Bis einschließlich Sonntag, 30. November, zeigt der afghanische Künstler Niaz Naseri im Gewölbesaal des Kulturzentrums Mohr-Villa, Situlistraße 73, die eindrucksvolle Ausstellung „Amphoras”. Sie ist montags von 13 bis 16 und donnerstags von 17 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 089 324 32 64 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die Mohr-Villa erreicht man mit der U6, Ausstieg Freimann. Die Ausstellung würdigt das eindrucksvolle Zusammenspiel von Erinnerung und Gegenwart, Kunst und Exil – und lädt zur Begegnung mit einem Künstler ein, der mit beeindruckender Klarheit Brücken zwischen den Welten schlägt.
Seit 2018 ist Niaz Naseri mit der Interkulturellen Stiftung Kolibri verbunden, die ihn seither auf seinem künstlerischen Weg unterstützt. Das Kolibri-Kunst-Kabinett, eine Initiative dieser Stiftung, präsentiert zeitgleich im Haupthaus, Situlistraße 75, die Ausstellung „Mit Bildern bewegen“, wodurch ein besonderer Raum für Inspiration, Begegnung und Austausch in der Mohr-Villa entsteht.
Im Mittelpunkt von Niaz Naseris Ausstellung stehen Amphoren – in der afghanischen Kultur als heilige Vasen verehrt. Diese Gefäße, einst genutzt zur Aufbewahrung von Wasser, Wein, Getreide oder Münzen, verkörpern Jahrhunderte überdauernde Geschichte. Sie sind Sinnbilder der reichen Zivilisation und des so vielfältigen kulturellen Erbes seines Heimatlandes.
Naseri greift diese Symbolik auf und verwandelt sie in großformatige, malerisch-poetische Kompositionen. Die Amphoren erscheinen in seiner Kunst in unterschiedlichsten Formen: realistisch oder abstrakt, kräftig konturiert oder sanft verschwimmend, stets durchzogen von tiefen Farbtönen – von schimmerndem Gold bis zu mattem Ocker. Kalligrafische Einschübe aus der persisch-afghanischen Poesie verleihen den Bildern zusätzliche Tiefe und verbinden bildende Kunst mit literarischem Erbe. „Ich möchte mit meinen Händen den Staub und die Asche des Krieges wegwischen”, sagt Naseri. „Meine Bilder sollen daran erinnern, wie schön und facettenreich unsere Kultur ist.”
Der 1988 geborene Künstler lebt seit 2016 in Deutschland. In Herat, einer traditionsreichen westafghanischen Kunstmetropole, hatte er als Grafiker gearbeitet, bevor er seine Heimat verlassen musste. Nach der Anerkennung seines Asylantrags absolvierte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger – und arbeitete unter anderem in der Intensivbetreuung an der Berliner Charité sowie am Deutschen Herzzentrum in München.