Perspektiven für sich finden. Ob jemand wohnungslos, arbeitslos, suchtkrank oder straffällig geworden ist – der kmfv berät, betreut und begleitet mit dem Ziel der sozialen wie auch beruflichen Wiedereingliederung. Als Hilfsnetzwerk aus über 60 Fachdiensten, Einrichtungen und Projekten bietet er insgesamt 1.800 Plätze für Hilfesuchende an und unterstützt jährlich rund 8.000 Mitbürgerinnen und Mitbürger in München, Oberschleißheim, Freising, Landshut und Garmisch-Partenkirchen.
Vor dem Hintergrund der dramatischen Zustände in den überfüllten Notunterkünften der Bahnhofsmission im kriegszerstörten München und der Vielzahl der auf der Straße schlafenden Menschen gründet Stadtpfarrprediger Adolf Mathes mit einer Gruppe von Gleichgesinnten vor 75 Jahren den kmfv. Er war schockiert von der Situation wollte helfen. Deshalb überzeugt er die Stadt München, einige Bunker für die Unterbringung wohnungsloser Menschen zu nutzen. Aus seiner Erfahrung in den Bunkern folgert Mathes, dass wohnungslose Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf brauchen, sondern ein an ihren Bedarfen orientiertes Hilfekonzept. Dieses Konzept prägt die Wohnungslosenhilfe bis heute und wird – an den Lebenswelten der betreuten Menschen ausgerichtet – immer weiter ausgebaut und ausdifferenziert. Beispielhaft hierfür sind die folgenden fünf Bereiche:
Angebote für ältere Wohnungslose
Wohnungslosigkeit führt oft zu frühzeitigem Altern und einem frühen Bedarf an Pflege. 1979 entsteht das erste Haus für ältere wohnungslose Männer in der Franziskanerstraße, gefolgt von Einrichtungen in der Gabelsbergerstraße und Waakirchner Straße. Mit finanzieller Unterstützung der Erzdiözese München und Freising eröffnet der kmfv 1996 in Oberschleißheim das Haus St. Benno als erste „Pflegeeinrichtung“ für Wohnungslose.
Ausweitung des Ambulanten Bereichs
In den Jahre 1990 und 1995 eröffnete der kmfv die niedrigschwelligen Einrichtungen „Haus an der Kyreinstraße” und „Haus an der Chiemgaustraße”, um wohnungslosen Menschen eine sichere Unterkunft mit wenigen Zugangsbeschränkungen zu bieten. Ab 2008 entwickelt der kmfv verstärkt ambulante Hilfsangebote in München, Freising und Landshut, um Wohnungsverlust zu verhindern und Betroffene nachhaltig in ihren Wohnungen zu unterstützen.
Angebote für psychisch Kranke
Durch wissenschaftliche Studien entwickelt der kmfv seine Angebote zur verbesserten Unterstützung psychisch kranker wohnungsloser Menschen weiter. Ein Ergebnis ist das 2004 eröffnete und vom Bezirk Oberbayern finanzierte „Haus an der Knorrstraße”. Auch im ambulanten Bereich wurden die Angebote für Betroffene stetig weiterentwickelt. So entstanden Therapeutische Wohngruppen und das Angebot des Betreuten Einzelwohnens.
Medizinische Versorgung für alle Menschen
Die schlechten Lebensbedingungen und extremen Witterungsverhältnisse auf der Straße führen oft zu akuten und chronischen Erkrankungen. Viele Leiden werden von Betroffenen erst lange nach ihrer Entstehung wahrgenommen. Hinzu kommt, dass sich viele wohnungslose Menschen nicht über die medizinische Regelversorgung behandeln lassen oder lassen können. Für sie hat der kmfv spezialisierte medizinische Versorgungsangebote wie etwa die Münchner Straßenambulanz, das Münchner Zahnmobil oder die Krankenwohnung entwickelt.
Initiative Wohnen
Der kmfv beteiligt sich aktiv am Miet- und Wohnungsmarkt. Um bezahlbares Wohnen langfristig möglich zu machen, schafft er zum einen mit dem Quartier Mittenheim in Oberschleißheim selbst Wohnraum und geht zum anderen Kooperationen mit Vermietern ein, um Wohnraum für ehemals wohnungslose Menschen zu finden.
„Ohne die Unterstützung unserer Kostenträger – der Landeshauptstadt München, dem Bezirk Oberbayern, der Erzdiözese München und Freising, der Staatsministerien – und ohne die Zusammenarbeit mit unseren zahlreichen Partnerinnen und Partnern, Spenderinnen und Spendern und Ehrenamtlichen wäre es nicht möglich diese wichtigen, ausdifferenzierten Hilfsangebote für wohnungslose und straffällig gewordenen Menschen anbieten zu können. Vor allem aber: Ohne den großen Einsatz und die fachliche Kompetenz unserer Mitarbeitenden gäbe es dieses Hilfenetz nicht. Daher wollen wir das Jubiläum nutzen, um Danke zu sagen“, erklärt Ludwig Mittermeier, Vorstand des kmfv.