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Veröffentlicht am 02.07.2025 12:12

Absichtlich versenkt

Was passiert, wenn ein Auto ins Wasser fährt und wie kann man sich befreien? In einem bislang einmaligen Test hat der ADAC zwei Fahrzeuge – einen Seat Exeo und einen Citroën e-C4 – mehrmals absichtlich versenkt. Im Rahmen der Versuche sammelte der Automobilclub Daten zum Sinkverhalten der Fahrzeuge und untersuchte, welche Auswirkungen der Wassereinbruch auf die Bordelektrik hat. Gleichzeitig versuchte ein speziell ausgebildeter Taucher an Bord, sich auf verschiedenen Wegen zu befreien. Der Test fand auf dem Bundeswehrgelände in Oberjettenberg statt, das über ein mehrere Meter tiefes Durchfahrbecken für Panzer verfügt.

Im Ergebnis zeigt sich, dass den Insassen oft nur wenig Zeit bleibt, um sich aus einem sinkenden Auto zu befreien. Der Citroën ging in etwa drei Minuten unter, bei dem Seat dauerte es nur rund eine Minute länger. Beide Autos waren nach den Versuchen nicht mehr fahrbereit.

Es bleibt
nur wenig Zeit

Während des Sinkvorgangs testete der Taucher verschiedene Wege, um sich aus dem Fahrzeug zu befreien. Ergebnis: Der einzig sinnvolle Weg ist nach den ADAC-Erkenntnissen, das Seitenfenster zu öffnen und herauszuklettern. So konnte sich der Taucher nach unter einer Minute befreien. Sollte der Fensterheber wegen des Wassereinbruchs ausfallen, ist das Einschlagen der Seitenscheiben in manchen Fällen eine mögliche Option. Allerdings war dies nur dann möglich, wenn beim Fahrzeug keine Doppelverglasung eingebaut war. Über die verfügt jedoch der Seat, was den Insassen vor ein fast unlösbares Problem stellt. Im Versuch war selbst der Einsatz eines Nothammers und eines sogenannten Federkörners erfolglos – die Scheibe ließ sich nicht einschlagen.

Die letzte Option stellte bei diesem Szenario der Ausstieg über die lediglich einfach verglaste Heckscheibe dar. In einem Ernstfall mit verschlossenen Fenstern ist dies der einzige Ausweg, der allerdings möglichst schnell genutzt werden sollte. Denn die Fahrzeuge versinken steil mit der Motorhaube voraus, was das Durchsteigen in den Kofferraum zusätzlich erschwert. Gepäck und Gegenstände im Kofferraum oder auf der Rückbank können ein zusätzliches Hindernis sein. Seitenfenster aus Verbundglasscheiben oder mit Doppelverglasung haben das Kürzel „XI“ aufgedruckt, ein Hinweis auf diese Bauformen findet sich zudem in der Rettungskarte des Fahrzeugs.

Den Ausstieg über die Fahrzeugtür kennt man zwar aus Actionfilmen, er ist aber ein Szenario, das der ADAC keinesfalls empfehlen kann. Die Türen der Autos ließen sich zuerst gar nicht öffnen und selbst nach dem Druckausgleich unter Wasser war dies nur unter größter Kraftanstrengung möglich. Der Taucher befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits eineinhalb Minuten komplett unter Wasser. Ein Insasse im kalten Wasser, der zudem unter Stress steht, hätte so kaum Überlebenschancen.

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