Niedrigschwellige akzeptierende Suchthilfe – das klingt nach Fachsprache. Tatsächlich beschreibt es etwas sehr Konkretes: Orte, an denen Menschen mit Suchtmittelgebrauch willkommen sind. Ohne Bedingungen, ohne Bewertung. Orte, an denen Hilfe beginnt, wo andere Angebote längst aufhören.
Vier solcher Orte gehören zu Condrobs und prägen seit Jahrzehnten das Münchner Hilfesystem: der Kontaktladen off+, der seit 35 Jahren Menschen mit Suchtmittelgebrauch begleitet, der Kontaktladen limit (25 Jahre), das Suprima Wohnheim und der Spendenladen & Secondhand, die beide seit 15 Jahre bestehen. Zusammen ergeben sie 90 Jahre niedrigschwellige, akzeptierende Suchthilfe – 90 Jahre drauf & dran. Dieses wichtige Jubiläum wurde am kürzlich im Feierwerk groß gefeiert.
Bei der Jubiläumsveranstaltung wurde schnell deutlich, dass es hier nicht nur um Zahlen geht, sondern um eine Haltung. „Unsere Arbeit steht für eine lange Zeit fachlich fundierter, verlässlicher Unterstützung“, sagte Olaf Ostermann, Abteilungsleiter für niedrigschwellige Hilfen bei Condrobs. Diese Haltung ziehe sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Einrichtungen: Jeder Mensch habe das Recht auf Unterstützung, auch wenn er weiterhin konsumiert.
Der Bezirk Oberbayern, seit Jahrzehnten Partner von Condrobs, teilt diese Sicht. „Diese vier Einrichtungen sind weit mehr als soziale Angebote“, sagte der stellvertretende Bezirkstagspräsident Michael Asam in seinem Grußwort. „Diese Einrichtungen sind Orte, an denen sich Menschen ohne Vorbehalte angenommen fühlen und Wertschätzung erfahren.“ Besonders hob er das Suprima Wohnheim hervor, das Menschen auch dann aufnimmt, wenn sie weiterhin Suchtmittel konsumieren.
Unterstützung kommt auch von der Stadt München. „Niedrigschwellige Hilfen für Drogen konsumierende Menschen sind keine Selbstverständlichkeit“, sagte die 3. Bürgermeisterin Verena Dietl. „Für unsere Stadt sind sie aber eine Verpflichtung.“ Dietl erinnerte daran, dass Suchthilfe lange Zeit vor allem auf Abstinenz abzielte. Dank der Beharrlichkeit von Condrobs sei es gelungen, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen, so Dietl.
„Unsere Einrichtungen sind Orte, an denen Beziehungen wachsen“
Wie politisch relevant die Arbeit bis heute bleibt, machte Condrobs-Vorständin Katrin Bahr deutlich. „Diese vier Einrichtungen verkörpern, wofür Condrobs steht: Akzeptanz, Würde, Teilhabe, gelebte Solidarität und Inklusion“, sagte sie. „Unsere niedrigschwellige, akzeptierende Drogenarbeit ist immer auch ein politischer Einsatz: für die Belange unserer Klientel als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft.“
Condrobs ist ein überkonfessioneller Träger mit vielfältigen sozialen Hilfsangeboten in ganz Bayern und hilft benachteiligten Menschen und ihren Angehörigen. Aus einer Selbsthilfeinitiative entstanden, arbeiten heute mehr als 1.000 Mitarbeiter in über 100 Einrichtungen. Unser breit gefächertes Angebot umfasst innovative Projekte und Einrichtungen der Prävention, Sucht- und Wohnungslosenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Migrationsarbeit. Mehr Infos unter www.condrobs.de.